Essen. An der Zeche Zollverein in Essen gibt es eine Metropolrad-Station. Wer die Leihräder dort nutzen möchte braucht aber gute Wadenmuskulatur.

Die Essener Zeche Zollverein soll besser ans Metropol-Radsystem angebunden werden, das fordern Die Grünen im Bezirk VI. An dem Weltkulturerbe selbst gibt es zwar seit kurzer Zeit eine Station für die Leih-Fahrräder, die nächstgelegene von dort aus ist rund vier Kilometer entfernt in Richtung Altenessen - zu weit, wie der zweite stellvertretende Bezirksbürgermeister, Marc Zietan, findet. Andere touristische Ziele wie der Baldeneysee und Villa Hügel sind besser angebunden, ebenso der Hauptbahnhof.

Metropolrad hat im Essener Norden kaum Stationen für Leih-Fahrräder

„Eine Station an der Zeche Zollverein ist ein Anfang, aber von guter Anbindung kann man noch nicht sprechen“, erklärt Zietan, der Stationen für die Ausleihräder in Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg vermisst. Wer sich beispielsweise ein Rad am Hauptbahnhof ausleiht, könne zwar günstig in den Essener Norden fahren, wird es dort aber abseits der Altenessener Straße nur schwer wieder los. Das wiederum verursacht zusätzliche Kosten für die Nutzer. 15 Minuten Ausleihe kosten 1 Euro - wer ordentlich in die Pedale tritt, kann das von der Altenessener Straße zur Zeche Zollverein auf 3,7 Kilometern knapp schaffen.

Wer jedoch von dort beispielsweise nach Katernberg oder Schonnebeck fahren möchte, muss tiefer in die Tasche greifen, denn dort sind Ausleihstationen Fehlanzeige. Man müsste also erst wieder zurück zur Zeche, zum Altenessener Bahnhof oder zum Hauptbahnhof, um das Fahrrad an einer Station abzustellen und das „Taxameter“ zu stoppen.

Nutzerzahlen für Metropolrad-System in Essen sind zuletzt gestiegen

Die Nutzerzahlen für das Fahrradverleihsystem sind zuletzt stetig gestiegen, allerdings befinden sich die Ausleih- und Rückgabe-Stationen überwiegend im zentrumsnahen Stadtbereich. Besonders beliebt sind die Stationen am Hauptbahnhof, am Rüttenscheider Stern und an der Gemarkenstraße in Holsterhausen.

Der Baldeneysee ist durch den Bahnhof Werden, die Mobilstation am Bahnhof Kupferdreh und die Villa Hügel an das System angebunden. Gäste des Seaside Beach nutzen letztere, um Veranstaltungen dort zu besuchen. Die nächsten Stationen sind dann in Stadtwald und Bredeney - auch nicht gerade um die Ecke, aber gut einen Kilometer weniger als von der Zeche Zollverein zur Altenessener Straße.

An der Zeche Zollverein können Interessierte sich jetzt ein Metropolrad ausleihen. In den anderen Essener Stadtteilen des Bezirks VI - Katernberg und Schonnebeck - gibt es bisher keine Stationen.
An der Zeche Zollverein können Interessierte sich jetzt ein Metropolrad ausleihen. In den anderen Essener Stadtteilen des Bezirks VI - Katernberg und Schonnebeck - gibt es bisher keine Stationen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Bezirksvertretung VI hat die Stadtverwaltung nun aufgefordert, aufzuschlüsseln, an welchen Stellen neue Stationen errichtet werden können. Marc Zietan schlägt unter anderem den Abzweig Katernberg vor. Dort soll es soll bald Fahrradboxen geben, eine Metropolrad-Station würde sich laut Zietan dann ebenfalls anbieten.

69 Leihstationen mit insgesamt 500 Leihrädern

Das Metropolradruhr war im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) im Ruhrgebiet an den Start gegangen. 2011 zählte der Betreiber Nextbike in Essen 5654 Ausleihen. Seitdem sind die Zahlen jedes Jahr nahezu kontinuierlich gestiegen.

2020 wurden die Fahrräder nach Angaben des Betreibers, der Firma Nextbike, 116.900 Mal ausgeliehen. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 44 Prozent. Nextbike betreibt in Essen inzwischen 69 Leihstationen mit insgesamt 500 Leihrädern. Räder können über die Nextbike-App oder über die Hotline 030 69205046. ausgeliehen werden.

Ab 2014 sollte sich das Projekt mit Auslaufen der Bundeshilfe finanziell selbst tragen. Noch 2015 fuhr das Metropolrad aber in den roten Zahlen. Nach Angaben des RVR finanziert Nextbike das Leihsystem mittlerweile durch Einnahmen aus Verleih, Werbung und durch Kooperationen.

Standorte, Preise und weitere Informationen gibt es unter www.metropolradruhr.de

Im nächsten Schritt müssen dann Partner gefunden werden. Betrieben werden die Räder von Nextbike. Das Unternehmen holt sich wiederum Partner, wie die Uni, Immobiliengesellschaften oder die Ruhrbahn ins Boot. Studierende können die Leihräder vergünstigt nutzen. Ruhrbahn-Kunden fahren die ersten 30 Minuten mit dem Leihrad kostenlos.

Modal Split: 2035 sollen ein Viertel der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden

„Wo weitere Stationen entstehen entscheidet allen voran die Firma, denn für die muss sich ein Standort wirtschaftlich rechnen“, erklärt Jasmin Trilling vom Presseamt der Stadt. Die Stadt Essen könnte einen Vorschlag für eine neue Station als Teil der allgemeinen Mobilitätsplanung machen, genau wie die Politik. Zur Erinnerung: Bis spätestens 2035 soll die Wende vollzogen sein und die Bürger nur noch ein Viertel aller Wege mit dem Auto zurücklegen. Zu je einem Viertel bewegen sich die Menschen dann außerdem mit dem Fahrrad, mit Bus und Bahn und zu Fuß durch die Stadt. Das ist der sogenannte „Modal Split“, den der Rat beschlossen hat und den Oberbürgermeister Thomas Kufen umsetzen will.