Essen-Rüttenscheid/Südviertel. Das Schuhgeschäft „Salve“ und der Optiker Rode geben ihre Läden in Essen auf. Bei der Entscheidung spielten auch Standortfaktoren eine Rolle.

Sie haben lange gekämpft und am Ende doch aufgegeben. Die Corona-Pandemie hat Essener Einzelhändlern stark zu schaffen gemacht. Zwei von ihnen schließen nun ihre Läden. Optiker Rode an der Rellinghauser Straße macht Mitte Dezember dicht, das Schuhgeschäft „Salve“ an der Rüttenscheider Straße hatte am vergangenen Freitag (12. November) seinen letzten Verkaufstag.

Vor dreieinhalb Jahren war Rosa Crespo Martínez mit ihrem Schuhgeschäft angetreten, um hochwertige Schuhmode aus Italien, Spanien oder Portugal zu verkaufen: Qualität zu einem zugegebenermaßen nicht geringen Preis, so das Konzept. Viele der Modelle kosteten zwischen 100 und 200 Euro. Fast die Hälfte der Zeit hatte Crespo Martínez nach Eröffnung mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen.

Essener Unternehmerin: Kunden fanden keine Parkplätze mehr in Rüttenscheid

„Die Umsätze gingen in den Keller, auch als wir nach dem Lockdown wieder öffnen konnten“, schildert die Geschäftsfrau. Nur noch ein Drittel der Kunden sei gekommen: „Die Leute waren ja im Homeoffice und wurden aufgefordert, möglichst zu Hause zu bleiben.“ Außerdem habe sie nicht mehr die Möglichkeit gehabt, Events zu veranstalten.

Im Schaufenster des Schuhladens „Salve“ in Essen-Rüttenscheid hängen noch die Schilder, die den Räumungsverkauf ankündigen.
Im Schaufenster des Schuhladens „Salve“ in Essen-Rüttenscheid hängen noch die Schilder, die den Räumungsverkauf ankündigen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Auch die Situation auf der Rüttenscheider Straße ist laut Crespo Martínez nicht besonders zuträglich gewesen. Gastronomen hatten dort nach dem Lockdown die Möglichkeit bekommen, draußen Tische aufzustellen. Dafür waren Parkmöglichkeiten weggefallen. „Die Kunden haben mich angerufen und gesagt: Wir kommen nicht, weil wir keinen Parkplatz finden“, berichtet Crespo Martínez. Das sei ein großes Problem gewesen, die Kundschaft käme häufig von weiter weg, zum Beispiel aus Düsseldorf oder Dortmund. Schon nach der Errichtung der Fahrradstraße seien die ersten von ihnen genervt gewesen. Die Diskussion um mögliche Abbiegezwänge habe ihr zusätzlich Sorgen bereitet.

Viele Kunden stiegen auf Online-Shopping um

Auf die Frage, ob sie ihren Standort noch als attraktiv empfindet, sagt die 51-Jährige deshalb ganz klar: „Nein.“ Ein weiterer Faktor sei das teils sehr junge Publikum in Rüttenscheid, das lieber online einkaufte. „Nur eine kleine Gruppe ist noch bereit, für Qualität auch den entsprechenden Preis zu bezahlen“, sagt die Unternehmerin. Viele seien in der Pandemie auch aufs Online-Shopping umgestiegen und gingen nun nicht mehr in die Läden vor Ort. Insgesamt, so Crespo Martínez, sei das Geschäft mittlerweile einfach nicht mehr tragbar. Sie werde künftig nicht mehr im Einzelhandel tätig sein.

Hannes Rode führte seinen Optikerladen im Südviertel elf Jahre lang. Nun sagt er: „Die Zahlen stimmen einfach nicht mehr.“ Auch er klagt über die Folgen der Corona-Pandemie. „Es gab keine Lustkäufe“, berichtet der Optiker. Die Menschen hätten Angst gehabt rauszugehen, keiner sei an seinem Geschäft vorbeigekommen. Und weil viele Urlaube ausfielen, hätten die Leute auch keine Sonnenbrillen gebraucht. Rode: „Ich habe bis zu 60 Prozent weniger Umsatz gemacht.“

Augenoptiker Hannes Rode wird weiter in seinem Beruf arbeiten – bald aber als Angestellter.
Augenoptiker Hannes Rode wird weiter in seinem Beruf arbeiten – bald aber als Angestellter. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Essener Optiker: Junge Leute wollen beste Qualität – aber zum geringsten Preis

In der Corona-Zeit habe er einiges an Privatvermögen in den Laden gesteckt. Nun jedoch gehe es nicht mehr weiter. Darüber hinaus macht Rode auch den demografischen Wandel für die Probleme verantwortlich. Viele seiner älteren Stammkunden seien über die Jahre verstorben. „Die jungen Leute wollen die bestmögliche Qualität – aber zum geringsten Preis“, beklagt auch er. Als kleiner Laden könne er da mit den großen Ketten einfach nicht mithalten. In seinem Beruf wird Rode künftig weiterarbeiten, dann aber als Angestellter.