Essen. In Essen ist am Mittwoch ein Radfahrer von einem Lkw erfasst und tödlich verletzt worden. Der Mann (85) wurde Hunderte Meter mitgeschleift.

  • Ein E-Bike-Fahrer ist am Mittwochmittag von einem Lkw erfasst und tödlich verletzt worden
  • Wie die Polizei bekanntgab, handelt es sich bei dem Opfer um einen 85-jährigen Essener
  • Einzelheiten zum Unfallhergang sind noch völlig unklar
  • Was Zeugen in der Nähe des Unfalls mitbekommen haben, lesen Sie hier

Einen Tag nach dem tödlichen Rad-Unfall auf der B224 (Hans-Böckler-Straße) in der Essener Innenstadt hat die Polizei Angaben zur Identität des Opfers bekannt gegeben. Demnach handelt es sich bei dem auf einem E-Bike verunglückten Mann um einen 85-Jährigen, der in Essen seinen Wohnsitz hatte. Sowohl der Radfahrer als auch der Fahrer (42) des Lkw sind deutsche Staatsangehörige.

Der Laster-Fahrer konnte nach Angaben einer Sprecherin noch nicht vernommen werden. Der Unfall-Hergang ist total unklar. Dringend werden auch am Donnerstag Zeugen gesucht.

Am Mittwochmittag hatte ein Sattelschlepper auf der B224 den Radler erfasst und dann Hunderte Meter weit mitgeschleift. Ein alarmierter Notarzt habe nur noch den Tod des Mannes feststellen können, berichtete Polizeisprecher Christoph Wickhorst am Mittwoch.

Die erste Untersuchung der Unfallspuren spreche dafür, dass der Container-Lkw die Hans-Böckler-Straße (B224) in südliche Richtung befahren habe und den Radfahrer gegen 11.40 Uhr etwa in Höhe der Einmündung Schwanenkampstraße erfasst haben könnte.

Tödlicher Unfall in Essen: Radfahrer mehrere Hundert Meter mitgeschleift

Ist der Radfahrer beim Befahren des Gehweges, der für Radfahrer frei ist, womöglich auf die Fahrbahn gestürzt und vom Sattelschlepper überrollt worden? Fest steht, dass der Radfahrer nach der Kollision mehrere Hundert Meter von dem Lkw mitgeschleift wurde – über die Brücke hinweg bis fast zur Friedrichstraße.

Der Lkw war erst kurz vor der Einmündung zur Schederhofstraße nahe dem Autohaus zum Stehen gekommen. Schräg gegenüber befand sich die ehemalige und inzwischen abgerissene Zentrale der FUNKE Mediengruppe, die auch diese Zeitung herausgibt.

Essener Polizei bittet Zeugen um Hinweise zum Unfallgeschehen

Der Verkehr an der möglichen Unfallkreuzung Hans-Böckler-/Schwanenkampstraße wird per Ampel geregelt. Weder dort noch an der Ampel in Höhe Hachestraße können Radfahrer und Fußgänger die insgesamt vierspurige Hans-Böckler-Straße überqueren.

Wie Augenzeugen berichteten, stand der Fahrer des Container-Lkw unter Schock und wurde medizinisch betreut. Auch ein Notfallseelsorger war vor Ort. Zum Unfallhergang konnte der Lkw-Fahrer noch nicht befragt werden.

Polizei Essen: Spezialisten des Verkehrsunfallteams sind am Unfallort eingetroffen

Ein halbes Dutzend Streifenwagen der Polizei und Einsatzkräfte der Essener Feuerwehr waren kurz nach dem Unfall am Ort des Geschehens eingetroffen. Wie Polizeisprecher Wickhorst mitteilte, haben Spezialisten des Verkehrsunfallaufnahme-Teams die Arbeit aufgenommen. Dabei wurde auch ein 3-D-Scanner eingesetzt.

Auch interessant

Der Lkw und das Fahrrad des Verunglückten sind von der Polizei sichergestellt worden. Ein Abschnitt der B 224 (Hans-Böckler-Straße/Friedrichstraße) war während der Unfallaufnahme großräumig gesperrt – vorübergehend in beide Fahrtrichtungen.

Die Essener Polizei (Telefon 0201/8290) bittet Zeugen des Verkehrsunfalls um Hinweise zum Geschehen im Bereich der Kreuzung B224/Schwanenkampstraße.

Bei dem aktuellen Unfall handelt es sich um den zweiten toten Radfahrer auf Essens Straßen in diesem Jahr. Im Sommer war ein 66-Jähriger in Katernberg auf der Hanielstraße vom Rad gefallen und gestorben. Damals war aber kein anderer Verkehrsteilnehmer im Spiel; man geht bis heute von einem medizinischen Notfall aus.

Fahrradunfälle in Essen mit tödlichem Ausgang: eine Übersicht

Im Mai 2019 verstarb eine 62-jährige Lehrerin, die am Gymnasium Borbeck unterrichtete, an einer Kreuzung in Bedingrade. Dort war sie mit ihrem Rad unterwegs gewesen. Im August 2016 löste der tödliche Unfall einer Radlerin an der Kreuzung am Bismarckplatz stadtweites Entsetzen aus. Erst nach dem tragischen Geschehen installierte die Stadt an der Rechtsabbiegespur eine Ampel. Vorher war dort nur ein Zebrastreifen gewesen.

Scheidender Verkehrswacht-Chef: Verkehrsübungsplätze weiter wichtig

Unterdessen macht sich nach Bekanntwerden des Unfalls eine emotional geführte Debatte breit, die vor allem in den sozialen Netzwerken des Internet geführt wird. Darin kritisieren Fahrrad-Lobbyisten die Sprache der Polizei und der Medien. Man könne nicht schreiben, der „Radler sei gegen den Laster geprallt“, heißt es, weil das unterstelle, der Radler sei schuld am Unfall.

Karl-Heinz Webels (67), der am Donnerstag nach 21 Jahren den Vorsitz der Essener Verkehrswacht abgibt, nannte den Unfall ein Beispiel dafür, wie wichtig es sei, weiter in Fahrradfahr-Ausbildung zu investieren. Die Stadt Essen unterhält mit der Verkehrswacht und der Polizei zwei Jugendverkehrsschulen, die immer stärker auch von Senioren genutzt werden. Auf den Übungsplätzen werden derzeit regelmäßig viele Besitzer von E-Bikes für den gefahrlosen Umgang mit ihren Fahrrädern geschult. Die Kurse erfreuen sich großer Beliebtheit. „Es ist und bleibt Aufgabe der Verkehrswacht“, sagte Webels, „die Schwächsten im Verkehr zu schützen - das sind nun mal auch Fahrradfahrer.“