Essen. Die Stadt Essen verschärft Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt und setzt private Securityleute ein. Drogenhändler stehen an der Porschekanzel.

Die Stadt Essen setzt seit wenigen Wochen verstärkt private Security-Leute in der Innenstadt ein. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes „Issa“ patrouillieren in Zweier-Teams. Sie sollen den Besuchern ein besseres Sicherheitsgefühl vermitteln und den florierenden Drogenhandel rund um die Porschekanzel (Kettwiger Straße, Flachsmarkt) stoppen. Die Dealer zeigen sich davon aber bislang wenig beeindruckt, wie Augenzeugen berichten.

Freitags mittags, Porschekanzel: Am unteren Ende der Kettwiger Straße, am Übergang zur Viehofer Straße, dies ist der Flachsmarkt, stehen Männer mit Umhängetaschen vor einem Kiosk und warten ganz offensichtlich auf Kundschaft. Plötzlich kommt ein hagerer Mittvierziger auf einen der Männer zu, sie hatten sich vorher offensichtlich verabredet, und beide verschwinden hinter einer der Weihnachtsmarktbuden. „Das geht den ganzen Tag so, hier wird bei helllichtem Tag mit Drogen gehandelt“, sagt Schausteller Dieter Berndt, der vor wenigen Tagen an der Porschekanzel seinen Stand mit gebrannten Mandeln aufgebaut hat und seit Jahren hier beim Weihnachtsmarkt zu Gast ist. Immerhin: „Ich bin froh, dass jetzt auch die Issa-Leute hier patrouillieren, und man müsste noch viel mehr Videokameras installieren.“

Dealer-Szene in Essen ist weiter in Richtung Süden gezogen

Als die Polizei vor Jahren den U-Bahnhof Rheinischer Platz aufwendig mit Videoüberwachung ausstattete, ist der Drogenhandel vom nördlichen Ende der Viehofer Straße bis an die Porschekanzel hinaufgewandert. Menschen, die hier in Büros arbeiten, beobachten täglich das Geschehen: „Die haben ihre Drogenportionen in Plastikfolie verpackt im Mund, eine Wasserflasche in der Hand, und wenn Polizei kommt, spülen sie den Stoff schnell mit Wasser herunter“, sagt ein Mann, der in der Nähe der Porschekanzel arbeitet. Die Polizei bestätigt: „Die Porschekanzel ist für die Drogenhändler ideal, denn es gibt dort viele Fluchtmöglichkeiten. Die Beschwerden von Kunden und Geschäftsleuten in diesem Bereich haben massiv zugenommen“, räumt Polizei-Sprecher Christoph Wickhorst ein.

Der Behörden-Sprecher berichtet: „Von Mai bis Ende Oktober haben wir rund 150 Kontrollen durchgeführt, dabei kam es zu 20 Anzeigen und mehreren Festnahmen.“ Man habe die Streifen-Tätigkeit im Bereich Marktkirche verschärft. Das alles finde zusätzlich statt zu den bestehenden, so genannten „Doppelstreifen“ von Polizei und Ordnungsamt, die seit Jahren die Innenstadt überwachen. Und viele Händler setzen bereits seit Jahren auf private Security-Leute an ihren Eingängen – zum Beispiel die Rathaus Galerie oder das Einkaufszentrum Limbecker Platz.

Neues Konzept soll erarbeitet werden

Die Stadt, die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) sowie weitere Akteure haben den Ernst der Lage längst erkannt. Corona habe das Problem verschärft, heißt es in einer Analyse, die vom Rat der Stadt Essen Ende November verabschiedet werden soll – der Auftrag an die Verwaltung: Ein neues Konzept soll erstellt werden zur Neuaufstellung der Essener Innenstadt angesichts gravierender Leerstände und neuen Anforderungen durch den Klimawandel. „Die Herausforderungen in der Essener Innenstadt drängen zu einem schnellen Handeln“, heißt es dort.

Drogenverpackungen und Crack-Utensilien an einem Bordstein unter der Rathaus-Galerie.
Drogenverpackungen und Crack-Utensilien an einem Bordstein unter der Rathaus-Galerie. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das kann man täglich vor Ort beobachten: Die Drogenabhängigen kaufen den Stoff an der Porschekanzel und verschwinden dann über eine Treppe, die rechts neben dem Eingang der Rathaus-Galerie auf die Straße „Schwarze Poth“ führt. Dort, unter dem Parkhaus der Rathaus-Galerie, gibt es viele dunkle Ecken; hier wird der Stoff sofort konsumiert – zahllose Alu-Fetzen mit Brandspuren und Plastikfolienreste sind von den Crack- und Heroinsüchtigen hinterlassen worden.