Essen. Ab Samstag gelten in Essen neue Corona-Regeln: In Geschäften braucht man einen 2G-Nachweis. Einzelhändler bangen nun um ihre Kunden.

  • Ab Samstag gilt in Essener Geschäften die 2G-Regel.
  • Einzelhändler rechnen nun mit Einbußen im wichtigen Weihnachtsgeschäft.
  • Viele Kundinnen und Kunden könnten auf den Online-Handel umsteigen, so die Befürchtung

Shopping ist bald nur noch für Geimpfte und Genesene möglich. Das haben Bund und Länder auf ihrem Corona-Gipfel am Donnerstag (2. Dezember) beschlossen. Nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Apotheken und Drogerien sollen Ungeimpfte bald betreten dürfen. Essener Einzelhändler reagieren frustriert: Sie fühlen sich ausgebremst im für sie so wichtigen Weihnachtsgeschäft.

„Es wird Frequenzrückgänge von 50 Prozent geben“, prognostiziert Marc Heistermann, Geschäftsführer des in Essen ansässigen Handelsverbandes NRW Ruhr. Für den Handel kämen die Verschärfungen zur Unzeit: „Das Weihnachtsgeschäft macht 30 Prozent des Jahresumsatzes aus.“ Und das gerade in diesem Jahr, das den Einzelhandel so extrem gebeutelt habe.

Neue Corona-Regeln in Essen: „Motor fürs Online-Shopping“

In den Maßnahmen sieht Heistermann lediglich ein Druckmittel, um mehr Menschen zur Impfung zu bewegen: „Wenn der Handel Infektionstreiber wäre, könnte man das verstehen. Dem ist aber nicht so, die Hygienekonzepte funktionieren.“ Ungeimpfte werde man auf diese Weise aber wohl kaum überzeugen können, so der Handelsexperte. Stattdessen seien die neuen Regeln ein „Motor fürs Online-Shopping“. Schließlich gebe es mehr als genug Möglichkeiten, um auf den Internethandel umzusteigen.

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Marten von Drathen, Chef des gleichnamigen Modegeschäftes, befürchtet neue Leerstände als zwangsläufige Folge. Von Drathen erlebt gerade in der Mannheimer Filiale, dem baden-württembergischen Standort des Unternehmens, wie es sich auswirkt, wenn in einem Bundesland bereits 2G gilt. Denn dort sei die Kundenfrequenz ganz erheblich zurückgegangen. Trotz allem sei er sehr froh, so der Geschäftsmann, dass es ein beträchtlicher Teil Stammkunden sei, die „uns die Treue halten“.

Limbecker Platz kontrolliert 2G an jedem Ladeneingang

Für Frederik Westhoff, Centermanager der Rathaus-Galerie, ist unverständlich, warum 2G in Bundesländern mit extrem hohen und eher niedrigen Inzidenzen gleichermaßen gelten soll. Die Kontrollen seien zudem eine zusätzliche Belastung für Einzelhändler. Die müssen laut Beschluss nämlich selbst dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. „Das muss bei uns dann jeder Händler selbst tun“, sagt Westhoff. „Wir können keine Eingangskontrolle machen, weil wir Durchgänge zu Bus, Bahn und Wohnhäusern gewährleisten müssen.“

Das Weihnachtsgeschäft im Limbecker Platz ist in vollem Gange. Auch dort gilt bald 2G.
Das Weihnachtsgeschäft im Limbecker Platz ist in vollem Gange. Auch dort gilt bald 2G. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Genauso sieht es im Limbecker Platz aus. „Bei uns gibt es ja auch Nahversorger, Apotheken und Drogerien“, erklärt Centermanager Anastasios Meliopoulos. Man werde die Mieter informieren, dass sie nun bald auf 2G kontrollieren müssten. Auch Meliopoulos sieht nur eine sehr geringe Ansteckungsgefahr in Geschäften und befürchtet Frequenzrückgänge im Weihnachtsgeschäft – allein schon, weil fortwährende Regelverschärfungen auf die Stimmung schlügen.

Essener Modehändler: Problem war schon vor neuen Corona-Regeln da

Ein alternatives Konzept könnte im Allee-Center in Altenessen zum Einsatz kommen. Die Idee: Eine zentrale Check-in-Station, an der Kundinnen und Kunden ihren Nachweis vorzeigen können. Dort würden sie dann an jedem ein Tag andersfarbiges Bändchen bekommen, das sie am Ladeneingang vorzeigen können. Centermanagerin Andrea Schwenke geht zwar ebenfalls von Kundenrückgängen aus, allein, weil Ungeimpfte nun nicht mehr kommen dürfen. Leicht resigniert konstatiert sie jedoch: „Alles ist besser als ein Lockdown.“

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Die Einführung der 2G-Regel ist für Modehändler Uli Schott nicht das eigentliche Problem in der aktuellen Corona-Lage. Es mache sich angesichts der steigenden Inzidenzzahlen aber eine enorme Verunsicherung unter den Leuten breit, die Kundenfrequenz stürze regelrecht ab. Ein jeder überlege drei Mal, ob er wirklich neue Kleidung brauche oder den Kauf doch besser noch aufschiebe. Viele Leuten seien durchaus verständlicherweise vorsichtig und zurückhaltend. Diese gesamte Entwicklung hätte die Politik allerdings verhindern können, betont Schott, „denn man wusste doch im Sommer, dass wir einen solchen Winter bekommen“.

Optikerin Ute Peterburs hat derweil die Erfahrung gewonnen, dass die Kunden sehr bereitwillig Auskunft darüber geben, ob sie geimpft oder genesen sind. Zudem habe sie auch volles Verständnis dafür, dass die Leute wissen wollen, ob das auch die Mitarbeiter in der Branche gilt. Denn beispielsweise beim Anprobieren einer Brille komme es nun mal zu körperlichem Kontakt. Die Rüttenscheiderin erlebt aber auch schon seit kurzem, dass es etwas weniger zu tun gibt, die Leuten seien offensichtlich doch sehr verunsichert.