Altendorf. Grüne und SPD im Bezirk III fordern eine Erweiterung der Tempo-30-Zone an der Haus-Berge-Straße in Altendorf – und könnten damit Erfolg haben.

„Runter vom Gas“ sagen Grüne und SPD in der Bezirksvertretung III und fordern unisono eine Erweiterung der Tempo-30-Zone auf der Haus-Berge-Straße in Essen-Altendorf. Warum die Stadtverwaltung ihrem Vorschlag folgen könnte.

Verkehrsberuhigte Zonen und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden in vielen Essener Stadtteilen gefordert. An der Haus-Berge-Straße wurden diese bereits zu großen Teilen in beiden Fahrtrichtungen vollzogen. „Damit trägt die Stadt den Sicherheitserfordernissen vor Ort Rechnung“, erklärt Ahmad Omeirat, Fraktionschef der Grünen im Bezirk. So finden sich im Umfeld gleich zwei Awo-Kindertagesstätten direkt an der Haus-Berge-Straße und am Jahnplatz. Hinzu kommt die Tagespflege im Blickpunkt 101 des Allbau. Besonderes Augenmerk gilt auch den Kindern, die die Hüttmann-Grundschule besuchen und zum Teil auf ihren Schulweg täglich die Haus-Berge-Straße überqueren.

Viele benutzen die Tempo-50-Zone zum Beschleunigen und Überholen

Doch nicht immer wird Tempo 30 konsequent befolgt. In Freisenbruch und in Heisingen klagten zuletzt Anwohner über Raser. „Und auch mich erreichen immer wieder Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger, die auf dieses Problem in Altendorf hinweisen“, erklärt Klaus Persch. Der SPD-Fraktionschef in der BV III will dem Stadtteilparlament am 19. August gemeinsam mit Omeirat eine entsprechenden Antrag vorlegen.

Haltestelle Jahnplatz im Fokus

Die Haltestelle Jahnplatz galt im Jahr 2011 als Kinderunfallschwerpunkt. Nicht zuletzt deshalb wurde im Umfeld und auch auf der Haus-Berge-Straße Tempo-30-Zonen eingerichtet. Diese gelten jedoch nicht für den gesamten Verlauf der Straße.

Die Bezirksvertretung III tagt am Donnerstag, 19. August, ab 17 Uhr im Lighthouse, Liebigstraße 1.

Dabei liegt beiden der Streckenabschnitt zwischen der Kreuzung Helenenstraße/Haus-Berge-Straße und dem Jahnplatz in Richtung Friedrich-Lange-Straße am Herzen. Auf diesem rund 300 Meter langen Teilstück gilt noch immer das innerorts übliche Tempo 50. „Viele nutzen dies als letzte Chance zum Beschleunigen und Überholen“, sagt Omeirat. „Da sind dann einige noch schneller unterwegs.“

Ein weiteres Problem: Oft werde die Tempo-30-Zone im Bereich der Haltestelle Jahnplatz nur sehr schlecht wahrgenommen, da bereits viele Verkehrszeichen, die genannten Haltestellen von Bus und Bahn sowie das Einordnen in die vorgeschriebenen Fahrtrichtungen viel Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer erfordern. „Eine Ausdehnung der Tempo-30-Zone könnte die Situation nachhaltig verbessern“, glaubt Persch.

Zahlreiche Lasermessungen der Polizei vor Ort

Hier soll sie hin, die neue Tempo-30-Zone auf der Haus-Berge-Straße in Richtung Jahnplatz. Darin sind sich (v.vorne) Klaus Persch (SPD-Fraktionsvorsitzender BV III), der Mobilitätsbeauftragte der Grünen im Bezirk III, Jens Kuhlemann, und Ahmad Omeirat, Fraktionsvorsitzender BV III der Grünen, einig. Jetzt muss nur noch die Stadt mitspielen.
Hier soll sie hin, die neue Tempo-30-Zone auf der Haus-Berge-Straße in Richtung Jahnplatz. Darin sind sich (v.vorne) Klaus Persch (SPD-Fraktionsvorsitzender BV III), der Mobilitätsbeauftragte der Grünen im Bezirk III, Jens Kuhlemann, und Ahmad Omeirat, Fraktionsvorsitzender BV III der Grünen, einig. Jetzt muss nur noch die Stadt mitspielen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Der Stadt sind diese Vorgänge vor Ort nicht verborgen geblieben. Noch im Mai dieses Jahres gab es umfangreiche Geschwindigkeitsmessungen durch die Polizei. „Der Bereich gilt zwar aktuell nicht als Unfallschwerpunkt, dennoch gab es in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt vier Verkehrsunfälle“, bestätigt Polizeisprecherin Sonja Kochem. „Zwei davon an der Kreuzung Haus-Berge-Straße/Jahnplatz und zwei an der Kreuzung Haus-Berge-Straße/Helenenstraße.“ Eine gesonderte Auswertung der jüngsten Messungen liegt allerdings nicht vor: „Lasermessungen werden bei der Polizei ausgedruckt und dann abgeheftet“, sagt Kochem. „Eine komplette Statistik gibt es dazu nicht.“

Schilder weisen an der Haus-Berge-Straße auf Kita und Tempolimit hin. Doch dies ist nicht überall so.
Schilder weisen an der Haus-Berge-Straße auf Kita und Tempolimit hin. Doch dies ist nicht überall so. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dafür gibt es brandneue Erkenntnisse. Beim Ortstermin am Dienstag entdeckte Jens Kuhlemann, Mobilitätsbeauftragter der Grünen in der BV III, die Polizei bei erneuten Messungen. „Ein Beamter erzählte mir, dass binnen von zwei Stunden 50 Autofahrer zu schnell gewesen seien.“ Die Dunkelziffer jedoch liegt offenbar deutlich höher, denn wie die Polizei vor Ort zugibt: „Wenn Du einen misst, dann fahren fünf weitere vorbei.“

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Begründet wurden die Lasermessungen jedoch in erster Linie durch die bereits erwähnten sozialen Einrichtungen vor Ort. „Schulen, Kitas, Seniorenheime und ähnliches gelten als das zweite wichtige Kriterium, wenn die Kollegen vor Ort Stellung beziehen“, erklärt Sonja Kochem. Davon werden mittelfristig noch einige dazukommen. „Im Zusammenhang mit dem Bauprojekt Essen 51 werden eine Grundschule und auch eine vierzügige Kita entstehen“, gibt Omeirat zu bedenken. „Auch diese Schulkinder werden später die Haus-Berge-Straße überqueren müssen.“

Verkehrsberuhigung ist auch ein Kostenfaktor

Nun sind Verkehrsberuhigungen natürlich auch ein Kostenfaktor. In Freisenbruch wunderten sich Anwohner und Ortspolitiker über die horrenden Summen, die die Stadt für das Aufbringen profaner Aufpflasterungen veranschlagen. Satte 18.000 Euro soll so ein Pflasterkissen kosten. So teuer soll und dürfte es in Altendorf nicht werden. „Eine Beschilderung an den beiden Kreuzungen sowie Piktogramme mit Tempo-30 auf der Straße sollten völlig ausreichen“, sagt Persch. Allerdings sollte dies – zumindest zu Beginn – mit konsequenten Geschwindigkeitskontrollen einhergehen, „bis die Verkehrsteilnehmer die neue Situation vor Ort verinnerlicht haben“, rät Omeirat.

Die Chancen, dass der Antrag von den Bezirksvertretern abgesegnet wird, bewertet Klaus Persch als gut. Dass die Stadt diesen dann auch umsetzt, sollte zumindest am Geld nicht scheitern. „Wir reden hier ja nur über 300 Meter Straße“, ergänzt Omeirat. „Hier können mit wenig Aufwand schwere Unfälle vermieden werden. Die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen sind ganz sicher verhältnismäßig.“

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