Essen. Online statt in ihren Häusern präsentierten sich zehn kleine Essener Theater zum Welttheatertag. In Corona-Zeiten bitten sie um Unterstützung.

Rund um den Globus ist der jährliche Welttheatertag am 27. März für viele Bühnen im In- und Ausland Anlass zum Feiern. Weil die Theater wegen der Corona-Krise geschlossen sind, nutzen diesmal viele das Internet. Auch zehn Theater der freien Szene in Essen wagten sich auf die virtuelle Bühne. Unter dem Motto „Stück für Stück im Netz“ stellten sie Statements, Musikstücke, Podcast und Videos auf ihre Homepages und nutzten ihre gemeinsame Facebook-Plattform „Kultessa“.

Freie Theaterszene in Essen leidet massiv unter Veranstaltungsausfällen

Kein Zweifel: Die Corona-Krise zwingt die lokalen Kulturbetriebe in die Knie. Vor allem die freie Szene, die auch sonst kaum Gewinne erfährt, leidet massiv unter den Veranstaltungsausfällen. Eigentlich stand im Theater Essen-Süd an der Germaniastraße am 27. März die Premiere von „Das Ende der Welt“ auf dem Plan. Nun saßen die Zuschauer daheim an den Bildschirmen.

Welttheatertag 1961 ins Leben gerufen

Seit 1961 wird jährlich am 27. März der Welttag des Theaters („World Theatre Day“) gefeiert. Er wurde vom Internationalen Theaterinstitut (ITI) ins Leben gerufen.

In Essen wirkten unter anderem mit: Das Kleine Theater Essen, Only connect!, Rü Bühne e. V., Theater Courage, Theater Essen-Süd, Theater Freudenhaus, Theater THESTH. Auf den Homepages der Theater sowie unter www.facebook.com/kultessa finden sich Beiträge und Spendenkonten.

Per Facebook hatte man zum virtuellen Potpourri „Stück für Stück im Netz“ eingeladen. Gerade einmal zwei Tage hatte Simon Schlenke aus Gelsenkirchen Zeit, um das Event vorzubereiten. „Die Theater sind unterschiedlich weit mit der Technik, viele beschreiten gerade neue Wege“, räumt der 33-Jährige Social-Media-Berater ein. So habe es an manchen Stellen deutlich geruckelt. Nacheinander und mit größeren Pausen landeten Beiträge im Netz, manche erst einen Tag später. Wer sich auf eine Live-Vorstellung gefreut hatte, wurde enttäuscht. Ein runder Theaterabend ist den Akteuren auf die Schnelle leider nicht gelungen.

Theater Essen-Süd will fortan regelmäßig Online-Beiträge erstellen

https://www.waz.de/staedte/essen/corona-blog-essen-wieder-faelle-im-altenheim-acht-genesene-id228779649.htmlDennoch kamen am Ende interessante Ein- und Ausblicke auf laufende oder geplante Inszenierungen zusammen. So realisierte das Steeler Theater Freudenhaus per Skype eine durchaus unterhaltsame Szene aus dem Ruhrpott-Kultstück „Freunde der italienischen Oper“. Das Theater Essen Süd bot einen Podcast und will fortan regelmäßig Online-Beiträge erstellen. Die Akteure des Theater THESTH in Frohnhausen regten mit ihrer Video-Botschaft zum Nachdenken über die Bedeutung der Bühnen an.

Weitermachen möchte man. „Wie bei vielen im Home-Office“, so Schlenke, laufe die Technik noch nicht rund. Doch auch viele Zuschauer waren ratlos und rätselten bis kurz vor Beginn der Bildschirm-Show um 18 Uhr über deren Ablauf. Ein Programm oder eine festgelegte Reihenfolge gab es nicht. Zögerlich trudelten die Beiträge ein. Manche Häuser nutzten ihre eigene Homepage, andere die gemeinsame „Kultessa“-Homepage auf Facebook.

Rund 20.000 Zuschauer erreicht

Erreicht habe man laut Schlenke dennoch etwa 20.000 Zuschauer. Zu bewerten sei die „recht spontane Aktion“ vor allem als Lebenszeichen der freien Szene. Die kleinen Bühnen der Stadt kämpfen gemeinsam ums Überleben. Sie brauchen ihr Publikum und dessen finanzielle Zuwendung nötiger denn je. „Ich freue mich auf den Tag, an dem es endlich wieder losgeht“, erklärt Schauspieler Rainer Besel (Theater Freudenhaus) in einem Grußwort. Das wünschen sich alle sehnlichst.