Essen. Die Ursache des tödlichen Radunfalls in Essen ist noch nicht geklärt. Die Verkehrswacht wirbt bei Senioren aber für ein Radfahr-Training.

21 Jahre lang stand Karl-Heinz Webels (67) in Diensten der Verkehrswacht. Am Tag nach dem tödlichen Radunfall auf der Hans-Böckler-Straße ist der 67-Jährige verabschiedet worden. „Auch wenn wir noch nicht wissen, was genau passiert ist: Der tragische Unfall an der Hans-Böckler-Straße zeigt, wie grundsätzlich wichtig Radfahr-Training für Senioren ist“, sagt Webels.

Mit dem Aufkommen der E-Bikes hat die Verkehrswacht damit begonnen, regelmäßig Fahrtrainings für Senioren in den Jugendverkehrsschulen in Essen anzubieten. „Zuletzt waren wieder 90 Senioren mit ihren E-Bikes bei uns, Bedarf und Nachfrage sind riesig.“

Die Jugendverkehrsschulen in Frillendorf und an der Gruga waren in den vergangenen Jahren immer wieder Gegenstand von Schließungs-Überlegungen seitens der Stadt. „Der E-Bike-Boom und die Nachfrage nach Senioren-Fahrtrainings unterstreicht die Relevanz dieser Einrichtungen“, sagt Webels.

Großes Fahrradgeschäft macht Kunden auf Besonderheiten von E-Bikes aufmerksam

Große Fahrradgeschäfte wie etwa Zweirad Stadler in Altenessen profitieren seit Jahren vom E-Bike-Boom. In Verkaufsgesprächen gehe es nicht nur um Aspekte wie Preis, Motorstärke und Diebstahlschutz, sondern auch um das Thema Sicherheit. „Wir machen alle Kunden, nicht nur die Senioren, auf die Besonderheiten von E-Bikes aufmerksam“, sagt Stadler-Manager André Klunker. Das höhere Gewicht, das veränderte Fahrverhalten, die höhere Geschwindigkeit – das alles sollte beim Kauf berücksichtigt werden.

Essener Senioren beim Radfahr-Training: Polizeibeamte der Direktion Verkehr zeigen Senioren im Juli 2020 auf dem Verkehrsübungsplatz am Grugapark, wie sie die schweren und schnellen Pedelecs im Alltag sicher beherrschen.
Essener Senioren beim Radfahr-Training: Polizeibeamte der Direktion Verkehr zeigen Senioren im Juli 2020 auf dem Verkehrsübungsplatz am Grugapark, wie sie die schweren und schnellen Pedelecs im Alltag sicher beherrschen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Auf jeden Fall sollte jeder, der noch nie ein E-Bike gefahren habe, auf einem möglichst abgelegenen Gelände ungestört eine intensive Testfahrt machen, rät Klunker. Man solle beispielsweise ausprobieren, wie sich das E-Bike verhält, wenn es bei hoher Geschwindigkeit stark abgebremst wird. Auch das angemessene Anfahren will gelernt sein. „Gerade beim Anfahren nehmen die Räder wegen des hohen Zugmoments schnell Fahrt auf“, erklärt Klunker.

Ein weiterer Sicherheitsaspekt sei das Thema Zuladung. Mit E-Bikes ließen sich durchaus 40 Kilogramm zusätzlich transportieren. Wer allerdings – so wie früher – leichtfertig Einkaufstaschen an den Lenker hänge, setze sich extrem hoher Unfallgefahr aus. „Am besten sind Packtaschen, die gut am Rad fixiert werden“, rät Klunker.

Eine deutliche Sprache spricht die Unfallstatistik: Die Alleinunfälle, bei denen Rad- wie Pedelecfahrer in Essen verunglückten, stiegen in 2020 gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozentpunkte auf 137. Etwa jeder fünfte davon passierte mit einem E-Bike. Insgesamt zählte die Polizei 431 verunglückte Radfahrer. 2019 waren es 31 und vor fünf Jahren sogar 170 weniger.