Essen. Sie wollen ein Zeichen für Menschlichkeit setzen und fordern, dass Essen mehr Flüchtlinge aufnimmt: Was die Veranstalter der Rettungskette bewegt.

Die Menschenkette soll von Hamburg bis an die Mittelmeerküste in Italien reichen und damit ein „unübersehbares Plädoyer für Mitmenschlichkeit“ sein und gegen den anhaltenden Skandal, dass Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrinken. So sagen es die Veranstalter der Rettungskette „Hand in Hand“ und so unterschreiben es auch jene Essener Aktivisten und Aktivistinnen, die am Samstagmittag, 18. September, das Teilstück zwischen Bochum und Oberhausen schließen wollen.

Um die Kette quer durch Essen zu ziehen, werden 5000 Menschen gebraucht

5000 Teilnehmer wären wohl nötig, um die Distanz zwischen den beiden Städten zu überbrücken, sagt Achim Gerhard-Kemper (Pro Asyl) und weiß, dass sie ganz so viele wohl nicht auf die Beine bringen werden. Um mögliche Lücken zu schließen, werden sie also stellenweise orangefarbene Bänder von 1,5 Meter Länge spannen – das schafft nebenbei den in Pandemiezeiten erwünschten Abstand.

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Symbolisch aber geht es um Nähe, das macht Superintendentin Marion Greve klar: „Wir stellen uns an die Seite derer, die nicht gehört werden.“ Die evangelische Kirche in Essen zählt nicht nur zu den Organisatoren der Kette, sie unterstützt auch die Forderung der bundesweiten Seebrücke-Initiative, dass auch Essen sich zum sicheren Hafen erklären soll – also mehr Flüchtlinge aufnehmen, als der Stadt zugewiesen werden. Die schwarz-grüne Mehrheit im Stadtrat verweigert sich diesem Anliegen, doch Achim Gerhard-Kemper hofft auf Die Grünen, von denen viele das Ziel unterstützen. Und Marion Greve kündigt an: „Wir lassen nicht locker, die Essener Politik zu überzeugen.“

Menschenkette von Hamburg bis ans Mittelmeer

Wir, das sind am Samstag neben der Evangelischen Kirche zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt, das Friedensforum, das Antirassismus-Telefon und Pro Asyl / Flüchtlingsrat. Für die Aktion am Samstag haben sie zehn Stationen organisiert, an denen sich die Teilnehmer um 11 Uhr treffen – und Spontan-Demonstranten einreihen können: etwa an der Marktkirche oder an der Kreuzeskirche in der Innenstadt.

An einigen der zehn Knotenpunkte wird es Redebeiträge geben oder Musik, an der Station in Altendorf (Röntgenstraße 14) spielt ein Posaunenchor, in der Dubois-Arena lädt die „Arche Noah“ am Samstag zum Interkulturellen Fest. Die Ketten-Teilnehmer werden mit Transparenten auf ihre Forderungen aufmerksam machen und Rettungs- oder Warnwesten tragen, um optisch ein Zeichen zu setzen. Um 12.15 Uhr soll sich die Kette europaweit schließen, dann stehen sie auch in Freisenbruch und Königsteele Hand in Hand. Wie sagt Superintendentin Greve: „Wir sind stolz, Teil dieses großen zivilgesellschaftlichen Bündnisses zu sein.“

Infos: rettungskette.eu/de/home