Essen. St. Josef-Krankenhaus in Essen-Kupferdreh kam wegen eines Impf-Skeptikers bundesweit in die Schlagzeilen. Welche Folgen das hat, ist noch unklar.

Kritisch getönte Berichte in vielen Medien, TV-Kameras vor dem Klinik-Eingang, Unruhe unter den eigenen Mitarbeitern – das St. Josef-Krankenhaus in Essen-Kupferdreh hat schwere Tage hinter sich. Der Oberarzt, der mit einer Armbinde mit der Aufschrift „Ungeimpft – PCR Test negativ“ zum Dienst kam, ist zu einer deutschlandweit bekannten Figur geworden, nachdem diese Zeitung den Fall am Freitag (12. 11.) öffentlich gemacht hatte.

Selbst bei der bundesweiten Diskussion, ob zumindest Ärzte und Pflegepersonal künftig einer Impfpflicht unterliegen sollten, spielte die Provokation des namentlich nicht genannten Essener Chirurgen eine gewisse Rolle. Sie zeigte wie im Brennglas, dass auch in dieser Branche Impfskepsis vorkommt und nicht so verschwindend gering ist, wie man vielleicht glauben könnte.

Suspendiert ist der Mediziner nicht, er soll derzeit normal seiner Arbeit nachgehen

„Unserem Mitarbeiter tut sein Vorgehen mittlerweile sehr, sehr leid“, betont Corinna Bach, Sprecherin des St. Josef-Krankenhauses, das zum Klinikunternehmen Contilia gehört. Suspendiert ist der Mediziner nicht, er soll vielmehr normal seiner Arbeit nachgehen. Man befinde sich aber in einem „laufenden Verfahren“, so Bach. Was das genau bedeutet ist unklar, schließen könnte man aber daraus, dass der Oberarzt womöglich nicht mehr sehr lange in dem Krankenhaus beschäftigt ist.

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Bach erhielt nach eigenen Angaben aus der ganzen Republik zahlreiche E-Mails von Menschen, die der Vorfall aufgewühlt hat. Die Bandbreite reicht von euphorischer Zustimmung und Verteidigung des Mediziners durch Impfgegner bis zu ebenso krasser Verdammung durch jene, die das Impfen für die einzige Chance gegen die Pandemie halten und nicht verstehen, dass ausgerechnet ein klassischer „Schulmediziner“ sich derart positioniert. Auch die Politik hat sich geäußert. „Das ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“, zitiert RTL den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zum Armbinden-Fall.

Hat das Krankenhaus womöglich rechtswidrig den Impfstatus abgefragt?

Das Krankenhaus war bemüht, wahrhaftig zu informieren und räumte den Vorfall sofort ein. Doch wirken einige Aussagen auch etwas konstruiert und beschwichtigend. So zum Beispiel, wenn es aus der Pressestelle heißt, der Arzt habe „mit seiner Aktion auf die wichtige Bedeutung von kontinuierlichen Corona-Tests als wirksamste Maßnahme bei Ungeimpften hinweisen“ wollen.

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Tatsächlich soll der Mann schlicht wütend darüber gewesen sein, dass sein Arbeitgeber seinen Impfstatus überhaupt erfragt und ihn gezwungen habe, regelmäßig einen Test vorzulegen. Mit der „Ungeimpft“-Armbinde drückte er seinen Protest aus. Tatsächlich ist das Abfragen, wäre es so gewesen, nach derzeitiger Rechtslage juristisch zumindest fragwürdig. Offiziell will das Krankenhaus zur Vorgeschichte der Aktion aber nichts sagen.

Keine Aussage darüber, ob der Fall zu einem Impfschub im Haus geführt hat

Hat die Debatte im St. Josef-Krankenhaus dazu geführt, dass Impfgegner in der Belegschaft doch noch in die Immunisierung einwilligten? Sprecherin Corinna Bach beantwortete diese Frage so: „In den Häusern der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel werden weiterhin Impfungen angeboten. Ein sehr großes Interesse gibt es seitens der Mitarbeiterschaft an den Booster-Impfungen. Diese werden fortlaufend durch die Contilia Arbeitsmedizin angeboten.“

Im Klartext: Es gibt also keine konkrete Auskunft darüber, ob die vorhandenen Impflücken im Haus durch den Fall weiter geschlossen werden konnten, denn Booster-Impfungen erhalten ja nicht die Ungeimpften, sondern jene, die bereits einmal immunisiert sind. Somit muss es auch Spekulation bleiben, ob der Arzt mit der Armbinde sich mittlerweile hat impfen lassen.