Essen. Ein neues Essener Bühnen-Bündnis will die Position der freien Theater verbessern. Was neben einer Preis-Gala zu den Plänen der Initiative gehört.
Die Corona-Pandemie hat den Zusammenhalt der freien Essener Bühnen noch einmal gestärkt. Schon während der ersten Theater-Schließung im März 2020 hat man zum Welttheatertag gemeinsame Online-Aktionen geplant, auch in diesem Frühjahr wurde das Datum für ein kollektives künstlerisches Lebenszeichen aus dem Lockdown genutzt.
Und nun, wo die freien Essener Bühnen endlich wieder Premieren feiern und ihr Publikum begrüßen können, will man nicht wieder zu Einzelkämpfern werden, sondern das Gemeinschaftsgefühl weiter stärken – mit einem neuen Verein. Seit wenigen Tagen ist die Initiative Freie Szene Essen offiziell ins Vereinsregister eingetragen – und hat große Pläne. Unter anderem soll 2023 erstmals ein Theaterpreis für die freie Essener Szene ausgelobt werden.
Essener Bühnen wollen nach außen offensiver auftreten
Die Botschaft sei klar: „Die freien Theater stehen zusammen“, sagt Rainer Besel vom Theater Freudenhaus. Neben der Steeler Bühne sind das Theater Courage, die Rü-Bühne, das Kleine Theater, die Studio-Bühne, die Essener Volksbühne, Theater Petersilie, Theater Thesth, Theater Essen-Süd und Only Connect dabei. Auch die Theatergemeinde Essen und das Folkwang Kammerorchester haben sich dem Verein angeschlossen sowie der langjährige Kulturbeirat-Mitstreiter Johannes Brackmann, Schauspieler Thos Renneberg und Werbefachmann Peter Christofolini, unter dessen Ägide 2010 die Kulturelle Marketing Initiative Essen gegründet wurde.
Manches Gemeinschaftsengagement ist, nicht zuletzt durch die Pandemie, ein wenig eingeschlafen. Auch die erste Kulturtagung der freien Szene im Sommer 2019 hat nach Meinung von Reiner Besel nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Herausforderungen und Perspektiven seien zwar benannt worden, hätten aber seitens Politik und Verwaltung keine nennenswerten Reaktionen nach sich gezogen. Dabei sei es gerade nach der langen, coronabedingten Durststrecke und den damit verbundenen Existenzsorgen besonders wichtig, „nach außen offensiver aufzutreten“, findet Raphael Batzik vom Theater Essen-Süd. Mit Reiner Besel und Benjamin Haase vom Kleinen Theater Essen bildet er das Führungstrio des neuen Vereins.
2023 soll ein Theaterpreis für die freie Essener Szene ausgelobt werden
Funktionieren soll das Marketing unter anderem mit einer gemeinsamen Homepage, auf der in Zukunft Termine, Informationen und Besprechungen der Stücke zu finden sein werden. Durch die stärkere digitale Präsenz will man aber nicht nur mehr Publikum erreichen. Auch bei Politik, Medien und Sponsoren will man sich durch den gemeinsamen Auftritt stärkeres Gehör verschaffen. Unterstützung erhofft man sich beispielsweise für einen neu ausgelobten Theaterpreis, der 2023 in einer Gala erstmals vergeben werden soll. Auch in Fragen der städtischen Förderung könnte der Schulterschluss in Zukunft wichtig sein, glaubt Besel. „Wir gehen davon aus, dass da noch manches auf den Kopf gestellt wird.“
Das neue Essener Bühnen-Bündnis will aber auch offen für weitere kulturelle Mitstreiter sein. Die Kooperation mit anderen Initiativen sei ebenso geplant wie mit „anderen Menschen aus der freien Kulturszene“, erklärt Besel.