Essen. Die Uniklinik Essen wird am Dienstag bestreikt. Damit drohe eine „massive Gefährdung der Patienten“, fürchtet der Ärztliche Direktor der Klinik.

Der Direktor der Essener Uniklinik hat Unverständnis über die Streikmaßnahmen der Gewerkschaft Verdi geäußert. „Selbstverständlich gehört das Streikrecht zu den Grundfesten unserer Wirtschaftsordnung. Ich kann aber nicht nachvollziehen, dass zur Durchsetzung von Tarifforderungen ausgerechnet Universitätskliniken bestreikt werden, die gerade jetzt mitten in der Pandemie eine besonders wichtige Rolle spielen“, erklärte Prof. Dr. Jochen A. Werner.

Insgesamt hatten am Dienstag an den drei Unikliniken in Essen, Düsseldorf und Köln mehrere hundert Tarifbeschäftigte vorübergehend die Arbeit niedergelegt. Mit den Warnstreiks verliehen sie ihren Forderungen in den bislang gescheiterten Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder Nachdruck und demonstrierten für höhere Löhne.

Essener Uniklinikum: 250 Beschäftigte teils ganztägig im Streik

Nach Angaben von Verdi-Landesbezirkssprecherin Lisa Wiese beteiligten sich insgesamt etwa 1300 Menschen an den Warnstreiks an den drei Standorten. Um die Versorgung der Patientinnen und Patienten insbesondere auf den Intensivstationen nicht zu gefährden, hatte Verdi für die Dauer der Streikmaßnahmen in der Pandemie „Notdienstvereinbarungen“ mit den Kliniken getroffen. Am Mittwoch sollen Warnstreiks in Bonn und Münster folgen.

Mit Trillerpfeifen und Plakaten wie „Pflege soll nicht krank machen“ versammelten sich am Morgen die Streikenden vor den Uni-Krankenhäusern. In Köln waren nach Verdi-Angaben 700 Teilnehmende dabei, in Düsseldorf 350 Beschäftigte – und am Essener Uniklinikum traten etwa 250 Beschäftigte teilweise ganztägig in den Ausstand. Dort lief wie in Köln und Düsseldorf ein „Notfallprogramm“, es konnten weniger Operationen erfolgen als üblich.

Vor allem Pflegekräfte zum Streik aufgerufen

Aufgerufen zum Streik waren vor allem Pflegekräfte, aber auch Mitarbeiter in Labors und anderen nachgeordneten Einrichtungen. Wie Unikliniksprecher Thorsten Schabelon bereits am Sonntag mitgeteilt hatte, sei mit Verdi ein Notfallplan vereinbart worden, um die Auswirkungen für die Patienten so gering wie möglich zu halten und für Notfälle gewappnet zu sein. Dennoch müsse man mit erheblichen Einschränkungen in der Patientenversorgung rechnen, mahnte Werner am Tag vor dem Ausstand. „Das bedeutet eine massive Gefährdung unserer Patientinnen und Patienten und eine hohe Belastung für das medizinische Personal.“

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Kritik: Tarifstreit wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen

Gerade bei ambulanten Terminen und Behandlungen werde es Verzögerungen und ein deutlich eingeschränktes Angebot geben, hieß es am Montag. Betroffen waren aber auch die Intensivstationen, auf denen aktuell auch Covid-19-Patienten liegen, so Werner. „Daher muss das OP-Programm schon am Montag und noch stärker am Dienstag deutlich reduziert werden.“ Auch die Wahrnehmung der Versorgung externer Notfälle sei nicht sichergestellt. „Die Universitätsklinik und damit die von ihnen versorgten Menschen werden so zu Zeiten höchster Belastung des Personals durch die Pandemie als Ziel auserkoren, um Tariferhöhungen für zahlreiche andere Berufsgruppen durchzusetzen“, kritisierte der Ärztliche Direktor.

Am Mittwoch soll der Normalbetrieb wieder starten

Ab Mittwoch, 10. November, ist die Wiederaufnahme des Normalbetriebs unter Corona-Bedingungen im Uniklinikum Essen geplant. Nachhängende Verzögerungen in der Patientenversorgung seinen aber nicht auszuschließen.