Essen. Dem Weiterbildungsinstitut ist die Geschäftsgrundlage weggebrochen. Die Kosten laufen weiter. Doch es gibt keine Hilfen für gemeinnützige Vereine

Die Corona-Krise mit all ihren Folgen hat auch Deutschlands ältestes technisches Weiterbildungsinstitut erreicht: Das Haus der Technik (HdT) in der Essener Innenstadt bangt um sein Fortbestehen, wenn Bund und Land nicht endlich finanzielle Hilfen für solch gemeinnützige Organisationen wie Vereine bewilligen. "Seit dem Versammlungsverbot vom 17. März ist unsere Geschäftsgrundlage mit einem Schlag weggebrochen", sagt Werner Klaffke, geschäftsführender HdT-Vorstand. Rettung sei (noch) nicht in Sicht.

Wohl aber die Zusage von Oberbürgermeister Thomas Kufen, an das Land weiterzureichen zu wollen, in welcher Bredouille sich selbst das Traditionshaus an der Hollestraße als einer der
führenden deutschen Anbieter von Seminaren, Lehrgängen, Tagungen und
Kongressen für jährlich rund 15.000 Fach- und Führungskräfte inzwischen befindet. "Doch ein eindeutiges Signal fehlt bislang", kritisiert Klaffke: "Wir brauchen aber dringend eine Perspektive."

Ohne Unterstützung sehen die Aussichten düster aus

Ohne Unterstützung sehen die Aussichten jedenfalls düster aus: Auch wenn für die 71 Vollzeitbeschäftigten ab 1. April Kurzarbeit mit 60 Prozent ihres Salärs gilt, ist das bei weitem nicht die finanzielle Rettung. Denn die Krise hat das HdT zur denkbar schlechtesten Zeit getroffen: Im Frühjahr mache das Haus die Hälfte seines Jahresumsatzes mit einem Gesamtvolumen von rund 15 Millionen Euro. Durch den Stopp für Seminare und Kongresse breche nun ein Großteil der einkalkulierten Einnahmen weg.

Schlimmer noch: Auch das Herbstgeschäft sei in Gefahr, sagt Klaffke. Denn üblicherweise werden die Veranstaltungsangebote für die zweite Jahreshälfte jetzt gebucht. Doch die Kunden, die selbst in eine vielleicht unsichere wirtschaftluche Zukunft blicken, machen sich über Weiterbildungen im Moment wohl die wenigstens Gedanken.

In all den Geschäftsjahren die schwarze Null im Blick gehabt

Zwar versucht es das Hdt "wie die Airlines" mit Gutschein-Lösung für spätere Veranstaltungen und auch Online-Seminaren, schnelles Geld für laufende Kosten hereinzuholen, "doch damit ist das weggebrochene Geschäft nur teilweise zurückzuholen", weiß Klaffke. Und den Frühjahrs-Plan kurzerhand um vielleicht zwei, drei Monate zu verschieben, sei auch wenig praktikabel: "Im Juli und August geht doch keiner zur Weiterbildung."

Da das HdT als gemeinnütziger Verein gar "keine großen Gewinne" machen darf, sondern in all den Geschäftsjahren nicht mehr als die schwarze Null im Blick gehabt habe, wäre auch ein Kredit kaum die Lösung. Müsse man den wieder abstottern, gäbe es letztlich nur die Möglichkeit, die Preise für die hauseigenen Angebote anzuheben.

Auch andere Vereine sind in einer vergleichbaren Situation

Länger als zwei bis drei Monate sei die momentane Durststrecke ohne finanziellen Hilfe jedenfalls kaum durchzuhalten, warnt der HdT-Geschäftsführer, der weiß: Auch andere gemeinnützige Wissensträger seien in einer vergleichbaren Situation. Finde der Staat für all die vielen Vereine jetzt keine Lösung, würden einige vom Markt verschwinden und nur die kommerziellen Anbieter wie etwa der Tüv überleben. "Dann aber", ist Werner Klaffke überzeugt, "geht der Bildungspluralismus in diesem Land verloren."

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