Essen. Ein Paar aus Altenessen hat enge Kontakte zum afrikanischen Malawi. Nun möchten sie einer herzkranken, jungen Frau eine OP in Essen ermöglichen.
Lucia Schulz und Michael Binzen (beide 57) leben in Altenessen und bilden die vermutlich kleinste Hilfsorganisation für Malawi: Mit ihrem persönlichen Engagement haben sie Familienmitglieder und Freunde so angesteckt, dass die regelmäßig für das Land in Südostafrika spenden.
Aktuell sammelt das Paar für eine junge Frau mit einem angeborenen Herzfehler: In Essen könnte sie mit einer Routine-Operation behandelt werden, in ihrer Heimat nicht: „Die medizinische Versorgung dort ist unterirdisch“, sagt Krankenpfleger Michael Binzen.
Nach der ersten Afrikareise kehrten sie immer wieder zurück
Der Brückenbau zwischen Altenessen und Afrika begann im Jahr 2004, als Schulz und Binzen mit ihren damals zehn und zwölf Jahre alten Kindern erstmals nach Malawi reisten. Das Land ist den meisten Menschen bestenfalls bekannt, weil Popsängerin Madonna vier malawische Kinder adoptiert hat. Lucia Schulz hat einen Onkel in Malawi: Der gelernte Kfz-Mechaniker war 1966 als Ordensmitglied der „White Fathers“ dorthin ausgewandert und auch geblieben, als er den Orden verlassen hatte. Lucia Schulz traf den heute 81-Jährigen bei seinen gelegentliche Deutschlandbesuchen.
Bei ihrer sechswöchigen Reise nach Malawi wurde Onkel Hermann Josef Schulz zum Türöffner in dem kleinen afrikanischen Land, das sie offenbar sofort bezauberte. Zwar vergeht einige Zeit, bis das Paar (diesmal ohne die Kinder) im Jahr 2010 zurückkehrt, „aber seitdem sind wir mit einer Ausnahme jedes Jahr dagewesen“, sagt Binzen.
Ihre Tochter organisierte den Neubau einer Grundschule
Auch ihre Tochter Laura hat die Reise wohl nachhaltig beeindruckt: 2013 geht die 19-Jährige für ihr Auslandsjahr nach Rumphi in Nord-Malawi zur Hilfsorganisation dAmra. Der Leiter der Organisation, Flument Mkinga hat sechs Kinder „und Laura hat er quasi als siebtes Kind angenommen“, erzählt Lucia Schulz.
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Laura wirbt in dieser Zeit Spenden aus Deutschland ein, erhält eine Zusage über fast 40.000 Euro für den Bau einer Grundschule; und Flument Mkinga legt die Verantwortung für den Neubau in die Hände der jungen Frau. Ihre Eltern staunen, als sie im nächsten Jahr nach Rumphi kommen, um ihre Tochter abzuholen: „Sie hat geschafft, dass die sechs Häuschen für die Schule in einem halben Jahr hochgezogen wurden“, erzählt die Mutter. Die Eltern erleben auch die Herzlichkeit von Lauras „Ersatzvater“ Flument Mkinga. „Wir haben uns sofort mit ihm angefreundet.“ Seither sammeln sie und ihre Freunde in Essen für Malawi, zum Beispiel beim „Singen für dAmra“.
In diesem Jahr mussten Schulz und Binzen die geplante Reise nach Rumphi absagen; dafür meldete sich Flument Mkinga: Seine Tochter Maria (28) habe zuletzt an Luftnot und allgemeiner Schwäche gelitten, bei einer Untersuchung sei ein angeborener Herzfehler festgestellt worden: ein Vorhofseptumdefekt. Laienhaft könnte man von einem Loch in der Herzscheidewand sprechen, das je nach Größe im Erwachsenenalter schwere Folgen – etwa einen Schlaganfall – haben kann.
„Er hat sich um unsere Tochter gekümmert – jetzt tun wir etwas für seine Tochter“
Nach Meinung hiesiger Ärzte, denen Michael Binzen die Unterlagen aus Malawi gezeigt hat, sollte das Loch verschlossen werden. Der minimalinvasive Eingriff würde etwa 6000 bis 7000 Euro kosten, inklusive Flugkosten brauche man wohl 10.000 Euro. Dass sie das Geld zusammenbekommen, ist für Binzen keine Frage: „Flument Mkinga ist ein Freund und hat sich ein Jahr lang um unsere Tochter gekümmert – jetzt tun wir etwas für seine Tochter.“
Sie hätten geprüft, ob eine Behandlung im benachbarten Südafrika günstiger wäre, doch die Kosten lägen erheblich höher. Also klären sie nun, wie Maria Mkinga ein Visum bekommen kann. 2500 Euro hat die Mini-Hilfsorganisation aus Altenessen schon gesammelt, alle weiteren Hürden wollen sie auch überwinden. Ein Essener Arzt hat so lange im Blick, welche Medikamente Studentin bekommt. Sie hätten so besondere Begegnungen in Malawi gehabt, jetzt möchten sie etwas zurückgeben, sagt Lucia Schulz: „Die Menschen dort haben selber nichts, aber sie schenken uns ihr letztes Hemd, wenn wir kommen.“
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