Düsseldorf. Samstags lieber „Impfen statt Golfen“: Damit hatte Laumann die Ärzteschaft provoziert. Nun hat sich der Minister für die Aussage entschuldigt.
- Mit der Aussage "Impfen statt Golfen" hat der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Ärzte in NRW provoziert.
- Am Mittwoch, also einen Tag später, entschuldigte sich Laumann für die Aussage. Der Vergleich sei unklug gewesen.
- Bei Ärzten im Netz war die Aufregung nach seiner Aussage "Impfen statt Golfen" groß.
Ärztinnen und Ärzte haben verärgert auf einen Spruch von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) reagiert. Bei einer Rede auf der Düsseldorfer Fachmesse Medica auf dem Econ Forum der Techniker Krankenkasse am Dienstag provozierte der 64-Jährige die Ärzteschaft. „Dann müssen sie statt Golfplatz am Samstag Golfplatz zum Impfen machen, es nützt nichts“, sagte er wörtlich am Dienstag vor dem Fachpublikum. Die Hausärzte „haben gewollt, dass es im Regelsystem stattfindet. Jetzt müssen sie auch machen.“ Zuerst hatte das Ärzteblatt über die Aussagen von Laumann berichtet. Mittlerweile hat sich Laumann über den Twitter-Account des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) entschuldigt. „Es war kein kluger Vergleich“, heißt es in der Stellungnahme.
Auch eine Spitze gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) konnte sich Laumann am Dienstag nicht verkneifen. NRW liege mit Blick auf die Impfquote der Bundesländer auf Rang vier. Damit „liegen wir zehn Prozent über Bayern“, sagte Laumann. „Also der, der meint, der kann alles besser, soll mal sehen, dass er die Realitäten auf den Tisch kriegt.“
„Impfen statt Golfen“: Ärzte reagieren auf Twitter entsetzt
Der Arzt und Autor Marc Hanefeld schreibt auf Twitter: „Ich glaube, ich spinne! Wir Ärztinnen und Ärzte fahren auf der letzten Rille, und statt dass die Politik ihre Fehler korrigiert, beschimpft man uns auch noch.“ Unter seinem Tweet, der bisher etwa 2300 mal geliked wurde, kommentieren andere User wahlweise fassungslos oder sarkastisch.
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So schreibt etwa Alexander Eichholtz ironisch: „Das ist wirklich dreist, denn wahr ist, dass medizinisches Personal nicht am Samstag Golfen geht, sondern die Wochenabschlussrechnung der Bargeldbestände im Geldspeicher mit einem Bad in den Goldstücken abschließt. Unerhört!“ Michael Gurr kommentiert: „Ein Landesgesundheitsminister, der ein solches Bild von niedergelassenen Ärzten, dem Rückgrat der Gesundheitsversorgung, vermittelt, sollte gehen!“
KVWL: Keine „Scheu vor Klischees“
Am Mittwoch reagierte das MAGS mit einer Stellungnahme auf die Äußerung des Gesundheitsministers: „Für mich steht außer Frage: Die Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten tagtäglich Großartiges. Im Zusammenhang mit der Frage, wie wir die Auffrischungsimpfungen noch weiter vorantreiben können, habe ich einen Vergleich gezogen, der zu Irritationen geführt hat. Das bedauere ich sehr und dafür entschuldige ich mich.“
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat die Aussagen am Mittwochmittag ebenfalls kritisiert und attestiert dem Minister keine „Scheu vor Klischees“. Der KVWL-Vorsitzende Dirk Spelmeyer teilt mit: „Bei allem Respekt für Herrn Laumann, der normalerweise alle Facetten zwischen Bundeskanzleramt und Bundeskegelbahn perfekt abdeckt: Hier ist er weit übers Ziel hinausgeschossen.“
Laumann provoziert die Ärzteschaft: 800.000 Menschen warten auf Booster-Impfung
Rund eine Million Menschen in NRW haben nach Aussage von Laumann eine Booster-Impfung erhalten. Trotzdem „haben wir eine Bugwelle von 800.000“, sagte er. 800.000 Menschen also, bei denen die vollständige Impfung länger als sechs Monate her sei, die noch keine Booster-Impfung erhalten haben.
NRW habe geholfen, bereits zwei bis drei Wochen vor der offiziellen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) angefangen, in den Altenheimen mit der dritten Corona-Impfung zu starten. Laumann könne aber die Ärzte verstehen, die lieber auf eine STIKO-Empfehlung warten. „Aber dann kommt die Politik“, sagte er. Als Politiker werde er daran gemessen, vorausschauend zu denken. „Und das passt nicht immer überein mit dem, wie die STIKO arbeitet.“
Ärzte in NRW erhalten jetzt mehr Geld pro Impfungen
Vor wenigen Tagen hatte das NRW-Gesundheitsministerium die Ärzteschaft als auch die Teams in den kommunalen Impfstellen dazu aufgerufen, die Vorweihnachtszeit und insbesondere die Freitagnachmittage und Adventssamstage für großangelegte Impfaktionen zu nutzen. Dazu werden laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein auch finanzielle Anreize geschaffen. Vertragsärzte und Vertragsärztinnen erhalten demnach seit Dienstag pro Impfung 28 statt bislang 20 Euro.
Wer am Samstagen, Sonntagen, an gesetzlichen Feiertagen sowie am 24. und 31. Dezember impfe, solle einen Zuschlag von weiteren acht Euro pro Impfung erhalten – zusammen also 36 Euro. Die KV verweist auf die neue Bundes-Impfverordnung, in der die Vergütung deutschlandweit geregelt wird.
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