Essen-Rüttenscheid. Die Feuerwehr ist gegen die Sperrung einer Kreuzung in Rüttenscheid. Doch sie wurde lange Zeit nicht gefragt. Jetzt reagiert die Politik.

  • In Rüttenscheid soll eine Kreuzung abgeriegelt werden. Die Feuerwehr wurde allerdings lange Zeit überhaupt nicht gefragt. Bei einem Ortstermin legte sie jetzt ihre Einwände dar.
  • Sie befürchtet große Gefahren bei den Einsätzen. Eine Abriegelung habe unausweichlich längere Rettungsfahrten zur Folge. Das könne man aber nicht dulden.
  • Die für Rüttenscheid zuständige Bezirksvertretung II hat sich daher klar gegen eine Sperrung ausgesprochen. Kassieren konnte sie den Plan aber noch nicht.

Die Bezirksvertretung II (BV) hat sich einmütig gegen eine Sperrung der Kreuzung Walpurgisstraße/Roswithastraße in Rüttenscheid ausgesprochen. Damit ist aber das Aus für den Plan noch längst nicht besiegelt.

Feuerwehr befürchtet eine Gefährdung ihrer Einsätze in Rüttenscheid

Es waren die Einwände der Feuerwehr, die die Fraktionen der BV überzeugten, dass man doch besser von einer Sperrung die Finger lassen sollte. Bei einem Ortstermin hatten Vertreter der Feuerwehr deutlich gemacht, dass eine komplette Abriegelung deutlich längere Rettungsfahrten zur Folge hätte und somit Einsätze gefährdet seien. Der Vorschlag, die Poller mit einem Dreikant auszustatten, der es ermöglicht, sie bei einem Einsatz zur Seite zu räumen, ist aus Sicht von Rettungskräften keine praktikable Lösung. Auch dadurch entstehe ein deutlicher Zeitverlust.

Georg Scholten (links) vom gleichnamigen Autohaus und Lars Selmaier (rechts), Chef des Sanitätshauses Lang, haben ihre Standorte in unmittelbarer Nähe der Kreuzung und befürchten bei einer Sperrung deutliche Umsatzeinbußen.
Georg Scholten (links) vom gleichnamigen Autohaus und Lars Selmaier (rechts), Chef des Sanitätshauses Lang, haben ihre Standorte in unmittelbarer Nähe der Kreuzung und befürchten bei einer Sperrung deutliche Umsatzeinbußen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bereits in der August-Sitzung der BV stand das Thema schon einmal auf der Tagesordnung. Und eigentlich sollte das Gremium den Plan nur zur Kenntnis nehmen. Doch da bereits von Bedenken der Feuerwehr und Händlern aus dem Quartier die Rede war, die Umsatzeinbußen befürchten, wollte die Bezirksvertretung sich selbst ein Bild bei einem Ortstermin verschaffen.

Nach der Sitzung und auch aufgrund der Berichterstattung in dieser Zeitung meldeten sich zwar einige Anwohner, die die Absperrung befürworten. Doch an den Argumenten der Feuerwehr komme man nicht vorbei, betonten mehrere Bezirksvertreter. Den Vorschlag der Verwaltung, doch zunächst eine Verkehrszählung anzuberaumen, um verlässliche Daten über den Autoverkehr in dem Quartier zu erhalten, lehnten die Fraktionen ab. Dagmar Rode (EBB) fragte, was eine solche Erhebung an Erkenntnisgewinn bringen solle, wenn die Feuerwehr solche gravierenden Bedenken vorgetragen habe.

Vorschlag einer Verkehrszählung in Rüttenscheid lehnte die Bezirksvertretung ab

Feuerwehr bislang in den Planungen nicht beachtet

Kopfschüttelnd nahmen Bezirksvertreter zur Kenntnis, dass bislang die Feuerwehr überhaupt noch nicht gefragt worden war, wie sie zu der Absicht steht, den Kreuzungsbereich zu sperren.

Die beabsichtigte Verkehrszählung sollte zwei Mal im Jahr erfolgen und zwar so lange bis das Baugebiet auf dem Holz-Conrad-Gelände vollkommen abgeschlossen und alle Wohnungen bezogen sind.

Die Idee einer Verkehrszählung scheint wiederum nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Denn die Walpurgisstraße zu sperren gehört zu den Empfehlungen eines rund fünf Jahre alten Verkehrsgutachtens für Rüttenscheid, das sich mit den Folgen des Bevölkerungswachstums aufgrund der zahlreichen neuen Baugebiete auf den Straßenverkehr befasst hat. Die Experten befürchten einen Verkehrsinfarkt an der Kreuzung Franziska-/Paulinenstraße, wenn alles so bleibt wie es derzeit ist und gehen von einer Zunahme des Verkehrs auf der Walpurgisstraße aus. Sie ist eine Verbindungsstraße von Wittekind- und Wittenbergstraße. Obwohl schon eine ganze Reihe von Wohnungen in dem angrenzenden Baugebiet von ehemals Holz Conrad bezogen sind, lasse sich eine höhere Belastung nicht ausmachen, sagt Lars Selmaier und wird von seinem Nachbarn, Autohändler Georg Scholten unterstützt.

Essen_Sperrung_2sp87mm
Essen_Sperrung_2sp87mm © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Nun liegt es aber nicht in der Macht der Bezirksvertretung die Pläne für eine Sperrung zu verhindern. Da vor fünf Jahren der damalige Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung das Verkehrsgutachten mit seinen Schlussfolgerungen abgesegnet hat, müsste erneut ein heute zuständiger Ausschuss des Rates das Thema auf die Tagesordnung setzen. Und schließlich wäre in dem Gremium auch noch eine Mehrheit erforderlich.

Einen kleinen Schönheitsfehler gibt es derzeit: Die Markierungen, die im Zuge einer Absperrung aufgebracht werden, sind schon vorhanden. Wie zu erfahren war, ist wohl irrtümlich der Auftrag erteilt und dann auch prompt umgesetzt worden.