Essen. Auch die Stadt Essen will anlässlich des EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn ein Zeichen setzen. OB Thomas Kufen äußert Verärgerung über die UEFA.

Die Stadt Essen will ein Zeichen gegen Diskriminierung und Homophobie setzen: Anlässlich des Fußball-EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn weht seit dem Mittwochmorgen die Regenbogenfahne am Rathaus. Dies hat die Stadt in den sozialen Netzwerken angekündigt. Oberbürgermeister Thomas Kufen hat den Post auf seiner Facebook-Seite geteilt. „Ich habe mich sehr geärgert über den europäischen Fußballverband UEFA“, erklärte Kufen, der selbst homosexuell und seit Jahren mit einem Mann verheiratet ist.

Hintergrund der Solidaritäts-Symbolik ist der Streit um das in Regenbogenfarben beleuchtete Stadion in München als Austragungsort des entscheidenden Vorrundenspiels Deutschland gegen Ungarn, dessen Regierung ein neues Gesetz erlassen hat. Das verbietet unter anderem den Diskurs über und die Darstellung von Homosexualität in Medien für Jugendliche.

Die UEFA hatte die Regenbogenfarben am Stadion im München mit Verweis auf ihre politische Neutralität verboten und so nationalen wie internationalen Protest hervorgerufen. Viele Städte in Deutschland planen nun eigene Aktionen, um sichtbare Zeichen für Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung und Vielfalt zu setzen - darunter nun auch Essen.

Kufen zufolge hat die UEFA erst für die Politisierung gesorgt, die sie beklagt

Nach Ansicht von Oberbürgermeister Thomas Kufen handelt die UEFA nicht konsequent. Dass Manuel Neuer, der Kapitän der deutschen Mannschaft, bei den Spielen mit einer Regenbogen-Binde auflaufe, sei letztlich akzeptiert worden, da sei es unverständlich, dass diese Symbolik am Stadion nicht erlaubt sei. Kufen versteht das Hissen der Regenbogenfahne als Zeichen der Solidarität mit der Stadt München, die mit ihrem Antrag bei der UEFA scheiterte. Das Argument, man wolle den Sport nicht politisieren, dreht Kufen um: „Mit ihrer Weigerung hat doch erst die UEFA das Thema zu einem Politikum werden lassen.“

Der Essener Beitrag fällt dabei vergleichsweise klein aus. Andere Städte illuminieren ihre Stadien oder markante Gebäude, in Duisburg wird etwa der Turm der Stadtwerke in die Regenbogenfarben getaucht. Warum versucht die Stadt Essen nicht beispielsweise den Förderturm von Zollverein zu illuminieren? Kufen zufolge sei das so schnell nicht machbar. „Wir haben da keine Tradition. Das Naheliegendste war, wie am Christopher Street Day die Fahne zu hissen.“ Sie werde am Donnerstag dann wieder durch die städtische Fahne ersetzt.

Die Theater und Philharmonie GmbH bestätigte aber, dass das Grillo-Theater am Mittwochabend in den Regenbogenfarben illuminiert wird. An diesem Gebäude fanden bereits öfter Projektionen statt.

OB fühlt sich nicht persönlich verletzt – er handele im Namen der Bürger

Fühlt sich der Oberbürgermeister wegen seiner eigenen sexuellen Orientierung durch den gesamten Vorgang auch persönlich verletzt? „Nein, ich versuche das Amt und das Private zu trennen“, sagt Thomas Kufen. Er handele als Oberbürgermeister einer großen Stadt im Namen der Bürger. „Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit das so sieht wie ich und ein Zeichen für Toleranz und gegen Homophobie richtig findet.“