Essen. Das Folkwang Museum feiert 2022 den 100. Geburtstag. Das Jubiläum könnte Startschuss sein für eine Reihe von Folkwang-Feiern. Was geplant ist.
Einkaufsstadt, Kulturhauptstadt, grüne Hauptstadt Europas oder einfach nur Ruhrmetropole: Beinamen hat Essen in den vergangenen Jahren schon einige bekommen. Auch als Design-Stadt war Essen zuletzt im Gespräch. Der nahe liegende Name Folkwang-Stadt wurde bislang weniger hoch gehandelt. Das könnte sich nach dem Willen der Essener Kulturpolitik ab 2022 ändern. Geplant ist die Ausrufung einer ganzen „Folkwang-Dekade“.
Gewürdigt werden soll damit zunächst der 100-jährige Geburtstag des Museum Folkwang als eines der bedeutenden kulturellen Aushängeschilder der Stadt. Das Programm zum großen Jubiläumsjahr 2022 wurde gestern vorgestellt, avisiert sind unter anderem zwei spektakuläre Großausstellungen zum Impressionismus und Expressionismus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich zum Festakt in Essen am 5. Februar angesagt. Im August soll ein großes 24-Stunden-Bürgerfest für breite Beteiligung sorgen.
Gibt es bald auch eine Folkwang-Stadtbibliothek in Essen?
Generell soll der Name Folkwang und seine Bedeutung wieder stärker ins Bewusstsein der Essener Bürger rücken – indem er beispielsweise auch anderen städtischen Instituten angeheftet wird. Neben der Folkwang Universität der Künste und der Folkwang Musikschule könnte es dann bald auch eine Folkwang-Stadtbibliothek und eine Folkwang Theater und Philharmonie Essen GmbH geben.
Für Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain ist die Geschichte der Folkwang-Idee jedenfalls noch lange nicht auserzählt. Sie sei ein Markenkern der Kulturstadt Essen und ein Alleinstellungsmerkmal, das bis heute fortbestehe. Al Ghusain verweist dabei auf Karl Ernst Osthaus, dessen kostbare Kunst-Sammlung 1922 nach Essen ging und den Anlass gab für die Gründung des Museum Folkwang. Der Osthaus-Gedanke von der „Erziehung durch Bildung“ passe gut zu der heutigen Bedeutung von kultureller Bildung und Teilhabe. Inhalt und Ideen des Osthaus-Gedanken könnten zeitgemäß entwickelt werden, findet der Dezernent. Nicht zuletzt ist der aus der nordischen Mythologie entlehnte Begriff „Folkwang“ mit „Halle des Volkes“ zu übersetzen und signalisiert schon damit eine besondere Offenheit und Publikumsnähe.
In den nächsten Jahren feiern auch Essener Lichtburg und Grugapark den 100. Geburtstag
Die „Folkwang-Dekade“ könnte ab 2022 Dachmarke für eine ganze Reihe von runden Geburtstagen und Gedenktagen sein. Dazu gehört das 125-jährige Jubiläum der Essener Philharmoniker oder der 50. Geburtstag der Folkwang-Musikschule in 2024 ebenso wie das 100-jährige Bestehen der Folkwangschule (der heutigen Folkwang-Universität) 2027 oder der 100. Geburtstag der Essener Lichtburg 2028. 2029 feiert dann der Grugapark den 100. Geburtstag, und die Stadtbibliothek blickt 2030 auf ihre Eröffnung an der Hindenburgstraße vor 100 Jahren zurück.
In der Planung ist außerdem die Verabschiedung eines Folkwang-Manifests als Ausweis für künstlerische und pädagogische Ansprüche. Kitas und Schulen mit einem besonderem Kulturprofil, so der Vorschlag, könnten das „Folkwang Zertifikat“ erhalten.
Noch allerdings ist die „Folkwang-Dekade“ nicht mehr als ein Arbeitskonzept ohne Etat. Allein um das Projekt noch 2022 in Gang zu bringen, müssten kurzfristig Projektmittel in Höhe von 150.000 Euro für Personal- und Sachmittel bewilligt werden, heißt es in der jüngsten Beschlussvorlage.