Essen. Die Stadt Essen hat einen aufsehenerregenden Entwurf für den Regattabereich am Baldeneysee vorgelegt. Das ist geplant.

Die Sport- und Bäderbetriebe der Stadt Essen haben einen aufsehenerregenden Entwurf für die angestrebte Neugestaltung der Regattastrecke am Baldeneysee vorgelegt. Geplant ist nicht nur eine neue Tribüne. Spektakulär ist die Idee, den Parkplatz unterhalb der Freiherr-vom-Stein-Straße unter einem Deckel zu verstecken. Auf dessen Oberfläche soll eine Parklandschaft mit Blick auf den See entstehen. Was für eine Aussicht! Wenn es denn so kommt ...

Für die Sport- und Bäderbetriebe ist es der zweite Anlauf, um aus dem bei Besuchern wie Sportlern beliebten, aber in die Jahre gekommenen Regattabereich ein neues „Tor zum Baldeneysee“ zu machen. Zur Erinnerung: Der erste Anlauf mündete in einem von der Stadt ausgelobten Architektenwettbewerb, aus dem ein zweitplatzierter und zwei drittplatzierte Entwürfe hervorgingen, aber kein Sieger. Leider sei es keiner Arbeit gelungen, die vielschichtigen Aufgaben in ein überzeugendes Gesamtkonzept umzusetzen, heißt es im Protokoll der Jury-Sitzung.

So stellen sich die Planer die neue Tribüne am Baldeneysee mit dem dahinter liegenden Parkdeck vor.
So stellen sich die Planer die neue Tribüne am Baldeneysee mit dem dahinter liegenden Parkdeck vor. © GSF | Timon von Wiecken

Damit dürfte allenfalls die halbe Wahrheit beschrieben sein. Denn wie zu hören war, fühlten sich der Sport und dessen politische Interessenvertreter übergangen; die Belange der Vereine, die den Regattabereich für Training und Wettkämpfe nutzen, seien nicht genügend berücksichtigt worden. Deshalb hieß es: zurück auf Los.

Die Sport- und Bäderbetriebe der Stadt Essen sprechen von einem großen Wurf

Erwünscht sei „ein ganz großer Wurf“, sagt Michael Kurtz, Betriebsleiter der Sport- und Bäderbetriebe, bei denen die Fäden für die Neugestaltung des Regattabereichs zusammenlaufen. Bislang spricht alles dafür, dass der Entwurf, den die GSF Planungsgesellschaft für Sport- und Freizeitbauten aus Hamm dem Sportausschuss des Stadtrates vorgelegt hat, die Erwartungen sogar übertrifft.

Autofahrer sollen, von der Freiherr-vom-Stein-Straße kommend, über eine Rampe in das Parkdeck geführt werden. Dessen Deckel böte nach Vorstellung der Planer Raum für Grün, Wege und Plätze zum Verweilen.
Autofahrer sollen, von der Freiherr-vom-Stein-Straße kommend, über eine Rampe in das Parkdeck geführt werden. Dessen Deckel böte nach Vorstellung der Planer Raum für Grün, Wege und Plätze zum Verweilen. © GSF | Timon von Wiecken

Als Computeranimation wirkt das neue „Tor zum Baldeneysee“ jedenfalls mehr als vielversprechend. Die Planer haben den heute wenig ansehnlichen Parkplatz hinter der Tribüne am Regattaturm überbaut, so dass der Höhenunterschied zwischen der Freiherr-vom-Steinstraße und dem Tribünenbauwerk verschwindet.

Autofahrer werden direkt von der Freiherr-vom-Stein-Straße über eine Rampe in die Parkgarage geführt. Deren Flachdach bietet genügend Raum für viel Grün und Platz zum Verweilen. Durchbrochen wird die Decke durch Lichthöfe, aus denen Bäume in die Höhe wachsen. Vom Parkhaus Hügel würde man über eine Parklandschaft hinweg auf den Baldeneysee blicken.

Die alte Tribüne, 1962 erbaut, soll nach den Plänen der Sport- und Bäderbetriebe Ende kommenden Jahres abgerissen werden und einem Neubau weichen.
Die alte Tribüne, 1962 erbaut, soll nach den Plänen der Sport- und Bäderbetriebe Ende kommenden Jahres abgerissen werden und einem Neubau weichen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der „Parkplatz-Deckel“ ist nur ein Baustein der Planung. Einer, für den Baurecht erst noch geschaffen werden muss, und der die Architekten noch vor Herausforderungen stellen dürfte, wenn es um die Details geht. Einen Deckel mit einem Park obendrauf hat man auch nicht alle Tage. Vor allem ist es ein Baustein, von dem man noch nicht weiß, was er die Stadt kosten würde. Denn das muss noch ermittelt werden, wie Michael Kurtz einräumt.

Aus einer Aussichtsplattform über dem Baldeneysee wurde nichts

Luftschlösser wurden bereits gebaut am Baldeneysee. In Erinnerung geblieben ist eine Aussichtsplattform, eine Art Steg vom hochgelegenen S-Bahnhof Hügel über das Seeufer hinaus. Daraus geworden ist nichts. Dem begrünten „Parkplatz-Deckel“ soll es nicht genauso ergehen. Die Sport- und Bäderbetriebe streben laut Kurtz einen Grundsatzbeschluss an, damit die Planungen weitergehen und die Stadt bei der Aufstellung eines Bebauungsplanes keine Zeit verliert.

Mehrere Wege zum See

Die Stadt Essen hat sich bereits vor Jahren zum Ziel gesetzt, den Baldeneysee aufzuwerten. Allen voran gilt das für den stark frequentierten Regattabereich als „Tor zum Baldeneysee“. In diesem Zusammenhang sind auch Planungen in Kupferdreh zu sehen, wo aus dem Gewerbegebiet an der Prinz-Friedrich-Straße ein „Seeviertel“ werden soll mit einer attraktiveren Verbindung vom Kupferdreher S-Bahnhof zum Baldeneysee als heute der Fall ist.

Gleiches gilt für den geplanten Ausbau des Buswendeplatzes in Heisingen, wo zudem neue Parkplätze entstehen sollen. Die Stadt will so Besuchern des Baldeneysees mehrere Anlaufstellen bieten und den Regattabereich damit entlasten.

Der Rat der Stadt soll diesen Grundsatzbeschluss fassen, möglichst zeitgleich mit einem Baubeschluss für eine neue Tribüne. Die Planungen dafür sind bereits konkret. Der Neubau soll rund 6,6 Millionen Euro kosten und in seinem „Bauch“ Platz für Büros, Lagerflächen und Funktionsräume bieten. Auch eine Anlaufstelle der Weiße Flotte Baldeneysee für Ticketverkauf und Touristeninformationen soll in das Bauwerk integriert werden.

Ende kommenden Jahres wollen die Sport- und Bäderbetriebe die alte Tribüne abreißen und mit dem Neubau beginnen, der mehr Platz zum Ufer lassen soll, als es heute der Fall ist. Wie es danach weitergeht, ob mit dem „Parkplatz-Deckel“ oder einem Neubau für den Olympiastützpunkt, der gleich neben dem Regattahaus entstehen soll und ebenfalls Bestandteil der Planungen ist, liegt dann in den Händen der Politik.