Essen-Heisingen. Der Parkdruck in den Stadtteilen steigt, am Baldeneysee in Heisingen auch. Hier lässt Stadt Essen Stellplätze zurückbauen – und erklärt warum.
- In vielen Stadtteilen und auch am Baldeneysee fehlt es an Parkplätzen
- Der Parkdruck belastet auch Anwohner, deren Wohnstraßen regelmäßig zugeparkt werden
- In Heisingen wird eine Stellfläche nun als Ausgleichsfläche genutzt und steht zum Parken nicht mehr bereit
Der Parkdruck steigt in vielen Stadtteilen. Parkplätze am Baldeneysee sind vor allem bei schönem Wetter Mangelware. Besucher kommen in das beliebte Naherholungsgebiet nicht nur aus Essen, so dass mitunter sogar Gehwege völlig zugestellt sind und kein Durchkommen mehr ist. Und dennoch sollen nun Parkmöglichkeiten verschwinden.
Während an der aktuell geplanten Buswende weitere Stellflächen nahe des Sees entstehen sollen, fallen diese gleichzeitig einige hundert Meter weiter weg. An der Oberen Aue, wo einst das Landschulheim der Stadt stand, soll jetzt die gesamte Fläche renaturiert werden – auch die bis dahin gut genutzte Parkfläche. Dabei spitzt sich die Lage in Heisingen nicht zuletzt seit Eröffnung des Cafés Extrablatt ohnehin zu, so dass parkende Autos bis in die Wohngebiete ausweichen und so die Flächen für Anwohner rar werden.
Fläche am ehemaligen Landschulheim wird als Ausgleichsfläche benötigt
Derzeit parken die Autos gleich neben dem Bauzaun. So fürchten direkte Anwohner wie Familie Josten, dass Müllautos oder sogar Rettungswagen nicht mehr durchkommen: „Dabei fahren gerade die Rettungswagen bei den Einsätzen zum See hier durch.“ Ohnehin können sie die Entscheidung, den Parkplatz aufzugeben, nicht verstehen, haben es erst gar nicht glauben wollen. Bis zu 15 Autos passten dort, schätzen sie: „Es gibt gar keinen Grund, den Parkplatz abzuschaffen.“
Rund 40 Parkplätze an der neuen Buswende geplant
Die aktuellen Pläne zur Buswende beziehen sich auf den alten Buswendeplatz Stemmering/Fährenkotten. Dieser soll modernisiert werde, da er in die Jahre gekommen ist und auch zu klein geworden ist.
Im Zuge der Baumaßnahme sollen auch rund 40 Parkplätze auf der Fläche nahe des Baldeneysees entstehen.
„Die aktuell durchgeführten Maßnahmen in dem Bereich stehen im Zusammenhang mit den geplanten Ausgleichsmaßnahmen“, erklärt Stadtsprecher Patrick Betthaus. Diese stünden in Zusammenhang mit dem Bebauungsplan „Hammer Straße / Overhammshof (2019 als Satzung beschlossen). Wo einst das Kutel mit Milchkühen, Ställen und Restaurant in Fischlaken gewesen ist, folgte die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete.
Ein neuer Parkplatz für Spaziergänger ist laut Stadt Essen nicht vorgesehen
„Um nun die notwendigen Anpflanzungen in Heisingen an der Oberen Aue vorzunehmen und die Fläche als Ausgleichsfläche aufzuwerten, müssen aktuell noch Restarbeiten wie beispielsweise Entsiegelungen, Abriss des Trafohauses, Beseitigung des umlaufenden Zaunes inklusive Bauten wie Fundamenten vorgenommen werden“, sagt er. In diesem Zusammenhang werde auch der alte Parkplatz zurückgebaut.
„Der Parkplatz, der nun beseitigt wird, liegt auf dem ehemaligen Außengelände des abgerissenen Landschulheimes. Mit Abriss des Gebäudes sei auch die Stellfläche überflüssig geworden und werde zukünftig entsiegelt dem Ersatzflächenpool zugeordnet“, sagt Patrick Betthaus. Ein neuer öffentlicher Parkplatz für Bürger sei im Zusammenhang mit der Maßnahme nicht vorgesehen.
Stadt hat wegen abgestellter Fahrzeuge einen Zaun errichten lassen
Die so gewonnene Fläche soll ebenfalls als dringend benötigte Ersatzfläche dienen. Da der Parkplatz nun nicht mehr zur Verfügung steht, werde auf der bereits entsiegelten Fläche (ehemaliger Standort Landschulheim) geparkt. „Bei dieser Fläche handelt es sich allerdings um die zukünftig zu bepflanzende Fläche, die bereits aufgelockert war und durch parkende Autos nun wieder verdichtet wurde und wird. Aus diesem Grund wurden die betroffenen Flächen entsprechend abgesperrt“, führt er den Grund für die Zäune aus.
Bereits Ende 2016 wurde das ehemalige Schullandheim auf dem rund 9000 qm großen Grundstück abgerissen. Diente es einst Kindern als Erholungsort mitten in der Natur, lebten später Flüchtlinge hier. Geraume Zeit bemühte sich die Stadt dann um eine Vermarktung. Ein Hostel für Radfahrer, Wanderer und Schüler war im Gespräch. 40 Betten und Seminarräume sollten entstehen, so die damaligen Ideen des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF).
Mit weiteren Neubauten könnte der Parkdruck nochmals steigen
Diese Pläne scheiterten schon an den Sanierungskosten, die auf rund eine Million Euro geschätzt wurden, ein Grund für die Höhe waren Materialien wie Asbest in dem Gebäude. Laut wurde zudem der Wunsch nach so dringend benötigten Kitaplätzen. Dafür allerdings reichte die erforderliche Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr schon nicht. So blieb der Bau lange ungenutzt, bis er verschwand.
Geblieben war der Platz, den zahlreiche Spaziergänger, Jogger, Inlinefahrer, Hundehalter, Fußballer (in der Nähe befindet sich ein Bolzplatz) täglich nutzten, so dass er oftmals gut ausgelastet war. Eine Alternative gibt es dort nun nicht (Flächen an der Gaststätte Seebar nahe der Eisenbahnbrücke sind vor allem Gästen vorbehalten), so dass Anwohner auch hier ein Ausweichen in Straßen wie den benachbarten Stauseebogen fürchten.
Dabei ist nicht nur diese Straße regelmäßig mit Fahrzeugen ohnehin dicht zugeparkt. Hinzu kommt, dass am angrenzenden Baderweg zahlreiche Mehrfamilienhäuser leer stehen. Die Pläne hat das Wohnungsunternehmen Vivawest, die die Wohnungen vermietete, zwar noch nicht vorgestellt. Entstehen hier jedoch Neubauten mit noch mehr Wohnungen, könnte auch der Parkdruck weiter steigen.