Essen. Nach dem Weihnachtsmarktausfall 2020 bleibt 2021 mancher Händler weg. Um andere nicht zu verlieren, muss der Markt laut EMG zwingend stattfinden.

Anderthalb Jahre sind seit dem letzten Essener Weihnachtsmarkt vergangen, nun sei es höchste Zeit sich zurückzumelden, sagt der Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), Richard Röhrhoff. Ein erneuter Ausfall des Marktes würde das Format womöglich dauerhaft beschädigen, fürchtet er. Schon jetzt gebe es Absagen von Händlern, die sich etwa in der Coronazeit umorientiert hätten oder sich nun – früher als eigentlich geplant – in den Ruhestand begeben. Aber: „In anderen Städten ist es viel schlimmer, die Bindung an den Standort Essen ist sehr groß.“

250 Weihnachtsmarkt-Stände angekündigt – es werden 180

Auf ihrer Homepage gibt sich die EMG dementsprechend selbstbewusst: „Essen macht Weihnachtsträume wahr“, kündigt sie für den Winter an. Träume von Mandelduft, Glühwein und Lichterglanz. „Mit seinen rund 250 Ständen ist er einer der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands und wurde für seine Vielfalt und Schönheit mehrfach ausgezeichnet.“ Im Gespräch mit Röhrhoff ist von 250 Ständen allerdings keine Rede: 200 Anmeldungen habe es diesmal gegeben, und die EMG habe alles getan, um jeden der Aussteller unterzubringen. Obwohl die Essener Innenstadt großzügige Flächen biete, sei das eine „sehr komplexe“ Angelegenheit, weil man viele Details – von coronabedingten Abständen bis zu Feuerwehrzufahrten – berücksichtigen musste.

Zuletzt aber hätten einige Aussteller ihre Teilnahme abgesagt, manche nach jahrzehntelanger Teilnahme. Spielwaren Mondenkind (vormals Knobelix) etwa war seit 1995 aus St. Peter-Ording nach Essen gekommen und verweist nun auf „nicht kalkulierbare finanzielle und logistische Risiken“. Die Pandemie habe den Blickwinkel verändert: Die Zeit im Ruhrgebiet sei endgültig vorbei. Das gilt auch für einen weiteren Händler, der ein Vierteljahrhundert dabei war: „Ich bin pandemiebedingt sowohl wirtschaftlich als auch gesundheitlich leider nicht mehr in der Lage, sowohl dieses Jahr als auch mögliche Folgejahre als Betreiber eines Amulettstandes am Essener Weihnachtsmarkt teilzunehmen.“

Essen lockt mit Light Festival, Lichtwochen, Weihnachtsmarkt

Der Essener Weihnachtsmarkt 2021 soll vom 12. November bis 23. Dezember stattfinden. Ob dort die 2- oder 3-Regel gelte – ob also nur Geimpfte und Genese oder auch Getestete kommen dürfen – sei noch nicht entschieden, erklärte Essen Marketing Gesellschaft (EMG) Anfang September. Man arbeite aber bereits an einem Hygienekonzept und werde für ausreichend Abstand zwischen den Buden sorgen.

Vom 1. bis zum 10. Oktober 2021 läuft – jeweils nach Einbruch der Dunkelheit – das Essen Light Festival in der Innenstadt. Schon am 31. Oktober 2021 beginnen dann die Essener Lichtwochen, die über den Weihnachtsmarkt hinaus bis 8. Januar 2022 laufen.

Weitere Infos auf: www.visitessen.de

Insgesamt 20 Absagen seien in den vergangenen Wochen eingetrudelt, das sind immerhin zehn Prozent der Händler. Dramatisch mag Röhrhoff die aktuelle Lage nicht sehen: „180 Aussteller ist immer noch ein Brett, und wir haben auch attraktive, neue Sachen.“ Von der Gewürz-Manufaktur über handgefertigte Hundekleidung bis zu Sammler-Artikeln aus dem Marvel- und Disney-Kosmos. Sorge bereite ihm allenfalls die weitere Entwicklung, sagt der EMG-Chef: Um dauerhaft sicherzustellen, dass der Mix aus Gastronomie- und Glühweinbuden auf der einen Seite und Kunsthandwerk, Spielwaren und Schmuck auf der anderen Seite stimme, habe man zuletzt die Preisstruktur bei den Standmieten verändert. Grob gesagt, zahlen die Imbissbuden nun mehr, während man den weniger umsatzstarken, aber attraktiven Geschenkartikel-Ständen preislich entgegenkommt.

Events sollen Menschen ganzjährig in die City locken

Außerdem habe man im Vor-Corona-Jahr 2019 mit einigen Händlern langfristige Verträge gemacht, um sie zu binden. „Da gehen wir natürlich davon aus, dass die auch kommen.“ Wenn sich nach der Pandemie nun mancher gesundheitsbedingt, aus Altersgründen, weil der Nachfolger oder der Mut fehle, verabschiede, nimmt Röhrhoff das auch als Ausweis, dass sich der Weihnachtsmarkt keine längere Pause erlauben kann: „Er muss jetzt stattfinden.“ Das könnte ein Signal an jene Händler sein, die über eine Rückkehr nachdenken – und an die Besucher und Besucherinnen, die teils weit anreisten.

Corona habe die bestehenden Probleme der Essener City verschärft; es gehe also nicht allein um den Weihnachtsmarkt, stellt Röhrhoff klar: „Wir müssen mit besonderen Events das ganze Jahr über Anlässe schaffen, in die Innenstadt zu kommen.“