Essen. Ein Essener Paar hat Spenden, Flug, OP-Termin für eine junge Frau aus Malawi organisiert. Hier bekam die Herzpatientin eine erlösende Nachricht.

Monatelang haben Lucia Schulz und Michael Binzen aus Altenessen gebangt, ob es ihnen gelingt, eine junge Frau aus Malawi hierher zu holen, damit sie eine lebenswichtige Herz-Operation bekommt. Anfang August war es soweit: Die 29-jährige Maria Mkinga landete in Deutschland, zog für die folgenden Wochen zu dem Essener Paar und erhielt im Philippusstift in Borbeck eine erlösende Nachricht.

Essener sammeln regelmäßig Spenden für Malawi

Die Altenessener haben eine enge Beziehung zu dem Land in Südostafrika: Ein Onkel von Lucia Schulz war 1966 dorthin ausgewandert. 2004 reisten sie zum ersten Mal mit ihren Kindern zu ihm nach Malawi – und seither immer wieder. 2013 geht ihre damals 19-jährige Tochter Laura für ihr Auslandsjahr nach Rumphi in Nord-Malawi zur Hilfsorganisation dAmra. Der Leiter der Organisation, Flument Mkinga hat sechs Kinder „und Laura hat er quasi als siebtes Kind angenommen“, erzählt Lucia Schulz. Auch sie freunden sich mit Lauras „Ersatzvater“ an und sammeln seither mit ihren Freunden regelmäßig Spenden für dAmra.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Im vergangenen Jahr klagt Mkingas Tochter Maria über Schwäche, Luftnot und Herzstolpern. Es besteht der Verdacht auf einen angeborenen Herzfehler, einen Vorhofseptumdefekt. Laienhaft könnte man von einem Loch in der Herzscheidewand sprechen, eine unerwünschte Verbindung zwischen den beiden Vorkammern. Das kann im Erwachsenenalter schwere Folgen wie einen Schlaganfall haben. Hiesige Ärzte sehen sich die Unterlagen aus Malawi an und neigen zu einer OP: In Essen ist das eine Routine-Eingriff, in Malawi nicht.

Die Spenden für die Operation sind schnell gesammelt

Nachdem wir im vergangenen Jahr erstmals über Maria Mkinga und ihre Essener Helfer berichteten, kommen die Spenden für eine Operation schnell zusammen. Doch in Corona-Zeiten wird es schwierig, ein Visum zu organisieren. „Dank Mona Abouras von den International Services, die sich bei der Contilia um Patienten aus dem Ausland kümmert, ist das gelungen“, erzählt Michael Binzen. Im August trifft Maria Mkinga ein.

Freundeskreis spendet monatlich für Malawi

Michael Binzen und Lucia Schulz haben einen festen Kreis, der monatlich mindestens 150 Euro an die NGO dAmra spendet. Die einheimische Nichtregierungsorganisation engagiert sich in Malawi für wenig entwickelte Regionen. Infos: schulz.binzen@t-online.deVon den Spenden für Maria Mkinga ist noch Geld übrig. Es soll an ein malawisches Krankenhaus gehen, damit dort die Diagnostik verbessert werden kann.

Chefärztin Birgit Hailer von der Klinik für Herz- und Gefäßmedizin des Philippusstifts in Borbeck untersucht die junge Patientin sehr gründlich. Anhand der Befunde aus Malawi habe man nicht mit letzter Sicherheit sehen können, wie groß die Verbindung in der Herzscheidewand ist. Nur so könne man klären, ob das Loch geschlossen werden muss und wenn ja, ob das minimalinvasiv geschehen kann oder ein größerer Eingriff notwendig ist.

Die Patientin spricht von einem Wunder

„Dafür braucht man eine moderne Bildgebung“, erklärt Birgit Hailer. Und die zeigt schließlich, dass Maria Mkinga keine Operation benötigt: „Diese kleine offene Stelle wird ihr in ihrem Leben keine Probleme machen.“ Auch das Herzstolpern sei harmlos: Sie habe abgeklärt, dass man sich wegen der Extraschläge keine Sorgen machen müsse. Maria Mkinga könne tun, was Gleichaltrige machen; weder Sport noch eine Schwangerschaft seien ein Risiko für sie.

Eine Herz-Diagnose sei immer eine schwere Belastung, sagt die Medizinerin: „Frau Mkinga hatte große Ängste, die wir ihr zum Glück nehmen konnten.“ Die 29-Jährige, die frühkindliche Erziehung studiert, freut sich, dass sie nun unbelastet ins Examen gehen kann. Überschwänglich dankt sie ihrer Ärztin, ihren Gastgebern und allen Spendern. „Das Jahr nach der Diagnose war so schwer. Jetzt bin ich glücklich. Für mich ist das überwältigend, es ist wie ein Wunder, dass ich alles machen darf.“