Essen-Steele. Zahl der Stadttauben steigt, gleichzeitig fehlen Gelder und Helfer: Politik sieht Stadt in der Pflicht. Die lehnt stadtweites Konzept bislang ab.
Der Verein Stadttauben schlägt in Steele Alarm wegen der steigenden Zahlen der Tiere, während die Politiker nun die Stadt in die Pflicht nehmen wollen: „Das ist ein stadtweites Problem“, sagt Michaela Heuser (SPD). Daher fordern die Bezirksvertreter längst ein stadtweites Konzept. Die Stadt lehnt bei dem Thema bislang ab, eine kommunale Pflicht gebe es nicht. Große Not gebe es durchaus, sagen diejenigen, die sich ehrenamtlich kümmern.
Vor rund 20 Jahren sah die Eibergerin Monika Hedtkamp genau diese Not in der Steeler City. Während viele über die Taubenplage klagten, packte sie an und macht das auch im hohen Alter bis heute täglich. Sie füttert die Tiere auf dem Dach eines Parkhauses, wo der Schlag steht, in dem sie dann die Eier gegen Attrappen tauscht. Die Zahl von anfangs etwa 750 Tieren sei auf rund 300 zurückgegangen, beziffert sie den Erfolg.
Dem Verein Stadttauben fehlt es an Unterstützung und Geld
Dieser Erfolg steht nun allerdings auf der Kippe, nicht nur, weil Unterstützung und Geld (jede Woche ca. 300 Euro) fehlen, sondern weil zuletzt immer mehr Jungtiere ihren Schlag ansteuern. Ihre Vermutung: Möglicherweise lösten Züchter Schläge auf, vielleicht habe Corona diese Lage verschlimmert. Längst fordert Monika Hedtfeld einen zweiten Schlag für Steele, denn die Eier müssten dringend ausgetauscht werden. Sonst würde die Zahl der Tauben weiter steigen: „Das aber kann verhindert werden“, weiß sie aus Erfahrung.
„Wir schätzen die Arbeit des Vereins sehr“, sagt Monika Heuser aus Sicht der Politik, die diese ehrenamtliche Arbeit bis zum Ende des Jahres mit 1500 Euro unterstütze. Aber dabei wollen sie es nicht beruhen lassen. „Die Stadt muss tätig werden, denn es hilft ja keinem, wenn sich ein Verein in Steele kümmert und die Tiere sich in anderen Stadtteilen weiter vermehren“, sagt sie zur Situation.
Widerstand der Nachbarn bei Plänen für zweiten Schlag
Die Situation in Steele spitze sich immer mehr zu, formulieren die Bezirksvertreter in Richtung Stadt. Sie wissen, dass die Taubenschützerin ihren Schlag auf dem Parkhaus in Steele (einer städtischen Immobilie), wegen ihres Alters und der fehlenden finanziellen Mittel nicht mehr lange wird betreiben können.
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Gleichzeitig habe der Verein Stadttauben einen neuen Taubenschlag am Steeler S-Bahnhof (Buschstraße) geplant, wo jedoch bereits Widerstand aus der Nachbarschaft deutlich geworden sei. Da dieses Thema die Bezirksvertretung VII seit Jahren beschäftige, wollen die Politiker dranbleiben und erneuern ihre Forderung an die Stadt, zu handeln.
Politik will bei dem Thema nicht locker lassen
Taubenabwehr in Essen-Kray
Als dramatisch schilderten zuletzt Politiker wie Klaus-Dieter Feige (CDU) die Situation westlichen Gehweg der Unterführung Krayer Straße / S-Bahnhof Steele. Es gäbe erhebliche Mengen Taubenkot, da die Tauben an den Widerlagern, Werbetafeln, Beleuchtungskörpern und Beschilderungen landeten. Die vorhandenen Vergrämungen seien nur unzureichend vorhanden und nutzlos. Die Bezirksvertretung forderte auch hier Abhilfe von der Stadt.
Hier kümmerten sich Stadt, der Stadttauben-Vereins und eine beauftragte Firma, um brütende Tauben aus aus den Widerlagern zu entfernen und das Vogelabwehrnetz instand zu setzen. Auf den Lampen sollen Taubenabwehrspikes helfen. Für die Werbetafeln sei die entsprechende Firma zuständig, diese werde kontaktiert.
„Die Taubenpopulation ist seit über 20 Jahren Gegenstand in diversen Gremien“, bestätigt die Verwaltung zum Thema bereits Frühjahr im Schreiben an die Bezirksvertretung. „Dabei habe sich immer wieder die Frage nach einer etwaigen ordnungsrechtlichen oder tierschutzrechtlichen Pflichtaufgabe der Stadt hinsichtlich eines Konzeptes für Teile, weite Teile oder auch für das gesamte Stadtgebiet gestellt“, heißt es weiter.
Da die Stadt die Frage nach einer kommunalen Pflicht oder Zuständigkeit für beide Rechtsbereiche (Ordnungs- und Tierschutzrecht) verneint, gebe es keine Möglichkeit, den Verein zu unterstützen. Das gelte für „städtische materielle oder personelle Mittel“, auf die nicht zurückgegriffen werden könne. Auch das jetzt angefragte gesamtstädtische Konzept sei nicht zu erwarten, formuliert die Verwaltung und spielt das Thema an Bürger und Politiker zurück.
Geht es nach diesen, mögen sie das so nicht auf sich beruhen lassen. Michaela Heuser: „Die Stadttauben und ein stadtweites Konzept werden uns auch in der kommenden Ratsperiode beschäftigen.“