Essen-Margarethenhöhe. Auf der Margarethenhöhe sollen über 30 Wohnungen, Kita-Räume und eine Senioren-WG in einem ungewöhnlichen Wohnturm entstehen.
Auf der neuen Margarethenhöhe in Essen soll ein neungeschossiges Gebäude mit Wohn- und Gewerbeflächen entstehen. Die Margarethe-Krupp-Stiftung (MKS) und ein Vertreter des Architektenbüros haben jetzt Oberbürgermeister Thomas Kufen ihre Pläne für das Gelände am Helgolandring/Borkumstraße vorgestellt. Was genau unter dem Titel „Greenliving Margarethenhöhe“ geplant ist.
Die Architektur des geplanten Neubaus auf dem Grundstück des ehemaligen Edeka-Marktes ist ungewöhnlich, vor allem durch die versetzt angebrachten gläsernen Balkone und die begrünte Fassade. Insgesamt sollen rund 3000 Quadratmeter Wohnfläche, aufgeteilt auf 30 bis 40 Mietwohnungen, entstehen. Im Erdgeschoss will sich die benachbarte Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt um mindestens eine Gruppe erweitern. Darüber soll eine betreute Wohngemeinschaft für Senioren, möglicherweise für Demenzpatienten, entstehen. Darüber sind auf sieben Etagen Mietwohnungen mit je 50 bis 100 Quadratmetern Wohnfläche, teils frei finanziert, teils öffentlich gefördert, geplant. Im Untergeschoss wird eine Tiefgarage entstehen.
Ein zweites Wohngebäude ist in Essen-Margarethenhöhe bereits angedacht
Nach ersten Schätzungen soll das Projekt im ersten Bauabschnitt rund 14 Millionen Euro kosten. „Möglicherweise wird das Gebäude später in einem zweiten Bauabschnitt um ein weiteres ähnliches Haus ergänzt“, so Michael Flachmann, Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung. Für den Entwurf des Bochumer Architektenbüros Tor 5 hatte sich eine Jury, unter anderem mit den Dezernenten Peter Renzel und Martin Harter, sowie der Aufsichtsrat der MKS entschieden.
Schon Margarethe Krupp legte Wert auf Nachhaltigkeit
Schon für Margarethe Krupp, die 1906 die nach ihr benannte Stiftung gründete, stand das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Neben einem hohen Anteil an Grünflächen für die Erholung der Bewohner sei schon damals großer Wert auf die soziale Struktur und optimierte Baukosten gelegt worden, was aus heutiger Sicht durchaus innovativ und zukunftsorientiert war.
„Insgesamt haben wir Konzepte bei fünf Büros in Auftrag gegeben und fünf spannende Entwürfe erhalten“, so Michael Flachmann. Der Entwurf von Tor 5 ist für den Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Renzel ein Leuchtturmprojekt, das in der Tradition des Gartenstadt-Architekten Georg Metzendorf steht und gleichzeitig modernen Anforderungen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerecht wird.
„Für uns ist in der Tradition von Margarethe Krupp, der Stifterin der Gartenstadt, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekt entscheidend“, so Michael Flachmann. Er hoffe auf einen Baubeginn im ersten Quartal 2023 und den Bezug des Neubaus Anfang 2025.
Architekt spricht von tanzenden Balkonen
„Das Gebäude, das seinen Charakter durch die ,tanzenden Balkone’ erhält, liegt mit knapp 30 Metern knapp unter Hochhaushöhe“, so Architekt Markus Wüllner, Mitinhaber des Büros Tor 5. Man habe Wohnraum durch Ausdehnung in die Höhe schaffen wollen, um möglichst wenig Fläche neu zu versiegeln. Das Gebäude passe sich in der Höhe an die im Umfeld bereits vorhandenen hohen Wohnblocks an. „Ich bin davon überzeugt, dass dieser Wohnturm später Anziehungspunkt für die Stadtrundfahrten sein wird, die sich heute ausschließlich durch die Altstadt der Margarethenhöhe schlängeln“, so Peter Renzel.
Baudezernent Martin Harter zog Parallelen zum bekannten Hochhauskomplex Bosco Verticale im italienischen Mailand und lobte die moderne Interpretation des Themas Gartenstadt. Mit dem Neubau verbindet sich laut MKS-Vorstand Flachmann auch die Hoffnung, dass inzwischen alleinstehende Bewohner, die sich kleiner setzen wollen, dort ein adäquates Zuhause finden und so größere Wohnungen und Häuser für Familien frei werden.
Das Problem der Nahversorgung bleibt erst einmal ungelöst
Ein Supermarkt, auf den viele Bewohner der neuen Margarethenhöhe seit langem hoffen, wird in dem Wohnturm allerdings nicht entstehen. Gespräche mit unterschiedlichen Firmen hätten aufgrund der Lage und der zur Verfügung stehenden geringen Quadratmeterzahl nicht zum Erfolg geführt, so MKS-Vorstand Flachmann. Man bemühe sich weiter und denke über eine Alternativfläche nach.
Der Edeka-Markt am Helgolandring hatte Ende 2019 geschlossen. Der Lebensmittelhändler hatte den Markt dort elf Jahre geführt. Für die Kunden auf der neuen Margarethenhöhe war die Nahversorgung mit der Schließung des Geschäftes zum Problem geworden, da es keine weiteren Geschäfte im Umfeld gibt und der Edeka-Markt am Marktplatz auf der alten Höhe besonders für ältere Menschen weit entfernt liegt. Auch örtliche Politiker hatten sich für neue Einkaufsmöglichkeiten stark gemacht.
Bisher waren alle Bemühungen gescheitert, denn die Fläche des alten Edeka-Marktes war mit unter 500 Quadratmetern sehr klein und die Konkurrenz, zum Beispiel durch die modernen Märkte in Holsterhausen, Rüttenscheid und Haarzopf, groß geworden.
Kita-Gruppe wurde in ein Mietshaus ausgelagert
Für die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt, die bisher eine ihrer Gruppen in ein benachbartes Mietshaus ausgelagert hat, ergeben sich durch den geplanten Bau neue Möglichkeiten. Neben einer zusätzlichen Gruppe ist auch ein Treffpunkt, eventuell mit Café-Bereich, angedacht.