Essen. Die meisten Händler in Essen kontrollieren 2G-Nachweise konsequent. Schlangen bleiben aus. Wie die Kunden auf die neuen Regeln reagieren.

Die Einkaufsstraßen voll, die Läden eher leer, der Zugang in fast allen Geschäften nur mit 2G-Nachweis möglich: Die meisten Händler in der Essener Innenstadt setzen die neue 2G-Regel sofort konsequent um. Wie die Kunden reagieren und was der Einzelhandelsverband sagt.

Die Stimmung auf der Limbecker und Kettwiger Straße ist am zweiten Adventssamstag entspannt. Viele Läden haben ihren Eingangsbereich zugestellt, alle Kundinnen und Kunden müssen an einem Mitarbeitenden vorbei, der die 2G-Nachweise kontrolliert. Trotzdem gibt es kaum längere Schlangen vor den Geschäften, die meisten Menschen reagieren gelassen und zeigen das Handy mit den QR-Codes sowie den Personalausweis oft schon unaufgefordert vor.

Die meisten Händler in Essen kontrollieren die 2G-Nachweise direkt am Eingang

Allerdings: In einigen kleineren Billigboutiquen gibt es keine Kontrollen. Bei den Buchhandlungen ebenfalls nicht, was einige Passanten verwundert – aber die Buchhandlungen sind wie die Geschäfte des täglichen Bedarfs von der 2G-Regel ausgenommen.

Wie hier beim Modeschmuckgeschäft Bijou Brigitte kontrollierten die meisten Händler in der Essener Innenstadt konsequent die 2G-Nachweise.
Wie hier beim Modeschmuckgeschäft Bijou Brigitte kontrollierten die meisten Händler in der Essener Innenstadt konsequent die 2G-Nachweise. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Für Ulrich Braune (64) aus Frintrop sind die Kontrollen kein Problem. Er kommt mit seiner Frau gerade aus einer Kino-Vorstellung in der Lichtburg und findet die Kontrollen nicht schlimm. „In meinem Bekanntenkreis sind sowieso alle geimpft.“ Auch Kerstin Schneider, die gerade auf dem Weg zu Hema ist, sieht die Lage entspannt. Sie sei bisher überall kontrolliert worden, finde das gut. „Es gibt keine Schlangen vor den Läden und es ist sicherer.“

Auch Besucherinnen aus den Niederlanden bummeln durch die Essener City

Roelle, Saskia und Mirjam lassen sich den Spaß ebenfalls nicht verderben. Die drei jungen Frauen sind aus dem niederländischen Apeldoorn angereist, schlendern über den Weihnachtsmarkt und gehen shoppen. „Bei uns muss man den Impfausweis nur in Restaurants vorzeigen, dass man ihn auch in den Läden zeigen muss, ist für uns neu.“

Auch auf dem Weihnachtsmarkt gilt 2G

Auch auf dem Weihnachtsmarkt gilt die 2G-Regel, die mit Stichproben kontrolliert wird.

Nur Geimpfte und Genesene dürfen sich dort aufhalten, Glühwein trinken und einkaufen.

Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW Ruhr, sieht die neuen Regelungen hingegen weiterhin sehr kritisch. Er hofft, dass die Stimmung so entspannt bleibt. Die 2G-Regel hält er für politischen Aktionismus, den man sich hätte sparen müssen. Wieder müssten die Händler etwas ausbaden, für das sie nicht verantwortlich seien. „Der Handel ist kein Pandemietreiber“, betont er.

An vielen Geschäften in der Essener Innenstadt sind Hinweisschilder auf die 2G-Regel ausgehängt.
An vielen Geschäften in der Essener Innenstadt sind Hinweisschilder auf die 2G-Regel ausgehängt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Es sei erfreulich, dass so viele Händler die neuen Bestimmungen schon jetzt so konsequent umsetzten, obwohl es ab dem 4. Dezember ja erst einmal eine Übergangsphase gebe, in der Stichproben ausreichten. Erst ab dem 8. Dezember müssten die Händler dann dafür Sorge tragen, dass sich tatsächlich nur Geimpfte und Genesene im Geschäft aufhielten. Heistermann befürchtet, dass es wieder zu unschönen Diskussionen kommen wird. Das habe sich ja schon bei der Kontrolle der Maskenpflicht gezeigt.

Für viele kleine Geschäfte sind die neuen Kontrollen sehr aufwendig

„Das Personal hat da schon einiges aushalten müssen“, so Heistermann, der den Personalaufwand für die Kontrollen gerade bei kleineren Geschäften für nicht leistbar hält. Man gehe allein für die Kontrollen von bundesweit zwei Milliarden Euro Mehraufwand aus. „Da hat offenbar bei den Beschlüssen kein Praktiker mit am Tisch gesessen“, ärgert er sich. Seiner Ansicht nach ist es Aufgabe der Ordnungsbehörden, die Einhaltung der 2G-Regeln zu kontrollieren und bei Verstößen Bußgelder zu erheben.

Roelle, Saskia und Mirjam (von links) sind aus den Niederlanden angereist, um in Essen zu shoppen.
Roelle, Saskia und Mirjam (von links) sind aus den Niederlanden angereist, um in Essen zu shoppen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dass es am zweiten Adventssamstag ziemlich voll in der Innenstadt ist, stimmt Heistermann nur bedingt optimistisch. „Vielleicht denken viele, ich gehe noch mal shoppen, so lange es noch geht, und bleiben dann womöglich an den beiden folgenden Wochenenden zu Hause“, befürchtet er. Den erzieherischen Wert der neuen Maßnahmen bezweifelt er. „Wer sich nicht impfen lassen will, wird seine Meinung auch dadurch nicht ändern, sondern dann halt im Internet bestellen. Das Ganze wird unsere Innenstädte dramatisch verändern.“

Im Einkaufszentrum Limbecker Platz will man laut Center-Manager Anastasios Meliopoulos die Mieter und Kunden durch einen verstärkten Wachdienst unterstützen: „Da auch Ungeimpfte Zutritt durch das Center zur U-Bahn und zu den Grundversorgern haben, wird es keine Einlasskontrollen oder Ähnliches an den Centereingängen geben können.“