Essen-Burgaltendorf. Ein Waldstück in Burgaltendorf kommt bei einer Auktion für 170.000 Euro unter den Hammer. Was den Käufer aus Essen antreibt.

„Wer kauft einen Wald?“, fragt sich Auktionator Klaus-Peter Großmann vor Beginn der ungewöhnlichen Versteigerung. Er kann da noch nicht wissen, dass zwei Essener Unternehmer den Preis gewaltig in die Höhe treiben werden. Insgesamt kommen 19 Objekte unter den Hammer – einige Immobilien und eben auch eine sechs Hektar große Waldfläche in Burgaltendorf.

Die Philharmonie ist gut gefüllt bei der zweiten Auktion des Auktionshauses Rhein-Ruhr. Die roten Stuhlreihen im RWE-Pavillon warten auf rund 120 Zuschauer, weitere 660 verfolgen die Auktion per Live-Stream auf YouTube. Es wird ruhig im Saal, wenn Auktionator Großmann die Eckdaten von einem Angebot vorliest und umso hektischer bei Bieterkämpfen, die auch gern mal länger dauern.

Auktionator Klaus-Peter Großmann leitet die Auktion in der Essener Philharmonie. Ein Teil der Bieter ist vor Ort, andere sind per Telefon zugeschaltet.
Auktionator Klaus-Peter Großmann leitet die Auktion in der Essener Philharmonie. Ein Teil der Bieter ist vor Ort, andere sind per Telefon zugeschaltet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Schon beim ersten Objekt schnellen die Schilder aus den Reihen in die Höhe. Mehrere Interessenten bieten um eine Immobilie in Schönebeck. „Nummer 53: Es ist noch nicht nötig, dass Sie sich selbst überbieten“, führt Großmann mit Humor durch das Programm und erteilt dem übereifrigen Bieter den Zuschlag. Zwischendurch öffnet sich die Tür. Stolze Besitzer verlassen den Saal, um ihren Kauf vom Notar im Nebenzimmer beglaubigen zu lassen. Andere treten ein und hoffen mit dem Bieterschild bewaffnet auf ihren Sieg.

Wanderwege müssen zugänglich bleiben

Vogelgezwitscher ertönt im Saal. Der Wald in Burgaltendorf ist an der Reihe. Bäume erscheinen auf der Leinwand. Die Eckdaten: „Wald-, Forst- und Erholungsfläche, 6,5 Hektar groß, Mindestgebot 118.000 Euro“, und das Rennen ist eröffnet. Ein Mann in Turnschuhen mit Camouflage-Sohle hebt sein Schild – Nummer 64. In der ersten Reihe sitzt ein Mann im Anzug, mit Knopf im Ohr. Er nickt ein paar Mal und streckt dann die Nummer 62 hoch. Abwechselnd geht es hin und her zwischen den beiden Bietern. Der Preis schießt in die Höhe. „Das scheint ein spannender Zweikampf zu werden“, sagt Großmann und erhöht den Bieterschritt von 2000 auf 5000 Euro. Kurze Zeit später endet der Zweikampf dann bei 170.000 Euro. Der Telefonbieter gewinnt.

Mit dem Kauf der Waldfläche gehen Verpflichtungen einher und die Nutzung ist eingeschränkt. Auf dem Grundstück gibt es öffentliche Wald- und Wanderwege, die nach dem Forstgesetz des Landes NRW zugänglich bleiben müssen. Außerdem darf nicht gebaut werden und im Grundbuch ist das Wasser- und Kanalleistungsrecht für die Stadtwerke verankert. Der Auktionator wundert sich über das hohe Ergebnis: „Ich habe damit gerechnet, dass der Wald eher für 130.000 Euro versteigert wird.“

Meistbietender: „Das ist eine Sensation“

Bieter Michael Curth nimmt seine Niederlage sportlich. „Ich wollte gern einen Wald in meiner Heimat schützen. Aber vielleicht kaufe ich woanders noch einen“, erklärt der Essener, der schon 87 Hektar Regenwald besitzt. Zweimal im Jahr fliegt der Immobilieninvestor nach Peru zu seinem Verein zur Rettung des Amazonas. Seine Turnschuhe sind übrigens aus Meeresplastik. Dafür hat Michael Curth die Schuhfirma Seads mitgegründet. Vor seinen Umweltaktivitäten war er in leitenden Funktionen bei McKinsey, Tengelmann und Klöckner tätig.

Sein Mitstreiter freut sich über den Sieg. Als er eine Woche vor der Auktion davon erfuhr, dass eine Waldfläche versteigert wird, witterte er seine Chance. „Das ist eine Sensation. Ein Wald, der dermaßen ortsnah ist und nicht drei Stunden entfernt in der Eifel“, sagt Christian Mauve am Telefon, der ein eigenes Software-Unternehmen in Essen betreibt und das Objekt eher als Kapitalanlage sieht. Er könne von seinem Büro im Steeler Wasserturm auf sein „Liebhaberstück“ gucken und sogar nach der Arbeit mit dem Rad hinfahren.

„Ich möchte auch ein paar Bäume pflanzen und erfahren, wie es ist, einen Wald wachsen zu sehen“, erklärt der 55-Jährige, der in Heidhausen lebt. Gespannt sei der Unternehmer auch auf die Auflagen, die er zu erfüllen hätte. „Ich muss mich in alles erstmal einlesen und die Fläche auch nochmal richtig besichtigen“, gibt der Unternehmer zu, der nur einmal kurz mit dem Auto am Wald vorbeigefahren sei. Das dürfte wohl ein längerer Rundgang werden. Der Wald hat ungefähr die Größe von neun Fußballfeldern.