Essen-Bergerhausen. Mara Gosdzick (22) aus Bergerhausen ist nach der Flut zum Aufräumen ins schwer betroffene Ahrtal gefahren. Was die Studentin dort erlebt hat.
Als die Bergerhauserin Mara Gosdzick (22) die Berichte von der Flutkatastrophe im Ahrtal sah, beschloss sie, den Menschen vor Ort zu helfen. Gemeinsam mit ihrem Freund war sie jetzt für drei Tage vor Ort und packte mit an. In dieser Woche fährt sie wieder hin. Was die Studentin im Katastrophengebiet erlebt hat.
Für Mara Gosdzick waren es sehr emotionale Tage. Die Studentin der Politikwissenschaft erlebte im Ahrtal verzweifelte Menschen, die alles verloren haben und sich über jede helfende Hand oder auch nur ein aufmunterndes Wort freuen. „Beeindruckt bin ich von den gut funktionierenden Hilfsstrukturen, besonders von dem Helfer-Shuttle-System, mit dem die Freiwilligen an die Orte gebracht werden, an denen sie dringend benötigt werden“, berichtet Mara Gosdzick.
Die Opfer der Flutkatastrophe werden noch lange Hilfe brauchen
„Die Menschen an der Ahr werden sicherlich noch über Monate Unterstützung brauchen. Da ist jeder Helfer willkommen, ganz gleich, ob man schwere körperliche Arbeit verrichten, organisatorische Aufgaben übernehmen oder Brötchen schmieren kann“, so die Erfahrung der Bergerhauserin. Die Lage vor Ort sei noch immer katastrophal, vielerorts gebe es weder Strom noch fließendes Wasser.
Arbeitskleidung ist notwendig
Die Helfer vor Ort können den Shuttledienst nutzen. Infos zum Helfershuttle gibt es unter www.helfer-shuttle.deWer helfen will, sollte eine Maske, Langarmshirt, lange Hosen, Arbeitsschuhe oder Gummistiefel und Handschuhe, am besten mit dünnen Gummihandschuhen darunter, tragen.
„Viele Menschen dort haben einfach Angst, freuen sich, wenn sie mal reden können, wenn ihnen jemand zuhört. Sie sind einfach dankbar, wenn ihnen geholfen wird. Das sind auf jeden Fall drei der sinnvollsten Tage gewesen, die ich je erlebt habe.“ Bei all dem Leid, das sie gesehen habe, sei es doch eine sehr beglückende Erfahrung gewesen, helfen zu können. Später seien sicher Geldspenden sinnvoll, aber aktuell gehe es darum, anzupacken, so Mara Gosdzicks Einschätzung.
Sie appelliert an die Essener, wenn eben möglich, zumindest mal ein Wochenende vor Ort zu helfen. „Toll wäre es natürlich, wenn es eine Art Shuttle-Service dorthin geben würde, so dass nicht alle einzeln in das betroffene Gebiet fahren. Vielleicht kann das ja über irgendeine offizielle Stelle organisiert werden“, hofft sie. Die ursprüngliche Idee, selbst um Helfer zu werben und vielleicht ein Busunternehmen für die Unterstützung zu gewinnen, hätten sie und ihre Bekannten wieder verworfen. Das sei organisatorisch nicht zu stemmen, man wolle ja die Zeit nutzen, um selbst zu helfen und nicht E-Mails auszuwerten.
Studentin hat Boote in Kupferdreh gesäubert
Ursprünglich hatte sich Mara Gosdzick nach den starken Regenfällen vor drei Wochen bei der Essener Ehrenamt-Agentur gemeldet, um in ihrer eigenen Stadt zu helfen. „Essen war ja auch betroffen, ich habe in Kupferdreh geholfen, Boote sauber zu machen.“ Dann aber hätten sie die Berichte aus dem viel schlimmer betroffenen Ahrtal so beeindruckt, dass sie unbedingt dorthin gemusst hätte.
„Über das Portal Ahrhelp finden Betroffene und Helfer zusammen“, so die Studentin, die mit ihrem Freund in der vergangenen Woche zwei Nächte kostenlos eine Ferienwohnung im weiteren Umfeld nutzen konnte und noch weitere Übernachtungsmöglichkeiten angeboten bekommen hat.
Die Hilfe im Ahrtal wird von zentralen Treffpunkten aus organisiert
Die Sorge, dass man sich als Helfer nicht zurechtfinde, sei unbegründet. „Man wird nicht allein gelassen, bekommt jegliche Unterstützung, die notwendig ist.“ Weil es am ersten Einsatztag regnete, seien sie gleich mit Regenponchos ausgestattet worden. An einer zentralen Sammelstelle gebe es ein Materiallager, eine Corona-Teststation, Getränke, Verpflegung, teils von Freiwilligen zubereitet, teils von Restaurants zur Verfügung gestellt, und ein Erste-Hilfe-Zelt. „Jede noch so kleine Verletzung wird dort sehr ernst genommen, weil ja fast alles verunreinigt ist.“ Von der Sammelstelle starteten täglich zwischen 9 und 12 Uhr die zahlreichen Shuttle-Busse, die hunderte von Helfern zu ihren Einsatzorten brächten.
Der Bedarf an Freiwilligen und Material sei riesig. Benötigt würden Werkzeuge aller Art und vor allem große Maschinen wie Stemmhammer, um den feuchten Putz von den Wänden zu bekommen. Aufgaben gibt es genug, hofft die Bergerhauserin auf viele weitere Freiwillige.