Essen-Bredeney. Heinz Heuer gibt nach 18 Jahren seinen Kiosk gegenüber vom alten Rathaus Bredeney in Essen auf. Das Gebäude hatte früher eine andere Funktion.
- Der Kioskbetreiber kannte den Standort schon als Außendienstler.
- Ein Großteil sind Stammkunden, aber auch Fahrgäste der Ruhrbahn kaufen bei Heinz Heuer ein.
- Als Rentner will der Kupferdreher Tagesausflüge machen.
Seit vielen Jahrzehnten gibt es das kleine Häuschen gegenüber vom alten Rathaus Bredeney, allerdings nicht von Anfang an als Kiosk. Zum Jahreswechsel werden sich die Kundinnen und Kunden des „Bredki“, des Bredeneyer Kiosks, umgewöhnen müssen. Nach 18 Jahren vor Ort geht Kioskbetreiber Heinz Heuer in Rente – mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
„Zwei Kaffee mit Milch und Zucker, wie immer?“ Heinz Heuer kennt die Wünsche seiner Stammkunden. Gerade am frühen Morgen ist viel los, so mancher kauft auf dem Weg zur Arbeit sein Frühstück. Die Lage an der Straßenbahnschleife ist exponiert, der Kiosk geräumig und gut sortiert, die Kundschaft bunt – vom Bauarbeiter bis zum Arzt, von der Goetheschülerin bis zur Seniorin.
Das Sortiment des „Bredki“ ist eher ungewöhnlich. Statt loser Klümpkes gibt es reichlich Printmedien. „Das Pressesegment ist hier in Bredeney wichtig. Gerade am Wochenende verkaufen sich Zeitungen und Zeitschriften sehr gut“, weiß Heinz Heuer aus Erfahrung. Auf unverpackte Bonbons verzichtet er nicht nur aus hygienischen Gründen. „Das wäre einfach zu viel Aufwand, wenn die Schüler hier Schlange stehen und dann eins von diesen und zwei von jenen möchten.“ Konserven oder Katzenfutter hat Heuer ebenfalls nicht im Angebot. „Das wird hier nicht nachgefragt.“
Der Essener Kioskbetreiber freut sich auf die freie Zeit als Rentner
Er werde die Arbeit und seine Stammkunden vermissen, ist sich der Kupferdreher sicher. „Der Job hier ist schon sehr interessant. Aber natürlich freue ich mich auch darauf, mit meiner Frau, die auch gerade in Rente gegangen ist, mal für ein paar Tage wegzufahren“, sagt der 65-Jährige. Als Selbstständiger sei das nur schwer möglich, da dürfe man eigentlich nicht einmal krank sein.
An das frühe Aufstehen – Heuer ist schon um 5.30 Uhr vor Ort – und an die Wochenendarbeit hat sich der Vater einer Tochter längst gewöhnt. Manchmal hilft seine Frau aus, ansonsten übernehmen zwei Mitarbeiterinnen die Nachmittagsschichten.
Der Kupferdreher hatte zunächst eine Ausbildung zum Dreher gemacht, später dann als Spediteur und Großhändler gearbeitet. „Damals habe ich den Kiosk als Außendienstler betreut, daher kannte ich den Standort“, erinnert er sich. Fast 100 Jahre gebe es den Standort schon, schätzt Heuer. Zwar seien fast alle Unterlagen im Krieg verbrannt, aber auf alten Bildern sei zu sehen, dass es an der Stelle Anfang der 1930er Jahre einen Warteraum für Fahrgäste der Straßenbahn gegeben habe, später auch eine Telefonzelle. „Danach wurde hier dann Obst und Gemüse verkauft, dann wurde das Sortiment immer größer.“ Aus dem Wartehäuschen war ein Laden geworden.
Viele Ärzte, Rechtsanwälte und Unternehmer gehören zu den Kunden
Der Kiosk gegenüber vom Bredeneyer Rathaus gehört der Stadt, die ihn verpachtet. Als ein früherer Pächter aufhörte, habe er erst Nachfolger vermittelt, den kleinen Laden dann aber selbst übernommen und so den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Vom Existenzgründergeld habe er erstmal den Abstand an den Vorbesitzer bezahlt. „Es hat dann schon anderthalb Jahre gedauert, bis ich davon leben konnte, meine Frau hat damals für die Grundversorgung gesorgt“, blickt Heuer zurück.
Der Bredeneyer Kiosk ist täglich geöffnet
Noch bis zum 15. Dezember verkauft Heinz Heuer in seinem Kiosk an der Bredeneyer Straße 168 Kaffee zugunsten der Aktion „Lichtblicke“, die sich um Kinder in Not kümmert.Der Kiosk ist montags bis freitags, 6 bis 18.30 Uhr, samstags, 7 bis 13 Uhr, sowie sonntags 8 bis 13 Uhr, geöffnet.
Dass im Umfeld in Bredeney viele Arztpraxen und Rechtsanwaltskanzleien liegen, weiß er durchaus zu schätzen: „Da gibt es schon mal spontan einen Ratschlag, ohne in die Praxis kommen zu müssen.“ Sein Kiosk habe durchaus auch soziale Bedeutung. „Gerade viele ältere Kunden wollen einfach mal ein paar Worte sprechen.“ Beliebt sei das Tischchen vor der Tür für einen kleinen Plausch beim Kaffee oder Fleischwurstbrötchen. „Alkohol wird hier vor der Tür nicht getrunken, da lege ich Wert drauf“, betont Heinz Heuer, der auch mit Jugendlichen in dieser Hinsicht eigentlich nie Probleme hatte.
Dass der Kiosk auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand Anlaufstelle für die Bredeneyerinnen und Bredeneyer bleibt, davon ist Heinz Heuer überzeugt. Ein harter Schnitt sei sowieso nicht zu erwarten: Eine seiner Mitarbeiterinnen bleibe und seine Nachfolgerin werde er in der ersten Zeit noch unterstützen.