Essen. . Ein Streik behindert zurzeit die Arbeit im Uniklinikum Essen. Die Gewerkschaft und die Beschäftigten fordern mehr Personal.
Am Universitätsklinikum Essen, das für das Ruhrgebiet von zentraler Bedeutung ist, müssen sich Patienten auf zunehmend lange Wartezeiten für Operationen und häufige Absagen von Behandlungen einstellen. Nach der Uniklinik Düsseldorf steht auch dem Essener Klinikum ein unbefristeter Streik ins Haus, mit dem Pflegekräfte für mehr Personal eintreten wollen. Das Ergebnis einer Urabstimmung der Beschäftigten, zu der die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat, soll Freitag vorliegen.
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Wolfgang Cremer, Pflegefachmann von Verdi NRW, beklagt eine hohe Arbeitsverdichtung in der Krankenpflege. „Die Personaldecke in den Unikliniken ist so gering, dass auf den Stationen eine Art Dauernotdienst herrscht.“ Eine Fachkraft habe zu viele zu Patienten zu versorgen, oft fehle Zeit für Pausen, Beschäftigte würden häufiger krank als andere Berufsgruppen. Verdi fordert als Soforthilfe 200 Stellen in Düsseldorf und Essen sowie Team-Mindestgrößen auf den Stationen. In Essen haben sich dafür an bisher knapp 20 Warnstreiktagen seit Juni je 300 der 2400 Pfleger eingesetzt. Gespräche mit den Klinikchefs hatte Verdi vergangene Woche abgebrochen.
„Die Patienten leiden am stärksten unter der Situation“
Prof. Jochen A. Werner, seit 2015 Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Essen, warnt vor den Folgen eines unbefristeten Streiks in der gesamten Region. „Die Patienten leiden am stärksten unter dieser Situation“, urteilt der Chef des hoch spezialisierten Klinikums mit jährlich 250 000 Patienten. Seit Juli seien rund 1800 kleinere und größere Operationen abgesagt worden. Die Hälfte der OP-Säle und sieben von 80 Stationen seien geschlossen, 230 von 1300 Betten nicht belegt. Wird künftig ohne Pause gestreikt, würden sich noch mehr Fälle aufstauen, heißt es. Der Schaden für die Klinik soll im zweistelligen Millionenbereich liegen.
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Klinikchef Werner fürchtet inzwischen um den guten Ruf. „Ich glaube, wir verlieren das Vertrauen mancher Patienten in die Universitätsmedizin Essen, schließlich geht es bei unseren Patienten um Überlebensängste.“ Cremer verweist auf den Notdienst, der mit dem Klinikum vereinbart wurde. „Wenn Ärzte entscheiden, dass eine OP gemacht werden muss, geschieht das auch.“
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Der Pflegemangel herrscht landesweit an den Kliniken. Laut Verdi müssten allein in NRW 18 000 neue Stellen geschaffen werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will mit Personalmindestgrenzen Entlastung schaffen – ab 2020.