Essen. Wegen der Corona-Situation sind einige Martinszüge in Essen bereits abgesagt worden. In manchen Stadtteilen planen die Veranstalter Alternativen.

  • Einige Veranstalter in Essen haben die Entscheidung zur Absage des Martinszuges früh getroffen
  • Die Gründe für die Absagen in den Stadtteilen sind mitunter unterschiedlich
  • Mit einigen alternativen Veranstaltungen soll der Martinstag gerettet werden

Zu St. Martin wird es in manchen Stadtteilen dunkel bleiben, denn einige Umzüge sind bereits abgesagt. Grund dafür ist trotz der derzeit eher entspannten Lage die Corona-Situation. Dennoch gibt es auch Veranstalter, die Martinszüge angekündigt haben.

Definitiv stattfinden soll der Martinsumzug in Schonnebeck. Organisator Siegfried Brandenburg von der dortigen Werbegemeinschaft kündigt an: „Wir machen das auf jeden Fall.“ Wenn Brandenburg über den Martinszug spricht, wird er emotional: „Den Kindern ist schon ein Jahr geklaut worden. Wenn wir es schaffen, dass sie nach dem Umzug mit einem Lächeln ins Bett gehen und dabei ‚St. Martin‘ singen, dann ist das gut.“

Die Organisatoren hätten bereits mit der Polizei und dem Ordnungsamt gesprochen. Die aktuell gültige Coronaschutzverordnung erlaubt eine Teilnehmerzahl von 2500 Personen mit einer Empfehlung zur Maskenpflicht und Mindestabständen. Und so plant man in Schonnebeck mit eben dieser Zahl. „Ich werde aber niemanden nach Hause schicken“, so Brandenburg.

Wie kontrolliert werden muss, wird mit dem Ordnungsamt abgestimmt

Überhaupt versteht Brandenburg nicht so recht, warum Martinszüge ein Problem in der aktuellen Lage darstellen sollten. „Beim Fußball sind die Stadion voll und Kinder dürfen keinen Martinszug machen? Da kann ich mich nur kaputt lachen.“

Der Martinsumzug in Karnap hatte vor der Corona-Krise immer 500 bis 600 Menschen angezogen. Der Bürgerverein Karnap hatte sich als Veranstalter jedoch vor einigen Wochen für die Absage entschieden. „Ausschlaggebend war vor allem die Unsicherheit hinsichtlich der neuen Schutzverordnung, die Ende des Monats rauskommt“, erklärt der Vorsitzende Markus Gosdzik. Er hatte außerdem Sorge, dass sich die Teilnehmerzahl drastisch erhöhen würde, wenn in Karnap „Laterne gelaufen wird“ und in anderen Stadtteilen nicht. Schlussendlich sei es derzeit extrem schwierig, Musiker zu finden, da die zu Lockdown-Zeiten nicht üben konnten und daher jetzt nicht auftreten wollten.

In Haarzopf-Fulerum ist der Martinszug zum zweiten Mal abgesagt worden

Der Bürgerverein Haarzopf-Fulerum hat seinen Martinszug zum zweiten Mal wegen Corona abgesagt. Man denke lediglich über ein kleines Martinsfeuer im Bürgerpark nach, so der Vorsitzende Horst Holtwiesche. Einen Umzug könne man nicht organisieren, weil im Stadtgebiet etliche Züge abgesagt seien und man nicht riskieren könne, dass alle nach Haarzopf kämen und es dann womöglich voller als sonst würde.

Ausfallen wird auch in diesem Jahr der Martinzug durch den Grugapark, sagt Martin Gülpen, Sprecher von Grün und Gruga. Bereits im August hatte der Heimat- und Verkehrsverein Kettwig den traditionellen Zug im Stadtteil aus Vorsicht abgesagt.

Als größter Martinszug Deutschlands gilt die Veranstaltung in Essen-Frintrop, 2018 fand sie zuletzt statt.
Als größter Martinszug Deutschlands gilt die Veranstaltung in Essen-Frintrop, 2018 fand sie zuletzt statt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zum zweiten Mal in Folge muss auch der Organisator vom Bürger- und Verkehrsverein Essen-Frintrop 1922 passen. Der Frintroper Umzug gilt als größter Martinszug in Deutschland. Seit 1966 ziehen bis zu 6000 Menschen durch die Frintroper Straßen, mehr als 100 Helfer hat der Verein im Einsatz. Doch wegen der Corona-Regeln geht nach 2020 auch in diesem Jahr nichts. Vorsitzender Peter Berndt: „Wir können eine solch große Zahl an Besuchern einfach nicht kontrollieren, da es keinen festen Zugang zum Martinszug gibt. Das wäre nicht zu verantworten.“

Größter Martinszug Deutschlands in Frintrop soll erst wieder im nächsten Jahr starten

Auch der Bitte vieler Bürgerinnen und Bürger auf Facebook, den Umzug einfach in reduzierter Form über die Bühne gehen zu lassen, kann Peter Berndt nicht folgen. „Ob es jetzt 5000 oder nur 2500 Menschen sind, spielt da keine Rolle. Die organisatorischen Probleme bleiben dieselben. Und unsere Entscheidung mussten wir schon früh treffen, da die Vorbereitungen bereits im Frühjahr beginnen. Im nächsten Jahr soll St. Martin allerdings wieder durch Frintrops Straßen ziehen. „Da feiert unser Verein 100-jähriges Bestehen“, so Berndt weiter.

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„Die Absage in Burgaltendorf wurde bereits Ende August im Arbeitskreis entschieden und von allen Mitgliedern unterstützt“, sagt Martin von der Gathen vom Arbeitskreis Sankt Martin der Freiwilligen Feuerwehr Burgaltendorf. Dieser organisiert den Umzug mit inzwischen mehr als 1000 Teilnehmern bereits seit 1956. Im August sei der Zeitpunkt, an dem sich zehn Ehrenamtliche (darunter der Burgaltendorfer Schulleiter) in der Regel jedes Jahr treffen, da alle Details durchgesprochen und auch die notwendigen Genehmigungen und Aufträge wie Versicherung, Musik, Pferd und Reiter spätestens beauftragt werden müssen.

In Burgaltendorf organisieren Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr den Martinszug

Zu diesem Zeitpunkt sei die Situation noch sehr ungewiss gewesen. „Die damaligen Auflagen wären nicht leicht zu erfüllen gewesen“, erklärt Martin von der Gathen. Dazu hätten Mindestabstände, Zugangskontrollen, stichprobenartige Überprüfung der Besucher auf die Nachweise und kein Verkauf von Getränken gezählt.

Auflagen der Stadt für Martinszüge

Bei einer Teilnehmerzahl über 2500 muss 3G eingehalten werden, heißt es seitens der Stadt zu den Auflagen für Martinszüge.

Wenn eine Zugangskontrolle nicht möglich ist, weil zum Beispiel Zuschauer aus anderen Straßen dazu stoßen können, dann müssten Kontrollen in Form von Stichproben erfolgen, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Wie Stichproben erhoben werden sollen, sei mit dem Ordnungsamt abzustimmen.

Hinzu gekommen wäre ein finanzieller Mehraufwand. Sie müssten ohnehin frühzeitig die beiden Kapellen , Reiter und Pferd buchen und dabei wirtschaften. Glücklicherweise sei die wirtschaftliche Lage so, dass nun künftige Umzüge trotz der Absage nicht gefährdet seien. Daher sollen Schulen und Kitas auch in diesem Jahr die Spenden erhalten, Einnahmen, die üblicherweise aus dem Losverkauf stammen. „Bei einer kurzfristigen Absage, hätten wir das nicht gewährleisten können.“ Daher bitten die Ehrenamtlichen um Verständnis für die Entscheidung, die niemanden leicht gefallen sei. Schließlich könne auch niemand wissen, wie Situation und Auflagen Mitte November sein werden.

In Überruhr haben sich die Veranstalter eine Alternative einfallen lassen

Eine Absage kommt auch aus Überruhr, wo die Organisation des Martinszuges seit 1959 in den Händen der Eucharistischen Ehrengarde liegt. „Wir haben uns dagegen entschieden, einen Umzug zu planen, bei dem so viele Kinder zusammenkommen“, erklärt Rudolf Heidrich. Zumal unter den Teilnehmern eben durch die Kinder viele ungeimpfte seien.

So ganz sang- und klanglos wird der Martinstag aber in dem Stadtteil nicht verstreichen, denn es soll am 13. November eine Martinstour durch Überruhr geben: Eltern können dann mit ihren Kindern Punkte etwa mit Musikkapelle oder St. Martin ansteuern. Einige Familien werden zudem ihre Fenster schmücken. An der Tour beteiligen sich Kirchen und Kitas, wo sich die Stationen befinden sollen.

Ebenfalls auf der Ruhrhalbinsel, in Heisingen, ist die Werbegemeinschaft derzeit optimistisch, dass der Martinszug mit rund 1000 Teilnehmern wird durch die Straßen ziehen können. Die Mitglieder der Werbegemeinschaft haben in diesem Jahr ihr traditionelles Wottelfest unter Corona-Bedingungen auf die Beine gestellt. Natürlich gucke man, wie sich die Lage entwickele und warte auch auf die neue Verordnung, sagt Schirmemachermeister Willy Schüffler: „Denn uns liegt sehr am Herzen, dass der Martinszug stattfindet.“