Essen-Haarzopf. . 1988 gründete Klaus Pelizaeus die Alibaba-Musikproduktionsfirma. Wie aus dem Oberinspektor ein erfolgreicher Textdichter und Komponist wurde.
Dass er gerne älter wäre, ist eher unwahrscheinlich. In jedem Fall aber wäre Klaus Pelizaeus gerne zehn Jahre früher geboren als 1952 – denn dann hätte er die goldene Zeit des deutschen Schlagers von den späten Sechzigern bis in die frühen Achtziger noch weitaus aktiver miterlebt. Privat, vor allem aber beruflich, denn der Mann, der seit 25 Jahren in Haarzopf lebt, ist Musikproduzent, macht sozusagen in Schlager. Dieser Tage feierte die von ihm gegründete Alibaba-Musikproduktionsfirma ihr 30-jähriges Bestehen.
Und obwohl sich Pelizaeus längst zur Ruhe hätte setzen können, komponiert und textet er munter weiter und hält es mit den deutschen Showmaster-Legenden Peter Frankenfeld und Harald Juhnke: Musik ist Trumpf. Dabei hatte alles ganz anders angefangen, damals in Werden. „Mein Vater fuhr als Milchbauer durch die Gegend, nach der Schule sollte ich dann das kleine Geschäft übernehmen.“ Pelizaeus junior aber hatte andere Pläne, als er jedoch nicht zur Folkwang-Schule durfte, um Musik zu studieren, fing er fast zähneknirschend bei der Stadtverwaltung an und wurde zum Oberinspektor ausgebildet. Musik aber blieb stets ein Thema.
Vorentscheid zum Grand Prix Eurovision de la Chanson
1980 heuerte er nebenbei als Textdichter, wie er das Autorendasein gerne nennt, beim Berliner Budde-Musikverlag an, um nur zwei Jahre darauf komplett umzusatteln. Viele Freunde und Verwandte schüttelten die Köpfe, als er ‘82 seinen Beamtenstatus kündigte („Ich war Staatsdiener auf Lebenszeit“) und als Autor beim Global-Musikverlag in München anfing. Aber der Mann hatte das richtige Näschen. Im selben Jahr noch schaffte es der von ihm komponierte und getextete Song „Arktis Lady“ immerhin in den deutschen Vorentscheid zum Grand Prix Eurovision de la Chanson, am Ende aber hatte Sänger Frank Rothe wie alle anderen keine Chance. „Ein bißchen Frieden“ überragte alles. Pelizaeus: „An Nicole kam man damals einfach nicht vorbei.“
Aber der Mann hatte einen ersten Fuß in der Tür. Und um ein weiteres Standbein zu haben, arbeitete Pelizaeus fortan als Berichterstatter in Essen, wo er echte Schwergewichte der Musikbranche kennenlernte. Udo Jürgens, David Hasselhoff, Howard Carpendale oder Roy Black: Neben zahlreichen Sternchen auch echte Stars dieser Zeit.
Pelizaeus schrieb für Zeitungen, Lieder zu schreiben, wurde aber zunehmend wichtiger. Zusammen mit Kollege Eugen Giepen bog er als „Eugen und Akkordmalocher“ auch in die Volksmusikkurve ein, seine Liebe indes gehörte weiter dem Schlager. Dass Pelizaeus die Stücke als Produzent mittlerweile meistenteils auch selbst aufnahm, war sicherlich kein Nachteil – und so wurde der Mann in der Branche bekannt und bekannter.
Gern erinnert er sich an einen Besuch von Jürgen Drews, der 1991 im Demo-Studio in Pelizaeus’ Keller in Haarzopf „Adieu Petite Chérie“ einsang. „Das war schleimigster Schlager“, grinst Pelizaeus heute, wohlwissend, dass der Song wohl sein größter Wurf geworden ist. Drews passte das Lied nicht, es war aber gleichwohl wie gemacht für einen gewissen Roger Whittaker, der in den 80er Jahren Millionen Mütterherzen betörte und Stammgast im deutschen Fernsehen sowie auf nahezu allen Weihnachts-LP’s des Jahrzehnts war.
Ein echter Akkordmalocher
600 000 verkaufte Einheiten machen Pelizaeus noch heute Spaß, wie auch die Erlöse von „Doreen“, das er dem Schweizer Leonard auf den Leib schrieb. Der Song landete 1995 in den Top 3 der für Radiomusik relevanten Schlager-Jahresairplayliste. Genau in dem Jahr also, als Klaus Pelizaeus auch seine Berichterstatter-Anstellung kündigte und alles auf die „Schlagerkarte“ setzte. Mit Erfolg, denn die rund 1500 Songs und Musiken, die aus seiner Feder stammen und auf vier bis fünf Millionen Tonträgern vertreten sind, gibt’s immer noch. Der Mann blieb stets, was er schon immer war: ein Akkordmalocher.
>>TONY MARSHALL, HEINO, ROGER WHITTAKER
Die Liste der Interpreten, mit denen Pelizaeus arbeitete, ist schier endlos. Die bekanntesten sind vielleicht Tony Marshall, Heino und Roger Whittaker. Aber der Mann kann auch Karneval. 2016 schrieb er„Gelb und Blau“ fürs Stadtprinzenpaar Prinz André I. und Prinzessin Assindia Carolina I., was WDR 4 eine Nominierung für den beliebtesten Jeck-Hit wert war.