Essen-Steele. Die Zahl der Tauben wächst, die Helfer werden weniger: Die Arbeitsgruppe Stadttauben braucht dringend Hilfe. Sonst fürchtet sie weitere Probleme.

Die Sorge bei den Taubenschützern wächst: Sie haben in den vergangenen zwei Wochen immer mehr Jungtiere beobachtet. Zwar tauschen die Vereinsmitglieder der Arbeitsgruppe Stadttauben Steele seit Jahren in ihrem Schlag auf einem Parkhausdach Eier gegen Attrappen aus, doch das wird nicht mehr reichen, fürchten sie. „Wir brauchen dringend einen zweiten Schlag“, sagt die Vorsitzende Monika Hedtkamp. Es fehle zudem auch an Helfern, Geld und Verständnis für die Tiere.

Das Gehege zu Hause für kranke Tauben ist derzeit leer, zum Schlag schafft es Monika Hedtkamp (80) derzeit aus gesundheitlichen Gründen auch nicht. Tägliche Arbeiten wie füttern, sauber machen und Tiere kontrollieren übernehmen nun weitere Ehrenamtliche des Vereins Arbeitsgruppe Stadttauben. Doch die Eibergerin wird nicht müde zu werben: für ihre Arbeit und für die Tauben.

Zahl der Tiere wurde von 750 auf etwa 300 reduziert

Derzeit pflegt Monika Hedtkamp, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Stadttauben Steele, keine Tiere zu Hause, wo sonst kranke Tauben unterkommen.
Derzeit pflegt Monika Hedtkamp, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Stadttauben Steele, keine Tiere zu Hause, wo sonst kranke Tauben unterkommen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Es ist mehr als 20 Jahre her, als sie den Verein gründete, der heute rund 50 Mitglieder hat. Einige seien inzwischen gestorben, darunter auch ihr Mann, der stets mit angepackt hat. So sei es ihnen mit vereinten Kräften gelungen, die Zahl der Tiere von 750 auf etwa 300 zu reduzieren. Warum es jetzt wieder so viele werden, das kann sie nur vermuten. Möglicherweise seien es Züchter, die nun in Pandemiezeiten ihre Schläge öffneten.

Fest steht, dass diese verwilderten Haustauben in der Steeler City nicht willkommen sind. „Dabei hat erst der Mensch diese Tiere für seine Zwecke genetisch verändert“, sagt Monika Hedtkamp. Eine Folge dieser Zuchtwahl sei es, dass die Tiere ganzjährig brüteten. Statt sich um diese Auswirkungen zu kümmern, würden die Tiere lediglich mit Stacheln, Netzen oder Strom ferngehalten. Und vermehren sich weiter. „So hat dieses unerwünschte Federvolk kein Zuhause und findet auch keine artgerechte Nahrung“, erklärt die Vorsitzende die Folgen.

Im Taubenschlag werden die Tauben versorgt, mit Futter, Wasser und Pflege

Helfer für die Arbeitsgruppe Stadttauben gesucht

Der Verein Arbeitsgruppe Stadttauben Steele sucht dringend weitere Mitglieder und ist zudem auf Spenden angewiesen. Denn die Versorgung der Tiere koste bis zu 300 Euro jede Woche, überschlägt die Vorsitzende Monika Hedtkamp.

Sie hat auch schon über Patenschaften für die Tiere nachgedacht, um deren Versorgung finanziell sicherzustellen. Wer spendet, erhält eine Quittung darüber.

Kontakt zum Verein unter: 0201-535108 oder 0151-74115545

Im Taubenschlag werden die Tauben versorgt, bekommen Futter, Wasser und bei Bedarf Pflege – aber keinen Nachwuchs. Nun sei die Zahl der Tiere aber derart gestiegen („es sind vielleicht rund 1000“), dass ein Schlag nicht mehr ausreiche. „Wir können die Eier all dieser Tiere nicht mehr austauschen“, sagt Monika Hedtkamp über ein Problem, mit dem sie sich allein gelassen fühlt. Seit etwa zwei Wochen beobachte sie Unmengen Jungtauben: „Das hätten wir verhindern können.“

Nun können die Vereinsmitglieder zunächst mit finanzieller Hilfe von der Bezirkspolitik ihren Schlag ausbessern und erneuern. Und sie hoffen auf weitere helfende Hände und Mitstreiter, die gern Verantwortung übernehmen möchten. „Wer sich für das Leid der Tiere interessiert, kann bei uns gern kreativ werden und sich mit seinen Ideen einbringen“, erklärt Monika Hedtkamp. Viele Vereinsmitglieder seien aus Altersgründen nicht mehr aktiv.

Politik stuft das Problem als stadtweites ein

Auf dem Dach eines Steeler Parkhauses befindet sich der Schlag, in dem die Tiere versorgt und ihre Eier ausgetauscht werden.
Auf dem Dach eines Steeler Parkhauses befindet sich der Schlag, in dem die Tiere versorgt und ihre Eier ausgetauscht werden. © Julia Tillmann / FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

„Die Betreuung der Tiere hat uns auch sensibilisiert“, sagt die Vorsitzende, die hofft, die Stufen zum Schlag bald auch wieder selbst zu schaffen. Denn es reiche nicht nur, über die Taubenplage und den Dreck in der City zu klagen, man müsse auch handeln. Das gelte ebenso für die Zuständigen der Stadt. Ein Anliegen, das auch bereits aus der Politik laut wurde, die das Problem als stadtweites einstufte und ein Konzept forderte. Die Stadt lehnte das seinerzeit ab.

Für Monika Hedtkamp aber bedeutet nicht nur die Aufgabe viel, auch die Tauben hätten etwas bewirkt, denn sie hat Verantwortung übernommen („Sie müssen hingehen, dann erleben sie das“). Als sie aus ihrem Berufsleben im Büro als Stenotypistin ausgestiegen ist, hat sie angefangen, sich mit den Lebensumständen der Stadttauben zu befassen und diese versorgt: „Ich lebe halt mit den Tieren, auch wenn mancher das belächelt.“ Nun hofft sie zudem, bald einen Nachfolger für den Vorsitz und weitere Ehrenamtliche für den Verein und die Herausforderungen zu finden. Ansonsten werde das Drama noch größer – für alle.