Essen. Nach Baustopp wird auf dem Gelände der Uniklinik Essen wieder gebaut, Millionen investiert. Was auf dem Weg zum Smart Hospital aktuell geschieht.

Baukrane dominieren die Universitätsklinik Essen, es geht voran mit der Neugestaltung des Geländes. Das was dort entsteht soll mithelfen, die Uniklinik für die digitale Zukunft zu rüsten – Stichwort „Smart Hospital“. Dabei hilft eine aktuelle Finanzspritze des Landes NRW. Das Essener Uniklinikum ist im vergangenen Herbst in den Genuss eines Sonderprogramms gekommen, mehr als 140 Millionen Euro werden darüber bereitgestellt.

„Es gab einen längeren Bau-Stopp – und das ist nie gut“, sagt Prof. Jochen Werner, Direktor des Uniklinikums, am Montag. Vor einem Jahr sagte dessen Kaufmännischer Direktor, Thorsten Kaatze, gegenüber unserer Redaktion noch, dass es „aufgrund von aktuellen Preiserhöhungen in der Baubranche noch eine Finanzierungslücke“ gab. Geht man jetzt über das Gelände, sieht man nicht nur die Kräne, sondern hört Baulärm, sieht Lkw mit Baustoffen und Arbeiter, die Gebäude Etage für Etage errichten.

„Das ist eine Neverending-Story, fertig wird man nie“

Das mache auch etwas mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sehen, dass es voran geht, so Werner. Bereits fertig ist der moderne Augen-HNO-Erweiterungsbau. Im HNO-Bereich sieht man, wie Medizin in Zukunft funktionieren soll: im Hightech-OP-Trakt mit modernster Technik, in der Verwaltung papierlos. „Wir brauchen viel mehr Entwicklung“, sagt Prof. Jochen Werner.

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Essen, mit einer VR-Brille. Diese Brillen kommen im neuen HNO-Bereich zum Einsatz und visualisieren vergrößert medizinische Probleme mit Hals, Nase und Ohren.
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Essen, mit einer VR-Brille. Diese Brillen kommen im neuen HNO-Bereich zum Einsatz und visualisieren vergrößert medizinische Probleme mit Hals, Nase und Ohren. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Geplant werden aktuell drei neue Gebäude, von denen sich zwei im Bau befinden. Das sind auch die größten aktuellen Baustellen auf dem Campus. „Es wird aber an vielen Stellen gebaut“, so Werner. Und selbst wenn die neue Kinderklinik, die Nuklearmedizin und Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin fertig sein werden, wird nicht Schluss sein. „Das ist eine Neverending-Story, fertig wird man nie“, sagt der Uniklinik-Chef.

Der Direktor der Uniklinik kann dem aber Gutes abgewinnen. „Bei einem Smart Hospital ist das von essenzieller Bedeutung.“ Doch was bedeutet dieses „Smart Hospital“ überhaupt? Das intelligente Krankenhaus soll digital arbeiten und dadurch Beschäftigte entlasten. Neben Patientinnen und Patienten sollen auch Besucherinnen und Besucher von neuen Prozessen profitieren. Es geht unter anderem um Telemedizin, elektronische Patientenakten und Künstliche Intelligenz.

Besucher sollen sich per Smartphone navigieren können

Ein anschauliches Beispiel liefert beim Ortstermin der Kaufmännische Direktor, Thorsten Kaatze. Bevor er die Besuchergruppe über das Gelände führt, öffnet er im Internet einen „virtuellen Zwilling“ der Uniklinik. Damit soll es künftig Besucherinnen und Besuchern ganz einfach möglich sein, sich an die richtige Stelle zu navigieren. „Fast jeder hat heutzutage ständig ein Smartphone dabei“, sagt Kaatze.

Thorsten Kaatze (Kaufmännische Direktor) über eine neue Navigation auf dem Gelände der Uniklinik per Handy: „Fast jeder hat heutzutage ständig ein Smartphone dabei.“
Thorsten Kaatze (Kaufmännische Direktor) über eine neue Navigation auf dem Gelände der Uniklinik per Handy: „Fast jeder hat heutzutage ständig ein Smartphone dabei.“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seiner Besuchergruppe – zu der NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) gehört – zeigt er auf einer Präsentation, wo man in zehn Minuten gemeinsam hingeht, um einen Blick auf die Großbaustelle Uniklinik zu werfen.

Jeder Besucher soll sich künftig durch so eine Navigation schnell auf dem großen und weitläufigen Gelände zurechtfinden – ohne nachfragen zu müssen. Und so findet sich Ministerin Pfeiffer-Poensgen wenig später in einem Obergeschoss des Medizinischen Zentrums wieder. Von dort blicken sie und andere auf die Großbaustelle Kinderklinik, die sich mitten auf dem Campus befindet. Fertig sein soll das Gebäude – so der Plan – im zweiten Quartal 2023. Einzug und Inbetriebnahme sind wenig später geplant.

Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, blickt aus dem Fenster des Medizinischen Zentrum. Unten, auf der Baustelle, entsteht das neue Gebäude der Kinderklinik.
Isabel Pfeiffer-Poensgen, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, blickt aus dem Fenster des Medizinischen Zentrum. Unten, auf der Baustelle, entsteht das neue Gebäude der Kinderklinik. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was man nicht von diesem Standort sehen kann, wo aber auch gebaut wird, ist der Neubau der Nuklearmedizin mit dem Labor für Radiochemie. Dieser soll wie die Kinderklinik auch in 2023 fertiggestellt sein. Das Gros der Finanzspritze aus Düsseldorf fließt indes nicht in diese beiden Gebäude.

Ministern Pfeiffer-Poensgen, die sich nach Bewilligung der Finanzspritze vor Ort ein Bild über den Fortschritt machte, sagte: „Mit den zusätzlichen Mitteln aus dem NRW-Sonderprogramm kann das Universitätsklinikum Essen den Neubau der Pathologie und Rechtsmedizin entscheidend voranbringen.“ Von den insgesamt mehr als 140 Millionen Euro aus dem Programm werden dort 112,5 Millionen Euro bereitgestellt. Baubeginn ist im zweiten Quartal nächsten Jahres geplant, die Fertigstellung Ende 2025, Inbetriebnahme mit dem Start 2026.

So soll die Kinderklinik aussehen. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant.
So soll die Kinderklinik aussehen. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. © Universitätsmedizin Essen