Essen-Haarzopf. Sänger Ramon Roselly stürmt mit dem zweiten Titel von Klaus Pelizaeus die Schlager-Charts. Sie könnten sich beim Steeler Weihnachtsmarkt treffen.

Der Musikproduzent, Komponist und Texter Klaus Pelizaeus (68) aus Essen-Haarzopf ist gut im Geschäft – und das hat gerade auch mit Sänger Ramon Roselly, Sieger der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) 2020, zu tun.

Ramon Roselly hat jetzt zum zweiten Mal einen Titel des Haarzopfers an die Spitze der Schlager-Charts gebracht. Der Sänger hatte vor anderthalb Jahren seinen ersten Auftritt vor der Jury um Pop-Produzent Dieter Bohlen mit einem Schlager, der aus der Feder von Klaus Pelizaeus stammt. Auch in der Finalshow, in der Roselly zum Sieger gekürt wurde, sang er erneut den Titel „100 Jahre sind noch zu kurz“ des Haarzopfers, der diesen 2009 für Schlagersänger Randolph Rose geschrieben hatte. Rosellys erstes Album „Herzenssache“ inklusive des Hits aus Haarzopf erreichte dann Platinstatus – sehr zur Freude von Klaus Pelizaeus, der an Rosellys Erfolg mitverdient.

Titel aus der Feder des Haarzopfer Komponisten schafft es aktuell an die Spitze

Jetzt hat der kreative 68-Jährige, für den Rente kein Thema ist, erneut Grund zur Freude. Auch auf dem jetzt erschienenen zweiten Album Rosellys „Lieblingsmomente“ ist wieder ein Titel von ihm vertreten – in einer Reihe mit deutschen Covertiteln von Barry White, Ronan Keating, Cher, Tom Jones oder Howard Carpendale. „Als Single wurde der Titel ,Absolut die 1’ ausgekoppelt, den ich 2012 ebenfalls für Randolph Rose geschrieben habe“, so der Haarzopfer.

Roselly kenne und schätze Randolph Rose, so dass er erneut eines seiner Lieder neu aufgenommen habe. Der Titel führe jetzt bereits in der zweiten Woche die deutschen Schlager-Charts an. Auch in Fernsehsendungen wie der Chartshow auf RTL sei der Sänger damit bereits aufgetreten.

Produzent und Komponist ist seit Jahrzehnten im Geschäft

Der Musikproduzent Klaus Pelizaeus teilt sich bei vielen seiner Titel die Rechte mit Hans-Rolf Schade. „Er hat die Titel arrangiert, für die ich Text und Musik geschrieben habe“, so der Haarzopfer.

Er unterhält seit über 30 Jahren die Musikproduktionsfirma Alibaba, aus seiner Feder stammen weit über 1500 Titel, darunter viele Schlager, aber auch Karnevalsmusik.

Ramon Roselly, der singende Gebäudereiniger aus Sachsen-Anhalt, stammt aus einer Schaustellerfamilie. „Persönlich haben wir uns noch nicht kennengelernt“, sagt Klaus Pelizaeus. Das könnte sich aber ändern. „Vielleicht treffen wir uns ja auf dem nächsten Steeler Weihnachtsmarkt.“ Dort moderiert Pelizaeus. Organisator Leon Finger habe ihn bereits darauf angesprochen, ob Ramon Roselly dort auftreten könne. Da das voraussichtlich eine fünfstellige Summe koste, würden jetzt Sponsoren für einen solchen Auftritt gesucht, so Pelizaeus. Durch Corona seien Roselly und auch ihm selbst beträchtliche Summen entgangen, weil Konzerte ja nicht möglich gewesen seien.

Musikproduzent verdient an den Radioeinsätzen der Titel mit

Umso beruhigender für Pelizaeus, dass er bei jedem Radioeinsatz von „100 Jahre“ und „Absolut die 1“ mitverdient. Seine Songs schreibt er in der Regel im heimischen Studio in Haarzopf, die er dann in größeren Studios mit entsprechender Ausrüstung produziert. Beide Titel, die Roselly von Randolph Rose übernommen hat, sind bewusst im Stil der 1970er/1980er Jahre geschrieben. „Das mag der ein oder andere für überholt halten, aber der Erfolg gibt mir ja recht“, so der Haarzopfer. Ein drittes Lied aus seiner Feder habe Roselly schon aufgenommen, es sei aber noch nicht veröffentlicht, hat Pelizaeus erfahren. „Vielleicht ist das dann ja Teil der dritten LP“, vermutet er.

„Ich bin Ramon Roselly natürlich sehr dankbar, dass er meine Titel singt und ich ohne großes Dazutun beteiligt bin“, sagt der ehemalige städtische Mitarbeiter. Roselly komme teils auf beachtliche 170 Einsätze pro Woche bei verschiedenen Radiosendern. Wie oft das Lied laufe, kontrolliere die Musikverwertungsgesellschaft Gema, für die Pelizaeus selbst im Wertungsausschuss sitzt. „Wir verteilen Punkte für Kompositionen, zum Bespiel von Dieter Bohlen oder Udo Lindenberg, die am Ende dann Geld für die Künstler bedeuten. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber es macht natürlich auch viel Spaß“, so der Haarzopfer.

Dass aktuell unter den erfolgreichsten Titeln fast ausschließlich die sogenannten Gangsta-Rapper zu finden seien, deren Songs aufgrund ihrer obszönen, frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Texte keine Radioeinsätze, aber um so mehr Downloads verzeichneten, sei für ihn unverständlich. „Das ist eine andere Welt. Wir versuchen eher, Metaphern zu nutzen, Dinge zu umschreiben“, sagt der Schlagerproduzent.