Essen. Seit zwei Wochen ist das Corona-Infomobil in Essen unterwegs. Das Interesse der Bürger bleibt gering. Wird das Mobil doch noch zum Impf-Bus?

Das neue Corona-Infomobil ist seit 2,5 Wochen in Essens Stadtteilen unterwegs, um Bürgerinnen und Bürger vor Ort über den Corona-Schutz aufzuklären. Am Dienstag (22.6) machte es zum dritten Mal Halt in Altenessen – und stand verlassen vor der Alten Kirche. Beim Ortsbesuch haben wenige Menschen Interesse an dem Angebot.

Dass grundsätzliches Interesse für den Corona-Schutz besteht, so Sebastian Klören, Bezirksleiter des Jugendamtes, hätten er und sein Team trotzdem schon festgestellt: „Viele fragen uns, ob wir sie impfen können. Das ist aber eben leider nicht möglich, da nach wie vor der Impfstoff knapp ist. Grundsätzlich bleibt die Idee aber im Hinterkopf, wenn Impfstoff in ausreichender Zahl zur Verfügung steht.“

Essener Infomobil stößt bei Bürgern auf wenig Interesse

Apropos Impfstoff: Zuletzt waren in Essen 1500 Impfdosen von Johnson & Johnson „übriggeblieben“, nachdem die Stadt 200 bereits ausgemachte Termine von Obdachlosen und Flüchtlingen abgesagt hatte. Nach einer Rückwärtsrolle light wurde der Personenkreis etwas angepasst – auf Flüchtlinge, die in einer Unterkunft leben und Obdachlose –, sodass nun weiter geimpft werden kann.

Doch ist dieser Kreis so groß, dass alle 1500 Dosen verimpft werden können? Auch bei der Stadt ging man vergangene Woche davon aus, dass Dosen aus diesem Kontingent übrig bleiben. Stadtsprecherin Silke Lenz stellt auf Nachfrage allerdings klar, dass das Info-Mobil auch in Zukunft nicht zum Impf-Mobil umfunktioniert werde:

„Unser Ansatz ist, so viel Aufklärung wie möglich zu leisten, niederschwellig und vor Ort und dabei auch individuelle Fragestellungen bestmöglich zu beantworten – und Impfwillige dann auf das gut funktionierende Gesundheitssystem in Essen zuzuleiten. Wir halten das für die bessere und nachhaltigere Vorgehensweise.“

Heike Breuers lässt sich von Ärztin Kerstin Nephuth beraten. Die 59-Jährige will wissen, wie sie in Essen einen Impftermin bekommen kann.
Heike Breuers lässt sich von Ärztin Kerstin Nephuth beraten. Die 59-Jährige will wissen, wie sie in Essen einen Impftermin bekommen kann. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Info-Mobil-Team geht ohne Fahrzeug auf den Altenessener Marktplatz

Lenz ist sich sicher, dass „keine Impfdosis verfallen“ werde, weil Johnson & Johnson neben Geflüchtete in Unterkünften und Obdachlose auch an über 60-jährige genesene Personen verimpft werde – aber eben nicht am Infomobil.

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Da dieses am Dienstagmittag in Altenessen niemand aufsucht, um sich über Corona-Impfungen zu informieren, ändert das Team um Ärztin Kerstin Nephuth spontan die Strategie: „Auf dem Marktplatz ist viel mehr los. Also haben wir uns entschieden, dort hinzugehen“, sagt Nephuth. Sie haben einige der Flyer, die eigentlich am Bus liegen sollten, mitgenommen, um Passantinnen und Passanten anzusprechen.

Corona-Beratung auf verschiedenen Sprachen

Da viele von diesen nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind, lautet die erste Frage immer: „Welche Sprache sprechen Sie?“ Direkt gefolgt von „Sind Sie schon geimpft?“ Die Antwort darauf lautet mittlerweile immer öfter: Ja. Das Beratungsangebot kommt für viele offenbar zu spät.

Doch auch mit Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, komme das Team häufig ins Gespräch. Auf dem Marktplatz spricht eine Sprachassistentin auf Bulgarisch mit zwei jungen Männern. Sie seien sehr skeptisch, lehnen eine Impfung ab. Den Informationsflyer lassen sie sich trotzdem in die Hand drücken.

Info-Mobil ändert bei geringer Nachfrage seine Route durch Essen

„Mir ist nicht bekannt, dass Personen auf den Bus oder die Berater zugegangen sind und sie in irgendeiner Form beschimpft haben“, sagt Klören.

Route des Info-Mobils

Das Corona-Info-Mobil macht jeden Tag für einige Stunden Halt in einem anderen Stadtteil. In Huttrop stand es bisher vorm „Schulz 20“, in Hörsterfeld vor dem Bürgerladen. Es stoppte außerdem auf dem Frohnhauser Markt und vor der Fatih Moschee in Katernberg. Die Route des Mobils werde an den Bedarf angepasst. Die Termine für die kommenden Woche stehen laut Stadt noch nicht fest.

Geplant ist, dass das Team noch bis voraussichtlich Ende Juli in Altenessen unterwegs sein wird. Man wolle in Zukunft auch den Standort wechseln und zum Beispiel in einem Wohnquartier Halt machen, um andere Zielgruppen zu erreichen, so Leiter Klören.