Essen. In Essen fand die erste Immobilien-Auktion statt. Von den 17 angebotenen Objekten wechselten die meisten den Besitzer - Bieterkämpfe inklusive.
Es ist kurz nach 11 Uhr. Auktionator Klaus-Peter Großmann nimmt sein wichtigstes Requisit an diesem Tag in die Hand: ein kleiner schwarzer Hammer. Dieser wird in den kommenden drei Stunden im RWE-Saal der Philharmonie Menschen zu neuen Immobilienbesitzern schlagen. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Glückwunsch! Applaus.
Es ist die erste Immobilien-Auktion, die in dieser Form - abseits von Zwangsversteigerungen - in Essen stattfindet. Organisiert hat sie das neu gegründete Auktionshaus Grundstücksbörse Rhein-Ruhr. Dahinter stehen mehrere Makler und Immobilienexperten aus der Region. Großmann ist Aufsichtsratsvorsitzender.
17 Objekte kommen an diesem Tag unter den Hammer. Wer den Zuschlag bekommt, kauft noch am selben Tag. Zwei Notare sind vor Ort. Zur Premiere sind rund 100 Leute gekommen, einige verfolgen das Geschehen auch online. Nicht alle sind sie Bieter, auch viele Neugierige sind darunter.
Bieterwettstreit um Eigentumswohnung in Kettwig
Gleich das erste Objekt, das Großmann aufruft, ist begehrt. Das Mindestgebot für die Eigentumswohnung in Essen-Kettwig liegt bei 119.500 Euro. Zwei Zimmer, 60 Quadratmeter, Baujahr 1985. Der Auktionskatalog preist die „beste Innenstadtlage“ in der Ruhrstraße an. Schon vor der Versteigerung hat ein Interessent 120.000 Euro geboten. Doch dabei soll es nicht bleiben. In mindestens 2000-Euro-Schritten darf erhöht werden.
Vorteile solcher Auktionen
Vor allem für Verkäufer von Immobilien sind Immobilien-Auktionen interessant sein. Sie haben die Sicherheit, dass ihr Haus oder ihre Wohnung nur zu einem vorab festgelegten Mindestgebot unter den Hammer kommt. Nach oben gibt es keine Preisgrenze.
Der Vorteil für Käufer: Es gibt keine langen Verhandlungsrunden, kein Warten, sondern schnell Gewissheit, ob sie ein Objekt kaufen können. Der Verkäufer kann keinen Rückzieher mehr machen.
Mehrere Interessenten steigen ein: 126.000 Euro, 130.000, 138.000 Euro. Bei 140.00 Euro klopft Großmann schon zum zweiten Mal und fragt: Weitere Gebote? Der junge Mann im schwarzen Hemd mit der Bieternummer 55 erhöht auf 142.000 Euro. Doch er wird noch einmal übertrumpft von Nummer 21, einem Herren im stahlblauen Anzug, der 144.000 Euro aufruft. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Zuschlag. Die Wohnung erzielt 24.500 Euro mehr als das Mindestgebot - ein Plus von über 20 Prozent. Es scheint trotzdem noch ein marktüblicher Preis.
Landhotel im Münsterland erzielt 1,16 Millionen Euro
Von den 17 angebotenen Objekten werden an diesem Tag 14 verkauft. Darunter sind Eigentumswohnungen in Altenessen, Stadtwald, Kettwig. Ladenlokale, ein Supermarkt in Dellwig, ein Wohn- und Geschäftshaus in Bochold, ein Eigenheim in Mülheim.
Die spektakulärste Immobilie an diesem Tag ist jedoch ein Vier-Sterne-Landhotel im Münsterland nahe Schloss Raesfeld. Für das Objekt, das aus einer Insolvenz heraus verkauft wird, steht ein Mindestgebot von 790.000 Euro zu Buche. Ein Schnäppchen, wie Klaus-Peter Großmann findet. Gutachten haben das Haus mit dem 11.000 Quadratmeter großen Anwesen auf 2,5 Millionen Euro taxiert. Der Bieterkampf ist schnell entfacht. Die Gemeinde bietet mit und erhält schließlich den Zuschlag für 1,16 Millionen Euro.
Dass aber auch Kleinvieh Mist macht, zeigt eine kleine Restparzelle am Oberlehberg in Kettwig. Das 52-Quadratmeter-Minigrundstück steht für 2500 Euro im Auktionskatalog und wechselt schließlich für 5500 Euro den Besitzer. Eine Nachbarin des Grundstücks hat zugeschlagen.
Nächste Immobilien-Auktion in Essen im März 2021
Nach der Auktion zieht Klaus-Peter Großmann ein positives Fazit: Für die 14 verkauften Objekte sind 3,9 Millionen Euro zusammengekommen. Das sind fast 760.000 Euro mehr als die Mindestgebote offerierten. Mit dem Plus von 24 Prozent ist Großmann „mehr als zufrieden“.
Eine Fortsetzung ist bereits geplant: Am 19. März 2021 werden Großmann und sein Kollege Hendrik Zerres wieder den Auktionshammer schwingen.