Essen. In der Corona-Zeit haben sich bei Kindern Lernlücken aufgetan. In Essen werden daher verschiedene Ferienschulen angeboten. Noch sind Plätze frei.
Homeschooling, Wechselunterricht, Präsenz-Zeiten: Schüler und Schülerinnen hatten es nicht leicht in den vergangenen beiden Schuljahren. Einige haben Überblick und Sicherheit verloren beim Buchstaben lernen, Lesen, dem kleinen Einmaleins oder Bruchrechnen. Jetzt sitzen sie stadtweit an verschiedenen Standorten auch in den Sommerferien vor ihren Schulheften, um die Corona-Lernlücken zu stopfen.
Lernspiel zum Wachwerden am Morgen der Sommerschule
Das Diakoniewerk hat zum zweiten Mal eine Sommerschule an vier Essener Schulen ins Leben gerufen. Als eines von 40 Kindern ist auch Emy in den ersten drei Ferienwochen täglich in die Cranachschule gekommen. „Ich habe meinen Teddy dabei. Der muss auch mal rauskommen und Spaß haben“, erzählt sie auf dem Schulhof. Viel zu lange habe er in der Corona-Zeit im Zimmer gesessen. Da stand häufig Wechselunterricht und Schulausfall auf dem Stundenplan. „Manche Kinder haben hier erst ihre Mitschüler richtig kennengelernt“, erzählt Sabine Happel, Leiterin der Sommerschule, mit der die Diakonie ihr Nachhilfe-Angebot erweitern will.
Der Schultag startet in den Sommerferien um neun Uhr – mit einem Lernspiel zum Wachwerden. Die Schüler werfen sich einen Ball zu, während sie Kopfrechnen oder Buchstabieren. „Es ist kein strikter Unterricht. Die Kinder sollen in der Sommerschule Spaß beim Lernen haben“, erklärt Sara Blanke, die als Lernförderkraft dabei ist. Wer die erste Antwort beim Spiel am Morgen weiß, sichert sich einen begehrten Platz, weiß Emy. „Dann darf man beim Federball in der Pause anfangen und mit Frau Blanke spielen“, erzählt die Drittklässlerin und fügt stolz hinzu: „Gestern habe ich gewonnen.“ Dann grinst sie verschmitzt an und umarmt die Lehrerin.
Projekt gehört zum Bildungspaket der Stadt Essen
In der Sommerschule werden vor allem Kinder gefördert, die bereits vor Corona Lernhilfen in den Schulen erhalten haben.
Das Nachhilfe-Angebot wurde initiiert vom Essener Schulamt und den Wohlfahrtverbänden Diakonie, CSE, Arbeiterwohlfahrt und Arbeiter Samariterbund.
Die Lernförderung der Diakonie gibt es seit 2013. Finanziert wird das Projekt durch das Bildungspaket der Stadt Essen. Ansprechpartnerin für die Lernförderung beim Diakoniewerk ist Corinna Feisel: 0201/2664195300
Im Schnitt spielen die Kinder zwei Stunden lang und zwei Stunden lernen sie. Zählt man die anderen Standorte - Theodor-Fliedner-Schule, Bertha-Krupp-Reaschule und die Bodelschwinghschule - dazu, beschäftigen sich bei der Diakonie 130 Kinder in den Sommerferien mit ihrem Schulstoff. „Wir merken, dass erschreckend viel Lernstoff liegen geblieben ist“, sagt Blanke. Das Homeschooling erschwere die Aufnahmefähigkeit bei den Kindern und viele hätten beispielsweise nur wenig gelesen.
Schüler lernen Mathe, Deutsch und wie sie einen Konflikt lösen
Die Lehrkräfte der einzelnen Schulen hatten zuvor Lernpakete vorbereitet und gezielt Schüler angesprochen, die Nachhilfe brauchen.
Der Schwerpunkt der Sommerschule liegt auf den Fächern Deutsch und Mathe. Aber es gibt auch Übungen, die die Konzentrationsfähigkeit oder das Wahrnehmungsvermögen stärken sollen. In Gruppengesprächen tauschen sich die Schüler auch über Lebensfragen aus: Was heißt für mich Freundschaft und wie löse ich einen Konflikt? „Wir holen die Kinder da ab, wo sie stehen und fördern soziale Kompetenzen“, erklärt Sommerschul-Koordinatorin Corinna Feisel.
Freie Plätze beim Zukunft-Bildungswerk
Auch andere Träger haben Schüler und Schülerinnen in den Sommerferien eingeladen, versäumten Schulstoff aufzuholen. So hat das Zukunft-Bildungswerk 350 Kindern auf die Sprünge geholfen und bietet auch für die letzten zwei Wochen der Ferien noch Lernförderung für Kurzentschlossene (Infos unter 0178 6570820, E-Mail:info@zukunft-bildungswerk.de). „Wenn jemand anruft und Hilfe braucht, wird ihm geholfen“, erklärt Turgay Tahtabas, Leiter des Bildungswerks pragmatisch. Und geholfen wird in seiner Einrichtung in allen möglichen Sprachen - Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Farsi.
Das Thema Sprachförderung stand auch in den Ferien ganz oben auf der Tagesordnung. „Viele Kinder waren selten in Kindergarten und Schule und haben dadurch nur wenig Deutsch gesprochen“, erklärt Tahtabas. Daher sei auch das Kompaktangebot für Vorschulkinder bei den Familien gut angekommen.
Laut Tahtabas geht es nicht immer nur um den verloren gegangenen Lernstoff, sondern auch um das soziale Miteinander, Selbstvertrauen stärken und Konfliktmanagement. Daher hat sein Team auch Fußball- und Musikcamps angeboten.
Essener Chancen starten am Montag - alle Plätze belegt
Die Essener Chancen starten am Montag, 2. August, in ihre Sommerschule. 17 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Nord-Ost, vom Leibniz-Gymnasium und Nachwuchsspieler von Rot-Weiss-Essen nutzen das Angebot am „Lernort Seumannstraße“ in Altenessen, um sich auf das nächste Schuljahr vorzubereiten. „Alle, die in den vergangenen Jahren dabei waren, haben auch die Nachprüfung geschafft“, erklärt Pressesprecher Alexander Müller. Täglich von 9 bis 14 Uhr helfen pädagogische Nachwuchskräfte den Kindern bei ihrem Lernstoff und vergessen auch nicht den Spaß bei der Sache. Müller: „Direkt nebenan ist ja der Fußballplatz, da kann man zwischendurch auch mal eine Runde kicken.“