Essen-Karnap. Das Gewerbegebiet in Essen Karnap soll größer werden. Die Stadt erklärt, warum sie sich keine Lebensmittel-Läden oder Autohändler wünscht.

Aldi und Lidl sind schon da, ebenso wie das Penny-Zentrallager und DPD: Das 22 Hektar große Gewerbegebiet zwischen Karnaper Straße und Ruhrglasstraße ganz im Norden der Stadt soll aber noch weiter wachsen. Den entsprechenden Bebauungsplan sollen Bezirksvertretung und Bauausschuss in der kommenden Woche auf den Weg bringen.

Erweiterung des Gewerbegebiets um 2,8 Hektar

Auf dem Gebiet der ehemaligen Zeche Mathias Stinnes soll die Gewerbenutzung südlich in Richtung Bahnanlage um 2,8 Hektar erweitert werden. Das dicht bewachsene Grundstück gehört der Eisenbahn, die es selbst nicht mehr nutzen will. Uwe Kutzner, Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Planung, sieht das als positives Zeichen: „Da werden Arbeitsplätze entstehen, die wir dringend brauchen.“ Es gebe in Essen nach wie vor zu wenige Gewerbeflächen, das könne man dort gut ändern. So könne sich der ganze Stadtteil positiv entwickeln.

Mit dem Baugebiet wird das Ziel des Masterplans Einzelhandel der Stadt verfolgt, die Stadt- und Stadtteilzentren zu schützen und gleichzeitig Standorte insbesondere für produzierendes Gewerbe, Handwerk und Dienstleister festzulegen. Schreiner, Maler und Dachdecker stehen auf Kutzners Wunschzettel: „Der Platz wäre dafür ideal, Lärm wäre kein Problem, weil es an der Stelle keine Wohnbebauung gibt.“

Grundstücke preiswert und gut mit dem Auto zu erreichen

Er befürchtet, dass sich auch Lebensmittel-Discounter um die frei werdende Fläche bewerben werden. Doch Ronald Graf, Fachbereichsleiter im Amt für Stadtplanung, erklärt klipp und klar: „Weitere Lebensmittel-Discounter wollen wir dort nicht ansiedeln.“ Auch er weiß, dass der Einzelhandel sich gerne für frei werdende Gewerbe-Flächen bewirbt: Die Grundstücke sind preiswert und die Erreichbarkeit mit dem Auto oft ideal. Das gilt nicht nur für das Gebiet in Karnap, sondern auch für andere Gewerbegebiete in der Stadt.

Der Masterplan Einzelhandel der Stadt Essen legt aber Wert auf die Magnetwirkung eben jener Geschäfte in den Stadt- und Stadtteilzentren. Graf: „Wir haben den Glauben an unsere Zentren nicht verloren.“ Dort konzentrieren sich alle Angebote der Daseinsvorsorge, nicht nur Geschäfte, sondern auch Ärzte und Dienstleister. Einzelhändler, wie beispielsweise der Rewe am Karnaper Markt, dienen als Magnet und sind auch für jene gut zu erreichen, die kein Auto haben. Die Lebensmittel-Märkte bringen so Kunden-Frequenz, von denen die kleineren Läden profitieren würden und die Zentren bleiben lebendig.

Zuletzt hat es oft Standortwechsel von den großen Discountern gegeben, weil die alten Filialen flächenmäßig nicht mehr zeitgemäß waren. Die Nachnutzung der Ursprungs-Standorte gestaltet sich mitunter schwierig. In die ehemalige Aldi-Filiale an der Kupferdreher Straße ist Takko eingezogen, in Werden KiK, ebenso in Kettwig. „Wenn es eine Nachnutzung für die Gebäude gibt, ist das kein Problem“, so Kutzner und nennt als Beispiel die Immobilie an der Krablerstraße, wo die Awo mit ihrem Jugendhilfenetzwerk einzieht. Leerstände seien aber immer ärgerlich. „Früher hielten sich Geschäfte an einem Standort ewig.“

Bezirksvertretung und Planungsausschuss

Die Bezirksvertretung V - Altenessen, Vogelheim und Karnap - spricht in ihrer Sitzung am Montag, 14. Juni, ab 14 Uhr über den Bebauungsplan.

Danach steht er im Ausschuss für Stadtplanung am Donnerstag, 17. Juni, ab 15 Uhr auf der Tagesordnung. Beide Sitzungen finden im Rathaus am Porscheplatz statt. Interessierte sind willkommen.

Ronald Graf sieht für den Bestand der Discounter in dem Karnaper Gewerbegebiet jedoch keine Gefahr, Aldi habe dort schließlich erst im vergangenen Jahr eröffnet und die Kunden schätzen die gute Erreichbarkeit. Ebenfalls kritisch sieht Graf übrigens die Ansiedlung von Autohändlern: „Die brauchen viel Abstellfläche, sind aber wenig arbeitsplatzintensiv.“ Außerdem gebe es im Essener Norden wahrlich genügend Autohändler. Einige davon haben in den vergangenen Jahren mit illegalen Geschäften immer wieder auf sich aufmerksam gemacht.

Produzierendes Gewerbe, das gerne laute Geräusche verursachen darf bleibt also unterm Strich der Wunsch der Stadtplaner. Wenn der Aufstellungsbeschluss des Bauplans gefasst ist, soll es eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung geben und in rund zwei Jahren könnte sich eben jenes Gewerbe dort ansiedeln.