Essen-Horst/Freisenbruch. Illegaler Sperrmüll ist in den Hochhaussiedlungen Hörsterfeld und Bergmannsfeld ein Ärgernis: Jamal Simmo klärt auf – und verbucht Erfolge.

Wenn sich alte Schränke, Fernseher, Lattenroste und Waschmaschinen türmen, dann ist das ein Fall für Jamal Simmo: Der 57-Jährige hält als Quartiershausmeister im Hörsterfeld und Bergmannsfeld Ausschau nach illegalen Müllkippen. Er klappert seine Reviere täglich ab und informiert die Entsorgungsbetriebe. Vor allem aber spricht er mit den Bewohnern, klärt unermüdlich und geduldig auf und erwischt manchen auf frischer Tat.

Die Matratze hinter dem Stromkasten war es an diesem Morgen, die Jamal Simmo als erster per Mängelmelder-App durchgegeben hat. Entdeckt hat er sie auf seinem Streifzug durchs Hörsterfeld, wo er seit 1986 lebt. Damals ist er mit seiner Frau aus dem Libanon geflohen, wo er als Bäcker gearbeitet hat. In Essen waren es statt eines Vollzeitjobs immer wieder Maßnahmen, etwa bei Grün und Gruga.

Mit der Aufgabe als Quartiershausmeister weg vom Essener Jobcenter

In den Hochhaussiedlungen Bergmannsfeld und im Hörsterfeld (hier im Bild) ist Quartiershausmeister Jamal Simmo täglich unterwegs.
In den Hochhaussiedlungen Bergmannsfeld und im Hörsterfeld (hier im Bild) ist Quartiershausmeister Jamal Simmo täglich unterwegs. © FUNKE Foto Services | Tobias Harmeling

„Gearbeitet habe ich immer gern“, sagt der 57-Jährige, der seine auf zwei Jahre befristete Stelle als Quartiershausmeister kommentiert mit: „Gott sei Dank endlich weg vom Jobcenter.“ An seiner Seite als weiteren Quartiershausmeister hatte er einen Kollegen, der allerdings aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste. Ein Nachfolger ist gefunden, so dass das Zweier-Team wieder komplett ist.

Das Projekt Quartiershausmeister

17 Quartiershausmeister gibt es in Essen, zwei Stellen sind vakant. Bereits 2019 hat der Rat die Ausweitung dieses Projekts in bestimmten Stadtteilen beschlossen. Für das Gesamtprojekt gibt es nun für 2022 von der Stadt 750.000 Euro.

An dem Projekt beteiligen sich zudem die cse, die Arbeiterwohlfahrt, der Verein Sofa und das Diakoniewerk. Voraussetzung für die zunächst auf zwei Jahre befristeten Stellen ist eine Langzeitarbeitslosigkeit.

Als Ansprechpartner für die Bürger sind sie derzeit täglich unterwegs in: Kray, Karnap, Katernberg, Bergeborbeck, Bochold, Borbeck-Mitte, Dellwig, Frintrop, Frohnhausen, Altendorf, Altenessen, im Hörsterfeld und Bergmannsfeld, im Ost- und Südostviertel sowie im Nordviertel und in der nördlichen Innenstadt.

Diese Aufgabe bedeutet für Jamal Simmo aber mehr als einen Job, weil die Drecksecken in seinem Stadtteil ihn schon viel früher geärgert haben, als er ehrenamtlich unterwegs gewesen ist, um den Menschen zu erklären, dass Pappe in den Container gehört und sie für die Abholung ihres Sperrmülls einen Termin brauchen.

Im Hörsterfeld in Essen leben viele syrische und arabische Familien

Sein Vorteil: die Sprache, da in den Siedlungen vor allem syrische Familien und auch viele arabische Nachbarn lebten. Und: seine 27 Geschwister, die ihn gleich informieren, wenn sie Unrat an einer Straßenecke sehen. Unwissenheit sei ein großes Problem, glaubt Jamal Simmo, der weiß, dass es manchem schlichtweg egal ist, wie es vor der Haustür aussieht.

Einer jungen Mutter hingegen habe er das erklärt, gerade als sie alles vors Haus schleppte. „Dann landete es erstmal wieder im Keller“, berichtet der Quartiershausmeister von der Einsicht. Ein anderes Mal entdeckte er ein großes Feuer, als wohl jemand nicht habe erwischt werden wollen und sein herausgestelltes Hab und Gut angesteckt habe. „Dabei haben sogar zwei Bäume gebrannt“, erzählt er immer noch beeindruckt.

Nur selten reagiert jemand genervt oder aggressiv auf den Essener

Spricht er die Leute an, dann bleibt er trotz seines Temperaments ruhig. Nur selten reagiere dann dennoch jemand genervt oder aggressiv auf ihn. „Einige Verhaltensweisen lernen Quartiershausmeister bei einem Deeskalationstraining“, erklärt Bernd von der Bey, der im Bürgerladen im Hörsterfeld arbeitet und weiß, dass Jamal Simmo auch von seiner Bekanntheit im Viertel profitiert. Als Ansprechpartner gelten ihm selbst zudem Sozialarbeiter Benjamin Rönnfranz (cse) und Anne Burzlaff (Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung).

Sie sind die Ansprechpartner im Hörsterfeld und Bergmannsfeld für denQuartiershausmeister Jamal Simmo (2. v. l.): Bernd von der Bey vom Bürgerladen Hörsterfeld (links), Benjamin Rönnfranz vom Stadtteilbüro Bergmannsfeld und Anne Burzlaff (Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung).
Sie sind die Ansprechpartner im Hörsterfeld und Bergmannsfeld für denQuartiershausmeister Jamal Simmo (2. v. l.): Bernd von der Bey vom Bürgerladen Hörsterfeld (links), Benjamin Rönnfranz vom Stadtteilbüro Bergmannsfeld und Anne Burzlaff (Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung). © FUNKE Foto Services | Tobias Harmeling

Manchmal aber ist auch die Polizei gefragt. An dem Abend war es schon 23 Uhr, als ein Autofahrer im Hörsterfeld plötzlich Sperrmüll ausgeladen hat. Jamal Simmo notierte das Kennzeichen und wählte die 110. Im Bergmannsfeld wiederum entdeckte er einen riesigen Haufen Kartons, auf denen eine Telefonnummer eines Unternehmens stand. Er wählte und fragte auf Arabisch: „Was machen Deine Kartons hier.“ Dann wartete er eine Stunde, bis ein Bochumer Auto kam, dessen Fahrer alle wieder einräumte.

All das wird Jamal Simmo immer wieder so tun, bis seine Stelle im Juli kommenden Jahres ausläuft. „Es ist aber schon viel besser geworden“, sagt er zuversichtlich. Auch deshalb, weil eine Verlängerung als Quartiershausmeister nicht ausgeschlossen ist.