Essen-Horst. Die Schreinerei der Franz-Sales-Werkstätten produziert Schulmöbel und Mathekisten für Kinder. Davon profitieren Beschäftigte mit Behinderung.
Dieses Projekt hilft Produzenten wie Abnehmern: In der Schreinerei der Franz-Sales-Werkstätten in Essen-Horst bauen die Beschäftigten mit Behinderung Mathekisten für Kita-Kinder, die damit mathematische Zusammenhänge spielerisch erlernen können. Doch in der Werkstatt wird noch viel mehr produziert.
Seit 2012 bauen die Beschäftigten mit geistiger Behinderung die Mathekisten. Diese sind ein von Rotary entwickeltes Projekt, das es in verschiedenen Regionen Deutschlands gibt. Die Lernmaterialien werden jeweils in Behinderten-Werkstätten produziert, so Barbara Steiner, Sprecherin des Franz-Sales-Hauses. In diesem Jahr konnten sich neun Essener Kindertagesstätten über die Mathekisten freuen, die der Rotary Club Baldeney gespendet hat.
22 Menschen mit Behinderung arbeiten in der Schreinerei der Franz-Sales-Werkstätten
In der Schreinerei der Franz-Sales-Werkstätten riecht es angenehm nach Holz, die Mitarbeiter tragen nicht nur den coronabedingten Mund-Nasen-Schutz, sondern auch Ohrenschützer gegen den Lärm, der zum Beispiel beim Sägen entsteht. Insgesamt 22 Menschen mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen arbeiten dort. Die Mathekisten sind nur ein Artikel, den sie herstellen.
Die Mathekisten können auch direkt bestellt werden
In den Mathekisten befinden sich Würfel, Zahlenfähnchen, Zahlenkarten und Griffkorken, mit denen sich unterschiedliche Zahlen und einfache Rechenaufgaben darstellen lassen.
Die Holzbehälter können auch von Kitas oder Privat-Personen für 169 Euro pro Stück direkt in den Werkstätten bestellt werden. Kontakt: www.werkstaetten.ruhr
Zu den noch weitgehend in Handarbeit gefertigten Produkten gehören auch Regalsysteme, Messestände, Schulmöbel, Möbel für Privatkunden oder Holzprodukte für Firmen. „Wir bearbeiten hier Aufträge von externen Firmen. Am liebsten natürlich Dinge, die man in Serie herstellen kann“, erläutert Gregor Sodomann, Schreinermeister mit einer Zusatzausbildung als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, der die Beschäftigten in der Werkstatt als Gruppenleiter betreut.
In der Lackiererei werden derzeit neue Farben ausprobiert
Je nach Fähigkeit können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an potenziell gefährlichen Maschinen wie Kreissägen eingesetzt werden oder übernehmen einfache Klebe- und sonstige Arbeiten, erklärt Barbara Steiner. Für bestimmte Arbeiten und Bewegungsabläufe müsse man entsprechende körperliche und geistige Fähigkeiten mitbringen. „Notfalls bauen wir Hilfskonstruktionen, damit die Beschäftigten klarkommen“, so Gregor Sodomann.
Geschick ist zum Beispiel in der Lackiererei gefragt, wo gerade neue Farben für die organisch wirkenden, abgerundeten Schulmöbel ausprobiert werden. „Die alten Farben gibt es schon seit Jahren, es wird Zeit für etwas Neues, Frisches“, sagt Sodomann und zeigt auf die Tische in modernen Grün- und Gelbtönen. Verwendet würden inzwischen Lacke ohne Lösungsmittel auf Wasserbasis, die besser für die Umwelt und die Gesundheit der Beschäftigten seien.
„Die Mitarbeiter wohnen teils im Franz-Sales-Haus an der Steeler Straße, teils in Wohngruppen oder auch zu Hause. Sie kommen morgens entweder selbstständig in die Werkstatt oder werden mit dem Fahrdienst abgeholt“, erläutert Barbara Steiner. Ziel sei es nicht nur, den Menschen mit Behinderung handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch deren Integration in einen geregelten Berufsalltag zu fördern. „Da sind Fähigkeiten wie Pünktlichkeit, Konzentrationsvermögen und Daueraufmerksamkeit gefragt“, betont Gregor Sodomann.
Die Arbeitsgänge würden in möglichst viele kleine Schritte unterteilt, damit die Beschäftigten verschiedene Aufgaben zu bewältigen hätten.
Kinder reagieren mit Neugier auf die Mathekisten
Von den Mathekisten seien aus der aktuellen Produktion noch welche zu erwerben. Je zwei Mathekisten spendete der Rotary Club Baldeney jetzt an vier städtische und drei katholische Kitas, an eine evangelische und eine Einrichtung des Deutschen Kinderschutzbundes in verschiedenen Stadtteilen wie Bedingrade, Bergeborbeck, Kray und Schonnebeck. „Die Kisten gehen keinesfalls nur in den Essener Norden“, betont Barbara Steiner. Bei den Kindern stoße das Angebot in der Regel auf Neugier und Begeisterung.
„Meist dürfen sie die Möglichkeiten erst einmal selbst erkunden, können aus den Würfeln auch Mauern oder Türme bauen.“ Es gebe aber auch eine bebilderte Broschüre für die Erzieherinnen und Erzieher mit Anleitungen und Aufgaben.
Rund 20 Kisten pro Jahr werden in der Werkstatt an der Dahlhauser Straße hergestellt, erklärt Gregor Sodomann. „Wir könnten auch größere Stückzahlen fertigen, aber die meisten Kitas sind auf Sponsoren angewiesen, um sich solche Extrawünsche erfüllen zu können.“ Die Rotarier hätten die Boxen bereits etlichen Essener Kindertagesstätten zur Verfügung gestellt. „Es ist einfach schön, vor Ort zu sehen, wie die Kinder die Kisten direkt annehmen und sich mit großer Energie und Spaß ans Ausprobieren machen“, so Reinhold Schnabel, Präsident des Rotary Clubs Baldeney.