Essen. Die elf Kitas von Caritas/SkF in Essen haben ein ehrgeiziges Pilotprojekt auf die Beine gestellt: 250 Kita-Kinder sollen Schwimmen lernen.
Zwischen 220 und 250 Kinder wechseln jedes Jahr von den elf Essener Caritas-SkF-Kindertagesstätten (CSE) in eine Grundschule. „Es ist unser erklärtes Ziel, dass diese Kinder in Zukunft bei uns das Seepferdchen erwerben“, sagt CSE-Prokuristin Tanja Sager, die zugleich Fachbereichsleiterin Bildung und Betreuung ist. Schon im ersten Halbjahr 2022 betritt CSE Neuland: Als erster Kindergarten-Träger der Stadt bietet der Sozialverband Anfänger-Schwimmkurse für Vorschulkinder an. Wenn alles klappt, soll daraus ein dauerhaftes Angebot entstehen.
Die aktuelle Situation bringt viele Essener Eltern zum Verzweifeln. Wer Kinder im Kita-Alter in einen Schwimmkurs schicken möchte, muss schlimmstenfalls mit bis zu zwei Jahren Wartezeit rechnen. Hinzu kommen die Kursgebühren.
Die neuen Anfänger-Schwimmkurse beim CSE kosten pro Kind rein rechnerisch insgesamt 240 Euro. Doch dank der Förderung durch das Land NRW (Corona-Aufholprogramm) und mit Hilfe von Zuschüssen der Krupp-Stiftung müssen die Eltern der CSE-Kita-Kinder keinen einzigen Cent für die Seepferdchen-Kurse bezahlen. CSE-Geschäftsführer Andreas Bierod betont: „Es darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, ob ein Kinder Schwimmen lernt.“
Jedes Kind erhält ein T-Shirt und eine Badekappe mit seinem Namen
Der Kurs erstreckt sich über insgesamt 30 Einheiten, davon finden zwanzig an Land (in den Kitas) und zehn im Wasser (in Lehrschwimmbecken) statt. Elterninformationsabende und Eltern-Kind-Einheiten runden das Paket ab. Pfiffig: Die Kinder erhalten fürs Training ein T-Shirt und eine Badekappe – beide mit dem jeweiligen Vornamen. In Bewegungsspielen und Koordinationsübungen an Land werden die Kinder auf den „Sprung“ ins gar nicht so kühle Nass vorbereitet.
Sportlicher Partner der CSE-Kitas beim Pilotprojekt ist der Schwimmverein Essen 06, in dem der erfahrene Schwimmtrainer Jürgen Voigt die Schwimmschule leitet. Zusammen mit Sportmedizinern, Übungsleitern und Pädagogen habe er ein maßgeschneidertes Trainingskonzept für die Kinder aus Kitas wie Bullerbü, Saltkrokan oder TakaTukaLand entwickelt. Die für den praktischen Teil notwendigen Wasserzeiten sind auch längst gefunden, nämlich in den Oster- und in den Sommerferien. Vier Hallenbäder bzw. Schwimmzentren machen mit: das Nordost-Bad, Rüttenscheid, das Friedrichsbad und das Sportbad Thurmfeld. Letzteres wird der Hauptort fürs Schwimmtraining sein.
Das Seepferdchen ist das Ziel, trotzdem gilt das olympische Motto „Dabeisein ist alles“
Auch an Kinder aus Zuwandererfamilien haben die Projektmacher gedacht: Kinder mit Deutsch als Zweitsprache oder geringen Sprachkenntnissen können im Wasser über Kopfhörer und Sprachmittler bequem unterrichtet werden.
Grundschüler in Not- Essen sucht freiwillige SchwimmlehrerLeistungsdruck soll bei allem sportlichen Ehrgeiz vermieden werden, betont Tanja Sager. Das Pilotprojekt diene dazu, Bewegung und Sprachförderung zu kombinieren. Das Seepferdchen – Sprung vom Beckenrand, 25 Meter Schwimmen, Herausholen eines Gegenstands – sei zwar das Ziel, aber im Grunde gelte an Land um im Wasser das olympische Motto „Dabeisein ist alles.“