Essen. Am Weberplatz in der Essener Innenstadt entstehen Gastronomie, Büros und neue Wohnungen. Doch das soll nur der Anfang sein.
Aufbruchstimmung in der „City Nord“: Oberbürgermeister Thomas Kufen sieht Essens nördliche Innenstadt auf einem guten Weg. Durch die Investitionen der jüngeren Vergangenheit sei es gelungen, eine Abwärtsspirale zu stoppen. Nun befinden man sich in einer Konsolidierungsphase, sagte Kufen, als er am Montag gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Allbau, Dirk Miklikowski, die Pläne des Wohnungsunternehmens für den Weberplatz vorstellte. Kufen verspricht sich davon einen Schub für die weitere Entwicklung des Quartiers.
Wie berichtet wird der Allbau das ehemalige Haus der Begegnung am Weberplatz von der Stadt erwerben, um es abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Der Auch die rückwärtig angrenzende Wohnbebauung aus den 1960er Jahren soll niedergelegt werden, um für neue Wohnungen und Büros Platz zu machen. Das städtische Wohnungsunternehmen kalkuliert derzeit mit einer Investition in Höhe von 46 Millionen Euro.
Der Allbau hat auch das alte „Schossau-Haus“ am Kopstadtplatz erworben
Weitere könnten folgen, ist der Allbau doch inzwischen im Besitz zahlreicher Immobilien in der nördlichen Innenstadt, unter anderem an der Friedrich-Ebert-Straße. Perspektivisch könnte auch dort neu gebaut werden. Miklikowski nennt dies eine Option. Einen Schritt weiter ist der Allbau am Kopstadtplatz, wo das Unternehmen kürzlich das ehemalige Schossau-Haus erworben hat. Eine Machbarkeitsstudie über die zukünftige Nutzung ist laut Miklikowski in Arbeit.
Es tut sich also etwas, seit die städtische Wohnungsgesellschaft angetreten ist, um in dem schwierigen Quartier einen Wandel zu forcieren und ihre Unternehmenszentrale vor vier Jahren ganz bewusst vom Kennedyplatz an die Kastanienallee verlegt hat. „Ich habe damals gesagt, wir brauchen einen langen Atem“, so Miklikowski. Kufen spricht von einem Dekadenprojekt.
Große Hoffnungen setzen Kufen und Miklikowski nun in die Entwicklung am Weberplatz – nach Kriegsende durch den Wochenmarkt und die Nähe zum Frischemarkt am Berliner Platz einer der belebtesten Plätze der Essener Innenstadt und heute ein Ort, an den sich kaum noch jemand verirrt. Versuche, den Platz wiederzubeleben waren wenig erfolgreich. „Der Weberplatz wird nicht so angenommen, wie wir uns das wünschen“, bedauert OB Kufen. Das soll sich ändern, wenn das ehemalige Haus der Begegnung bald einem Neubau weicht.
Für den Neubau am Weberplatz sieht der Allbau in den oberen Etagen Büros vor
Allbau-Chef Dirk Miklikowski ist nach eigenen Worten guten Mutes, dass es gelingen wird, für das Erdgeschoss einen Gastronomiebetrieb als Mieter zu gewinnen. Für die oberen Etagen sei eine „klassische Büronutzung“ vorgesehen.
Der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros GNA, das schon für die benachbarten Kastanienhöfe zwischen Rottstraße, Kastanienallee und 1. Weberstraße verantwortlich zeichnete, orientiert sich in Ansätzen an dem historischen Vorbild, das 1910 als Ledigenwohnheim errichtet worden war.
Das ehemalige Ledigenwohnheim am Weberplatz wird aus dem Denkmalschutz entlassen
Kufen bedauerte, dass das Gebäude aus dem Denkmalschutz entlassen wird. Doch nach mehrmaliger Prüfung ist der Allbau zu dem Ergebnis gekommen, dass sich selbst mit großem Aufwand nicht einmal 30 Prozent erhalten ließe, so angegriffen sei die Substanz. Am Ende gaben neben städtebaulichen auch finanzielle Erwägungen den Ausschlag für Abriss und Neubau. Andernfalls würde der Allbau das Haus gar nicht erst erwerben.
So nutzt das Wohnungsunternehmen die Chance, das gesamte Karree bis Ende 2025 neu zu gestalten. Insgesamt sollen rund 5000 Gewerbefläche und noch einmal soviel an Wohnfläche entstehen. Die Hälfte der Wohnungen, deren Zahl noch nicht feststeht, will der Allbau mit öffentlicher Förderung errichten, wodurch die Miete je nach Förderquote 6,40 Euro, beziehungsweise 7,50 Euro nicht überschreiten darf. Die freinfinanzierten Wohnungen dürften deutlich darüber liegen.
55 Wohnungen aus den 1960er Jahren, von denen noch 45 bewohnt seien, werden dafür abgerissen. Den Mietern, die heute 5,50 Euro pro Quadratmeter zahlen, will der Allbau Ersatz im Umfeld anbieten, so sie denn nicht in die neugebauten Wohnungen umziehen wollen. Das Ziel sei ein sozial durchmischtes Quartier, betont Miklikowski. Dass es dafür in der nördlichen Innenstadt mehr Bewohner mit mittlerem oder höherem Einkommen braucht, liegt angesichts der Sozialdaten auf der Hand.
Städtebaulich soll mit der Neugestaltung am Weberplatz endlich der ersehnte Brückenschlag zum Universitätsviertel gelingen, wie Kufen betonte. Der heutige Durchgang von der Friedrich-Ebert-Straße ist schmal und wenig einladend. Das soll sich wenigstens an der Kastanienallee durch eine breite Freitreppe hinauf zum Weberplatz ändern.