Essen. Das alte RWE-Hochhaus in Essen wird bis Sommer 2022 abgerissen sein. Danach will Investor Kölbl Kruse das Grundstück neu bebauen.

Mit der Homeoffice-Pflicht ab Mittwoch kehren viele Beschäftigte in Essen ihren Büros wieder den Rücken und es schwingt angesichts dessen weiter die vielerorts noch ungeklärte Frage mit: Wie viel Büro braucht es noch nach Corona? Da scheint die Ankündigung des Essener Projektentwicklers Kölbl Kruse am Dienstag fast gewagt: Das Unternehmen startet offiziell mit der Vermarktung des ehemaligen RWE-Geländes an der Kruppstraße/Ecke Huyssenallee. Baustart für das dort geplante Büroquartier könnte frühestens im Sommer 2022 sein.

„Wir erleben momentan – stark beschleunigt durch die Corona-Pandemie – einen Wandel in der Arbeitskultur. Auch wenn das Homeoffice zukünftig eine größere Rolle im Arbeitsalltag spielen wird, kann es das Büro als Ort der Begegnung und Interaktion mit kreativem Austausch nicht ersetzen“, zeigt sich der geschäftsführende Gesellschafter, Marcus Kruse dennoch überzeugt. Besonders Büroflächen von mehr als 5000 Quadratmeter gebe es derzeit zu wenige in Essen. Diese seien aber gerade für größere, wirtschaftlich starke Unternehmen auf Expansionskurs interessant.

Bürocampus mit sechs modularen Gebäuden

Kölbl Kruse hatte das rund drei Hektar große Grundstück 2016 gekauft und plant nach dem Abriss des RWE-Hochhauses dort sechs neue Gebäude mit zusammen 100.000 Quadratmeter Bürofläche. So viel Bürofläche wird in einem normalen Jahr in Essen insgesamt neu vermietet. Der Vergleich zeigt die Dimension des Vorhabens.

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Ihrem Projekt hat Kölbl-Kruse denn auch den wenig bescheidenen Namen „Essen Eins“ gegeben. „Wir sind der Meinung, dass Essen Eins das Grundstück mit der attraktivsten Lage im gesamten Ruhrgebiet ist – daraus leitet sich auch der Markenname ab“, betont der geschäftsführende Mitgesellschafter Stephan Kölbl. In den Gebäuden sollen flexible Büroflächen entstehen, „die auf dem Essener Büromarkt dringend benötigt werden“, heißt es. Jedes Haus werde individuell zusammen mit den künftigen Nutzern entwickelt.

Offiziell gibt es noch keinen Mieter für eines der Gebäude. Es gebe aber bereits eine starke Nachfrage seitens großer Mietinteressenten an diesem hochattraktiven innerstädtischen Grundstück. 2018 sah es noch so aus, als hätte Kölbl Kruse bereits einen „dicken Fang“ gemacht. Damals wollte die frühere RWE-Tochter Innogy auf einem Teil des Areals ihre neue Firmenzentrale errichten lassen. Doch der Vertrag platzte überraschend.

Abbruch des RWE-Hochhauses im Sommer 2022 beendet

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Danach war es zunächst still geworden um das Gelände, auf dem damals schon Gebäudeteile wie das ehemalige Ferrostaal-Haus abgebrochen worden waren. Manch einer befürchtete schon, dass die Brache nun länger zum Stadtbild gehören würde. Erst mit dem Auszug des RWE-Konzerns aus dem ypsilonförmigen Hochhaus im Sommer 2020 ist wieder Bewegung auf das Grundstück gekommen. Seither fressen sich die Abriss-Bagger in den 18-stöckigen Bau und tragen ihn Stück für Stück ab. Im Sommer nächsten Jahres, so prognostiziert Kölbl Kruse, sollen die Abbrucharbeiten beendet sein.

Architektonisch besonders interessant wird sein, wie Kölbl Kruse das Quartier zur Freiheit hin gestaltet, wo bislang das Y-Hochhaus stand und die Skyline von Essen mitprägte. Laut B-Plan wäre ein Hochhaus mit 20 Etagen an der Stelle wieder möglich. Animationen zum neuen Quartier hat der Projektentwickler auf seiner Internetseite allerdings noch nicht veröffentlicht. „Dazu können wir noch nichts sagen. Gestaltung und Bedarf werden vom Nutzer abhängen“, sagte Sprecherin Bea Steindor.