Essen. . Am Samstag verwandelt sich die ehemalige Kohlestadt in die „Grüne Hauptstadt Europas“. Auch die Essener sollen ihre Stadt neu entdecken.

  • Sieben Jahre nach der Europäischen Kulturhauptstadt ist Essen „Grüne Hauptstadt Europas 2017“
  • Am Samstag und Sonntag steht die Eröffnungszeremonie an - mit viel Prominenz und einem großen Fest im Grugapark
  • In 300 Veranstaltungen will Essen in den nächsten zwölf Monaten zeigen, warum es grünes Vorbild in Europa ist

Im Fußball nur viertklassig, aber in Sachen Kultur und Natur Europameister: Sieben Jahre nach der „Europäischen Kulturhauptstadt“ schmückt sich Essen mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“. Das Motto: „Erlebe dein grünes Wunder“.

Los geht’s an diesem Samstag und Sonntag mit dem Kultur- und Familienfest im Grugapark, dem Hauptspielort. Zur Eröffnungszeremonie rollen sie – protokollarisch ganz oben – dem EU-Umweltkommissar aus Brüssel und den Umweltministern aus Berlin und Düsseldorf symbolisch den grünen Teppich aus.

1200 geladene Gäste bei der Eröffnungsfeier

An Zoran Janković, dem Bürgermeister der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, ist es, Essen vor 1200 geladenen Gästen den ersehnten Grüne-Hauptstadt-Staffelstab zu übergeben. „Schon mit der Eröffnungsfeier wollen wir zeigen, dass unsere Stadt vielfältige grüne Überraschungen zu bieten hat“, frohlockt OB Thomas Kufen.

Brüssel hat Essen, grünste Stadt in NRW und drittgrünste in der Republik, ausgezeichnet, weil es – vom Thema Verkehr abgesehen – in elf von zwölf Öko-Themenfeldern ganz vorn liegt. „Als Grüne Hauptstadt sind wir schon zum zweiten Mal Modellstadt in Europa“, sagt Ralph Kindel, Leiter des Grüne-Hauptstadt-Projektteams.

Baden in der Ruhr ist emotionaler Höhepunkt

In der Tat schauen Landräte alter europäischer Kohlereviere, etwa im französischen Nord-Pas-de-Calais oder in Nordengland, fasziniert – und bisweilen eifersüchtig – nach „Best Practice“-Essen. Eine Stadt, in der stillgelegte Zechen wie Zollverein zum Welterbe aufgestiegen sind und gigantische Abraumhalden in mustergültige „Landschaftsbauwerke“ verwandelt wurden.

Die Eröffnungsfeier zur Grünen Hauptstadt Europas

weitere Videos

    Industrielle Dreckschleudern suchen die Essener vergebens, der Himmel über der Ruhr ist längst wieder blau. Sie können stundenlang über alte Bahntrassen radeln und ihre Füße ab 2020 sogar von der sauberen Emscher umspielen lassen. Und das Baden in der Ruhr zählt ab Mai zu den emotionalen Höhepunkten der Grünen Hauptstadt: Der einst dreckigste Fluss des Kontinents ist dann der einzige mit zertifizierter Badestelle.

    Essen, die Grüne Hauptstadt

    Essen ist European Green Capital – Grüne Hauptstadt Europas 2017. Den Titel der Umwelthauptstadt vergibt die Europäische Kommission. Essen siegte 2015 gegen Nijmegen,’s Hertogenbosch und Umea. Unsere Galerie zeigt, wie grün die Grüne Hauptstadt ist.
    Essen ist European Green Capital – Grüne Hauptstadt Europas 2017. Den Titel der Umwelthauptstadt vergibt die Europäische Kommission. Essen siegte 2015 gegen Nijmegen,’s Hertogenbosch und Umea. Unsere Galerie zeigt, wie grün die Grüne Hauptstadt ist.
    Essen ist mit 3100 Hektar Grün- und Waldflächen Deutschlands drittgrünste Großstadt. Bei schönem Wetter ein echter Genuss: die Parksounds im Essener Stadtgarten.
    Essen ist mit 3100 Hektar Grün- und Waldflächen Deutschlands drittgrünste Großstadt. Bei schönem Wetter ein echter Genuss: die Parksounds im Essener Stadtgarten. © Sven Lorenz
    Der Blick vom Erich-Brost-Pavillion auf Zeche Zollverein in Richtung Essener Innenstadt (2012).
    Der Blick vom Erich-Brost-Pavillion auf Zeche Zollverein in Richtung Essener Innenstadt (2012). © Sebastian Konopka
    Mitten im Grünen: die Villa Hügel (fotografiert im Mai 2014).
    Mitten im Grünen: die Villa Hügel (fotografiert im Mai 2014). © Hans Blossey
    Der Waldteich im Stadtwald.
    Der Waldteich im Stadtwald. © WAZ FotoPool
    Der Blick von der Schurenbachhalde in Richtung Essener Innenstadt – fotografiert im Juli 2016.
    Der Blick von der Schurenbachhalde in Richtung Essener Innenstadt – fotografiert im Juli 2016. © Stefan Arend
    Die Ruhr samt Auen zwischen Heisingen und Überruhr. Das Luftbild ist im Herbst 2015 entstanden.
    Die Ruhr samt Auen zwischen Heisingen und Überruhr. Das Luftbild ist im Herbst 2015 entstanden. © Hans Blossey
    Die Ruhrauen in Heisingen sind ein Naturschutzgebiet und Heimat vieler Arten.
    Die Ruhrauen in Heisingen sind ein Naturschutzgebiet und Heimat vieler Arten. © Navid Moshgbar
    Der Schellenberger Wald erstreckt sich oberhalb des Baldeneysees.
    Der Schellenberger Wald erstreckt sich oberhalb des Baldeneysees. © Ulrich von Born
    Im Schellenberger Wald sind die Schäden, die Pfingststurm Ela 2014 anrichtete noch zu sehen. Das Foto ist im Dezember 2016 entstanden.
    Im Schellenberger Wald sind die Schäden, die Pfingststurm Ela 2014 anrichtete noch zu sehen. Das Foto ist im Dezember 2016 entstanden. © Kerstin Kokoska
    Die Ruhr zwischen Kettwig und Werden im Morgennebel. Luftbildfotograf Hans Blossey hat das Bild an einem Morgen im Mai 2009 aufgenommen.
    Die Ruhr zwischen Kettwig und Werden im Morgennebel. Luftbildfotograf Hans Blossey hat das Bild an einem Morgen im Mai 2009 aufgenommen. © Hans Blossey
    Kirschblüte auf der Rüttenscheider Straße.
    Kirschblüte auf der Rüttenscheider Straße.
    Die Schurenbachhalde im Juni 2016.
    Die Schurenbachhalde im Juni 2016. © Hans Blossey
    Der Baldeneysee im Süden Essens ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das Multicpoter-Foto ist im Oktober 2016 entstanden.
    Der Baldeneysee im Süden Essens ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das Multicpoter-Foto ist im Oktober 2016 entstanden. © Michael Gohl
    Ein Projekt der Grünen Hauptstadt: An dieser Stelle am Seaside Beach soll man ab Sommer 2017 wieder in der Ruhr schwimmen dürfen.
    Ein Projekt der Grünen Hauptstadt: An dieser Stelle am Seaside Beach soll man ab Sommer 2017 wieder in der Ruhr schwimmen dürfen. © Stefan Arend
    Der Grugapark (2015).
    Der Grugapark (2015). © Michael Gohl
    Der Grugapark (2016).
    Der Grugapark (2016). © Thomas Goedde
    Der Grugapark im Oktober 2016.
    Der Grugapark im Oktober 2016. © Knut Vahlensieck
    Neben den eindrucksvollen Bauten beherbergt das Zollverein-Areal auch viel Grün.
    Neben den eindrucksvollen Bauten beherbergt das Zollverein-Areal auch viel Grün. © Jochen Tack/Stiftung Zollverein
    Auch das ist Zollverein.
    Auch das ist Zollverein. © Jochen Tack/Stiftung Zollverein
    Der Stadtgarten im April 2016.
    Der Stadtgarten im April 2016. © Ulrich von Born
    Diese Multicopter-Aufnahme vom Stadtgarten ist im September 2015 entstanden.
    Diese Multicopter-Aufnahme vom Stadtgarten ist im September 2015 entstanden. © Michael Gohl
    Frühling im Hallopark.
    Frühling im Hallopark. © Michael Gohl
    Herbst im Hallopark (das Foto wurde im Oktober 2015 aufgenommen).
    Herbst im Hallopark (das Foto wurde im Oktober 2015 aufgenommen). © Michael Gohl
    Der Krupppark von oben – fotografiert im Oktober 2015.
    Der Krupppark von oben – fotografiert im Oktober 2015. © Hans Blossey
    Der Schlosspark in Borbeck im Oktober 2014.
    Der Schlosspark in Borbeck im Oktober 2014. © Sebastian Konopka
    Der Schlosspark in Borbeck im August 2012.
    Der Schlosspark in Borbeck im August 2012. © Olaf Fuhrmann
    Der Ludwig-Kessing-Park in Überruhr im Juli 2016.
    Der Ludwig-Kessing-Park in Überruhr im Juli 2016. © Stefan Arend
    Der Gleispark in Frintrop – fotografiert im Juni 2016.
    Der Gleispark in Frintrop – fotografiert im Juni 2016. © Hans Blossey
    Der Steeler Stadtgarten im Juli 2016.
    Der Steeler Stadtgarten im Juli 2016. © Alexandra Roth
    Das Siepental im August 2014.
    Das Siepental im August 2014. © Sebastian Konopka
    Gemeinschaftgärten im Siepental im August 2014.
    Gemeinschaftgärten im Siepental im August 2014. © Sebastian Konopka
    Das Hexbachtal im Mai 2014.
    Das Hexbachtal im Mai 2014. © Sebatsian Konopka
    Das Hexbachtal im Juni 2016.
    Das Hexbachtal im Juni 2016. © Hans Blossey
    Der Segeroth Park im Oktober 2013.
    Der Segeroth Park im Oktober 2013. © Sebastian Konopka
    Naherholung am Wasser vor grüner Kulisse gibt es auch am Rhein-Herne-Kanal.
    Naherholung am Wasser vor grüner Kulisse gibt es auch am Rhein-Herne-Kanal. © Kerstin Kokoska
    Der Kaiser-Wilhelm-Park, fotografiert im Mai 2015.
    Der Kaiser-Wilhelm-Park, fotografiert im Mai 2015. © Sebastian Konopka
    Der Waldpark an der Frankenstraße, fotografiert im Mai 2016.
    Der Waldpark an der Frankenstraße, fotografiert im Mai 2016.
    Der Waldpark an der Frankenstraße, fotografiert im Mai 2016.
    Der Waldpark an der Frankenstraße, fotografiert im Mai 2016. © Michael Korte
    Die Margarethenhöhe, fotografiert im November 2016.
    Die Margarethenhöhe, fotografiert im November 2016. © Hans Blossey
    Essen-Katernberg im November 2016.
    Essen-Katernberg im November 2016. © Hans Blossey
    1/41

    Nur: Erfüllt die Essener dieser kolossale Wandel von Grau zu Grün, von der rußigen Kohlestadt zur grünen Kapitale überhaupt mit Stolz? Ralph Kindel, den Veranstaltungsprofi, befallen manchmal Zweifel. Hier wie auch im übrigen Revier schlage ihm häufig die von Frank Goosen diagnostizierte „Woanders-ist-auch-scheiße“-Haltung entgegen. Deshalb wünscht er sich, dass die Grüne Hauptstadt nicht nur das Außen-Image aufpoliert, sondern auch im Innern etwas sprießen lässt. „Auch die Essener können Essen neu entdecken.“

    Das Budget ist überschaubar

    Essen: Grüne Hauptstadt Europas 2017Ein Event-Spektakel wie bei der Kulturhauptstadt 2010, die mit dem A 40-Stillleben faszinierende Bilder erzeugt hat, darf 2017 nicht erwartet werden. Zum Vergleich: 2010 gab’s ein Budget von 78 Millionen Euro, die Grüne Hauptstadt muss mit 16,25 Millionen auskommen.

    300 Aktionen und Veranstaltungen stehen in den nächsten zwölf Monaten auf dem Programm. Umweltdezernentin Simone Raskob streicht besonders die 200 Bürgerprojekte heraus – vom Gemeinschaftsgarten bis zum Bienenzüchter. Sie ist überzeugt: „Über Teilhabe und Mitmachen schaffen wir Identifikation.“

    Alle Infos zur Eröffnungsfeier der Grünen Hauptstadt

    • Beim großen Kultur- und Familienfest am Samstag (17.30 bis 22 Uhr) und Sonntag (16 bis 22 Uhr) im Grugapark verwandeln Tänzer den Grugaturm in ein „Zukunftshaus“, und auf dem Gradierwerk setzen Schauspieler Themen wie Klimawandel und Müll in Szene.
    • Es gibt ein buntes Winterleuchten und ein Kerzen-Labyrinth, Fahrrad-Orchester und Klanginstallationen, Walking-Acts und eine „Schnippeldisco“.
    • Eintritt: eine gebrauchte Plastiktüte. Folkwang-Studenten fertigen daraus eine Skulptur.300 Aktionen werden in den nächsten zwölf Monaten folgen. Das sind die Höhepunkte:
    • Mehr zum Programm der Eröffnungsfeier lesen Sie hier, einen Übersichtsplan finden Sie unten als Download.
    • Nähere Programminfos finden Sie auf www.essengreen.capital und auf der Facebook-Seite der „Grünen Hauptstadt“.

    Die Höhepunkte des Green Capital-Jahres 2017

    • 20. 1. bis 5. 3.: Ausstellung Plakatwettbewerb, Museum Folkwang
    • 22. Februar: Filmpremiere „Grüne Hauptstadt – der Film“, Lichtburg
    • Ab Frühjahr: Essener Aussichten, 30 Aussichtspunkte in Essen
    • Ab Mai: Baden in der Ruhr, Seaside Beach, Baldeneysee
    • 21. Mai bis 27. August: „Grün in der Stadt – Mehr als Parks und Gärten“, Zollverein, Halle 5
    • 17./18. Juni: Geo-Tag der Natur, Zollverein
    • 7. bis 9. Juli: Kultur & Fest, Paradiese und Utopien, Stadtgarten
    • 24. September: Familienfest Altendorf, Altendorfer Straße