Essener Norden. Um die Akutversorgung im Essener Norden zu sichern, gibt es große Pläne, die als Vorbild dienen sollen. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern.

Seitdem die Krankenhäuser im Essener Norden geschlossen sind, zerbrechen sich diverse Akteure den Kopf darüber, wie die Gesundheits- und vor allem die Akutversorgung wieder hergestellt werden kann. Derzeit ist eine breite Verunsicherung in der Bevölkerung zu spüren, die daher rührt, dass es keine Anlaufstelle für Notfälle mehr gibt.

Modernes Gesundheitszentrum, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten

Die Stadtverwaltung hat das Essener Institut for Health Care Business damit beauftragt, zu analysieren, wie ein modernes, wohnort-nahes Gesundheitszentrum aussehen müsste, das auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten ist und alle Fachbereiche berücksichtigt. Auf die Ergebnisse, die für September versprochen sind, warten alle mit Spannung.

An Ideen mangelt es nicht und alle haben eines gemeinsam: Im Essener Norden wird wohl kein Krankenhaus im landläufigen Sinne entstehen. Das entspricht nach Ansicht Politik und Verwaltung nicht dem aktuellen Zeitgeist. Vielmehr sind sie sich einig, dass der Stoppenberger Klinik-Standort wiederbelebt werden soll. Geplant ist ein Gesundheitszentrum, das zudem einen ambulanten operativen Bereich mit 24-Stunden-Überwachung bietet. Mehr Beratung soll es zudem geben und eine bessere Notfallversorgung.

Marienhospital als Psychiatrie-Standort

Contilia will derweil das alte Marienhospital als Psychiatrie-Standort mit weiteren Angeboten ausbauen, außerdem sollen sich die dringend benötigten Fachärzte dort ansiedeln. Der Klinik-Betreiber bleibt jedoch äußerst allgemein: „Aktuell arbeiten wir an den notwendigen Rahmenbedingungen und sind dazu mit dem Ministerium, den Behörden und den Vertretern der Stadt in einem guten Austausch.“

Deutlich konkreter werden die niedergelassenen Hausärzte und auch die Führungsetage des Universitätsklinikums. Sie stellen sich ein Smart-Ambulanz-Hospital im Norden vor. Dort gilt die Devise „digital vor ambulant vor stationär“. Die Einrichtung soll rund um die Uhr erreichbar sein, allerdings nur mit Überweisung oder per Krankenwagenanfahrt. Abgearbeitet werden Fälle, die keinen stationären Aufenthalt erfordern oder maximal eine 24-stündige Überwachung. In der Einrichtung soll es hochmoderne Geräte und Labormöglichkeiten geben. Ein weiterer Baustein ist die Telemedizin: Medizinische Expertise der niedergelassenen Ärzte vor Ort sowie von Krankenhäusern soll mit eingebunden werden.

Uniklinik soll Trägerschaft übernehmen, Geburtshaus geplant

Unter der Koordination der Universitätsmedizin könnten, angebunden in Lehre und Forschung, Tagesklinik, Facharztzentrum, Akutdiagnostik, Notfallversorgung und auch ein Geburtshaus entstehen. Die niedergelassenen Ärzte legen jedoch Wert auf ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung des Konzepts.

„Ich glaube, dass das eine gute Entwicklung sein könnte und es auch ein Modell für andere Städte und Regionen außerhalb Essens sein kann“, erklärt Thorsten Kaatze, Kaufmännischer Direktor des Uniklinikums. Die Schwierigkeit sei wie immer die Finanzierung, da komme es auch auf die Zusammenarbeit des Landes und der Stadt an. Kaatze: „Wir haben uns bereiterklärt, den Essener Norden zu unterstützen und glauben, dass wir mit diesem Konzept auch das Land überzeugen können.“ Das Smart-Ambulanz-Hospital könnte ein medizinisches Vorbild nicht nur für Essen sein, glaubt der Diabetologe und niedergelassene Hausarzt Tobias Ohde, der das Konzept maßgeblich mit entwickelt hat.

Die niedergelassenen Ärzte waren aufgerufen, sich an Zukunftsideen für die Gesundheitsversorgung im Essener Norden zu beteiligen und sie haben geliefert. In den nächsten Wochen wird es wieder runde Tische geben, an denen Oberbürgermeister Thomas Kufen mit den Ärzten, Verantwortlichen der Universitätsmedizin, der Altenessen-Konferenz und weiteren Akteuren beraten wird. Dann warten alle auf die Ergebnisse des Instituts for Health Care Business, bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden können.