Essen-Altenessen. Neue Managerin erklärt, wie das Essener Allee-Center durch die Corona-Krise kommt, welche Läden fehlen und wie etabliert das Einkaufszentrum ist.
Als neue Center-Managerin ist Andrea Schwenke (41) dafür zuständig, dass im Altenessener Allee-Center alles glatt läuft. Im Interview erklärt sie, warum sich niemand Sorgen machen muss um das Einkaufszentrum im Norden der Stadt.
Sie treten die Nachfolge von Susanne Löbbert an, die in Elternzeit ist. 2007 bis 2012 waren Sie schonmal Center-Managerin in Altenessen. Wie ist es für Sie jetzt, zurückzukommen?
Das Allee-Center war damals mein erstes Center, was ich selbst übernommen habe, es ist sozusagen mein Baby und für mich ist es, wie nach Hause zu kommen. Ich finde es schön zu sehen, wie modern es ist und wie treu die Kunden sind.
Woran merkt man, dass die Kunden treu sind?
Für die Jüngeren ist das Allee-Center ein zentraler Treffpunkt - es gibt ja nicht viel anderes in Altenessen. Die Älteren hängen an ihrem Einkaufszentrum, sie kennen es teilweise seit der Eröffnung und bringen auch direkt ihre Kinder und Enkelkinder mit. Für alle dazwischen ist es praktisch, weil wir viel Nahversorgung bieten und sie so wohnortnah ihre Besorgungen machen können. Viele kommen hier hin, um tägliche Besorgungen zu machen, um etwas zu essen oder, um andere Leute zu sehen, nicht zum Großshopping.
Jeden Morgen, wenn wir zunächst die Nebeneingänge für die Putzkräfte und das Technikteam aufschließen schlüpfen bereits die ersten Besucher mit rein und setzen sich auf ihren Stammplatz im Center, beispielsweise eine Bank. Dort bleiben sie dann den ganzen Tag und beobachten das Geschehen. Es sind immer die gleichen. Das hier ist deren zweites zu Hause, sie sind mit dem Allee-Center aufgewachsen.
Wie ist denn die Kundenfrequenz?
Vor der Corona-Pandemie sind 20.- bis 30.000 Menschen täglich ein und ausgegangen. Während der Krise gab es Einbrüche von bis zu 30 Prozent und jetzt hoffen wir langsam wieder auf Normalität.
Wie ist das Center denn durch die Corona-Krise gekommen?
Besser als andere Einkaufszentren, was an unserem Angebot liegt. Wir haben durch Kaufland, die Drogeriemärkte und einige Dienstleister viele Dinge des täglichen Bedarfs und diese Shops durften weiter verkaufen. Trotzdem kann man unter Corona nur leiden. Viele Läden hatten ja auch geschlossen. Treffen, Aktionen und Begegnungen konnten auch nicht stattfinden. Manchen Menschen wurde so tatsächlich ihre Basis, ihr zweites Zuhause genommen.
Wie viele Leerstände gibt es?
Derzeit stehen acht von rund 80 Ladenlokalen leer, wobei eins schon wieder vermietet wurde. Zuletzt ist Mc-Donald’s rausgegangen, was ein echter Verlust war. Der Laden wurde gut angenommen, hätte aber aufwändig renoviert werden müssen. Das wäre zu teuer geworden. In der jetzigen Zeit ist es schwierig, neue Mieter zu finden, alle haben Angst vor der nächsten Corona-Welle.
Wie wollen Sie verhindern, dass es noch mehr Leerstände gibt?
In der Corona-Krise haben wir Mietreduzierungen angeboten, teilweise die Miete ganz erlassen und zeitweise auch keine Werbebeiträge genommen. Außerdem ist es wichtig, die großen Marken zu halten.
Wenn es um die Entwicklung der Innenstadt geht fordern einige immer wieder, dass das Angebot weniger große Marken und mehr Individualität bieten müsse. Ist das beim Einkaufszentrum ähnlich?
Dieses Argument gibt es schon seit mehr als 15 Jahren. Fakt ist: Die Leute kommen in erster Linie wegen der großen Marken als Kunden-Magneten und nicht wegen der individuellen Geschäfte. Wir brauchen H&M, Deichmann, Kaufland und die kleineren ergänzen dieses Angebot dann und profitieren von der Magnetwirkung.
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Gibt es denn grundsätzlich Bewerber, oder müssen Sie aktiv werben?
Beides. Aber wir müssen uns schon auf die Suche machen, die Zeiten, dass die Einzelhändler Schlange stehen, sind größtenteils vorbei.
Welche Geschäfte fehlen aus Ihrer Perspektive im Allee-Center?
Ein Sportartikelhersteller wäre gut und seit der Insolvenz von Promarkt 2013 fehlt auch die Sparte Unterhaltungselektronik. Einen weiteren Herrenausstatter könnten wir gebrauchen und eventuell ein Taschenladen/ Lederwarengeschäft - da es das klassische Kaufhaus hier nicht mehr gibt müssen wir schauen, dass wir bestimmte Sparten abdecken. Potenzial in der Gastronomie gibt es auch immer - zum Beispiel Hausmannskost.
Wie können Sie beim Angebot auf die Bevölkerungsstruktur im Essener Norden eingehen?
Das mittelpreisige Segment ist wichtig und der Branchenmix. Außerdem versuchen wir, Kundenwünsche zu berücksichtigen. Dafür machen wir einmal im Jahr eine Umfrage, die Altenessener sagen ihre Meinung aber zum Glück auch ungefragt und kommen dazu auch extra zu uns ins Center-Management.
Was haben Sie sich für Ziele in Ihrer Zeit als Center-Managerin gesetzt?
Grundsätzlich muss man sagen: Das Center läuft und hat sein Ziel längst erreicht. Es hat sich fest im Markt etabliert, wird von den Kunden angenommen. Man muss sich keine Sorgen um das Allee-Center machen. Jetzt geht es erstmal darum, alle während der Corona-Krise zu retten. Mein Ziel ist es also, Normalität ins Center zu bringen.