Essen. Ein gehörloses Paar aus Essen sollte ohne Trauzeugen heiraten, nur der Gebärdendolmetscher sollte ins Standesamt kommen. Nun gibt’s eine Wendung.

Dass sie und ihr Mann nicht an der Trauung ihres Sohnes teilnehmen können, hatte Bea Weiland schon verdaut: „Wir warten zu Hause auf das Brautpaar, dekorieren die Wohnung und sorgen für Überraschungen.“ Was sie allerdings selbst überraschte, war der Umstand, dass bei der Zeremonie im Essener Gildehof am 2. Juli nicht einmal die Trauzeugen teilnehmen sollten. Nur ein Gebärdendolmetscher sollte zugelassen, weil der die Worte des Standesbeamten für das gehörlose Brautpaar überträgt.

Die Kneipen voll – das Standesamt verwaist

Dass keine weiteren Gäste zugelassen sein sollten, fand Bea Weiland angesichts sinkender Inzidenzen und zunehmender Lockerungen verwunderlich. Die Kneipen voll, dass Standesamt verwaist – wer kann das verstehen? Stadtsprecherin Silke Lenz erklärte dazu am Donnerstag (24. Juni): „Grundlage für das Vorgehen bei den Standesämtern ist die bundesweite Corona-Arbeitsschutzverordnung – und die gilt bis 30. Juni.“

Der Trautermin von Andreas Weiland fällt also nicht mehr darunter. Nur konnte das Standesamt bisher noch nicht sagen, was genau am 2. Juli gilt. „Wir sind gerade dabei, die Öffnung der Verwaltung insgesamt für die Zeit danach vorzubereiten, auch für die Standesämter haben wir verschiedene Szenarien“, erklärte Lenz am Donnerstag. Man werde die betroffenen Paare rechtzeitig informieren.

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Schon jetzt können an anderen Trauorten mehr Personen teilnehmen als im Gildehof, wo nur das Brautpaar willkommen ist. Im Rathaus Kray sind es zum Beispiel fünf Personen, an Bord der Weißen Flotte sieben, auf Zeche Zollverein zehn. Allerdings fallen für die ungewöhnlichen Locations höhere Kosten an. Die Stadt habe sich aber bemüht, auch den Paaren, die im Juni einen Gildehof-Termin gebucht hatten, einen etwas größeren Rahmen zu ermöglichen, sagt Sprecherin Lenz: „Wir haben ihnen angeboten, sich in der 22. Etage des Rathauses trauen zu lassen.“ Die gilt bekanntlich als Essens Empfangssaal.

Mutter des Bräutigams hofft auf Erinnerungsfotos

Am Freitag (25. Juni) meldete sich das Standesamt bei den Weilands: Nun dürfen sogar – inklusive Brautpaar – acht Personen an der Trauung am kommenden Freitag teilnehmen. Und diese Regelung gilt nicht nur für die Weilands. Laut Presseamt der Stadt werden ab Donnerstag, 1. Juli, in allen Trau-Bereichen je nach Raumgröße höhere Personenzahlen zugelassen. Im Gildehof sind es 8, Rathaus Heisingen: 10; Rathaus Kettwig: 6; Rathaus Kray: 18; Schloss Borbeck: 9; Weiße Flotte: 20 und Zeche Zollverein: 14. Die neuen Zahlen gelten auch für bereits angemeldete Eheschließungen. Weiterhin gelten Abstandsregeln und Maskenpflicht.