Essen-Kettwig. Wird Kett-In, die Händlergemeinschaft in Essen-Kettwig, aufgelöst? Eine Interessentin für ein Vorstandsamt gibt es. Das sagen die Mitglieder.
Noch hat sich Kett-In, die Kettwiger Interessengemeinschaft für Handel, Handwerk und Dienstleistung, nicht aufgelöst. Aber viel fehlt nicht mehr. Auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag, 2. September, sollte ein neuer Vorstand gewählt werden. Nur eine Interessentin meldete sich. Zu wenig, um eine Wahl durchführen zu können, wenn vier Posten zur Disposition stehen.
Die Wahl wurde satzungsgemäß vertagt. Der alte Vorstand ist jetzt geschäftsführend im Amt – aber nur für kurze Zeit. Drei Monate wollen sich die Vorsitzende Catharina Schedler, ihr Stellvertreter Michael Kleine-Möllhoff, Geschäftsführer Fabian Schulte und Schatzmeister Guido Koch noch geben. Bis dahin können sich Interessentinnen und Interessenten melden, die die Ämter übernehmen wollen. Mitglied bei Kett-In müssen sie dabei nicht mal sein – ein entsprechender Passus in den Statuten fehlt nämlich.
Nur neun von 61 Mitgliedern kamen zur Versammlung
Was Catharina Schedler und Fabian Schulte als operatives Duo nicht als Mangel begreifen, sondern als Chance, dass auch Menschen von außen die Interessengemeinschaft neu aufstellen können. Die Kettwigerin Silvia Schöne, Event-Profi und im Vorstand des Initiativkreises Borbeck (CeBo) aktiv, würde sich den Vorsitz von Kett-In zutrauen. Doch ohne weitere Frauen- und Manpower geht es nicht.
Und daran hapert es, wie die äußerst dünn besetzte Mitgliederversammlung zeigte. Von 61 zahlenden Mitgliedern erschienen gerade mal neun zur Sitzung im Restaurant Sengelmannshof. „Ein Armutszeugnis“, so Bernardo Joaquin Ruhrländer, Inhaber eines Nachhilfeinstituts und gerade erst frisch bei Kett-In eingetreten, kopfschüttelnd.
Ist die Interessengemeinschaft ein Auslaufmodell?
„Ist die Interessengemeinschaft nach 31 Jahren noch zeitgemäß?“, fragte Michael Kleine-Möllhoff in die Runde. Was in Rüttenscheid, Steele und Borbeck offenbar funktioniert, wo Werbegemeinschaften wieder Feste organisieren und die Ehrenamtlichen trotz vieler Coronamonate immer noch engagiert sind – in Kettwig ist da keinerlei Feedback spürbar. „Es wird noch nicht mal gemeckert“, sagte Kleine-Möllhoff resigniert.
Der Vorstand von Kett-In hatte beispielsweise angeregt, dass die coronagebeutelten Händler Unterstützung bekommen, um bei einem professionellen Online-Portal ihre Ware einzustellen. Es blieb bei drei, vier Aktiven, die das testweise ausprobierten. „Die Resonanz von 50 angesprochenen Händlern war gleich Null“, berichtete Catharina Schedler achselzuckend. Viele setzten nur auf den Facebook-Auftritt, „das reicht ihnen, alles andere ist zu viel Arbeit“, konstatierte Markus Stark, der die Einkaufs-Broschüre „Kettwig erleben“ mitgestaltet hat.
Geld ist da – aber an engagierten Menschen fehlt es
Finanziell ist Kett-In zwar gut aufgestellt, liquide Mittel sind, laut Kassenbericht von Guido Koch, ausreichend vorhanden. Die Weihnachtsbeleuchtung ist zudem für 2021 und 2022 gesichert. Doch Menschen, die sich engagieren, sich kümmern und organisieren – an denen fehlt es. Koch: „Wir können nur dringend appellieren, sich für den Vorstand zu bewerben. Wenn wir keinen kriegen, wird der Laden zugemacht, dann ist Schicht!“
Was das bedeutet? Die von Kett-In initiierten Feste (Frühlings- und Brunnenfest, Kürbisfest) mit denen verkaufsoffene Sonntage verknüpft sind, entfallen nicht wegen Corona, sondern weil keiner sie mehr organisiert. Und damit fehlen dann auch mögliche kaufkräftige Kunden für Kettwig.