Essen. Am Ruhr-Kolleg in Essen-Huttrop können Erwachsene ihr Abi nachholen. Seit Jahren steckt die Schule in der Krise, nun scheint das Ende gekommen.
Dem traditionsreichen Ruhr-Kolleg im Essener Stadtteil Huttrop droht nach mehr als 60 Jahren das endgültige Aus. Die Schule, an der Erwachsene ihr Abi nachholen können, soll zum Sommer 2022 geschlossen werden. So plant es die Schulverwaltung.
Nachdem die Schule wegen zu geringer Anmeldezahlen bereits im Jahr 2018 ernsthaft von einer Schließung bedroht war, scheint es – anders als vor drei Jahren – diesmal keine Möglichkeit des Fortbestands zu geben: Die aktuellen Zahlen zwängen „den Schulträger dazu, schulorganisatorische Maßnahmen einzuleiten“, heißt es in einer Beschlussvorlage für den Schulausschuss, der am Mittwoch tagt. Mit „schulorganisatorischen Maßnahmen“ sind in der Regel Schließungen gemeint; es ist ausdrücklich von einer Auflösung der Schule im Sommer 2022 die Rede.
Die meisten Schüler am Ruhr-Kolleg kommen nicht bis zum Abi
So argumentiert die Schulverwaltung: Die Zahlen belegen, dass das Ruhr-Kolleg mittlerweile mehrheitlich von Schülern besucht wird, die in der Regel nicht bis zum Abi kommen.
Fürs Schuljahr 2011/12 meldeten sich noch 120 Erwachsene an, um ihr Abi nachzuholen, fürs laufende Schuljahr waren es nur noch 50. Gleichzeitig stieg die Zahl der Teilnehmer so genannter „Vorkurse“ an – das sind Lehrgänge, in denen Grundlagen vermittelt werden. Zählte der „Vorkurs“ vor neun Jahren sieben Schüler, waren es zuletzt 110. Fazit der Verwaltung: „Angebot und Ziel des Ruhr-Kollegs – nämlich das Erreichen des (Fach-)Abiturs – entsprechen nicht dem Leistungsprofil der Schülerschaft.“ Die Vorkurse werden mehrheitlich von Geflüchteten und so genannten „Seiteneinsteigern“ besucht.
Erste Schließungsdiskussionen vor drei Jahren
Vor drei Jahren, als man laut über eine Fusion des Ruhr-Kollegs mit einer vergleichbaren Schule in Oberhausen nachdachte, gab man nach intensiven Diskussionen dem Ruhr-Kolleg noch mal Zeit: Damals sollte der Schule die Möglichkeit gegeben werden, die Schülerzahlen zu stabilisieren. Derzeit liege das Ruhr-Kolleg deutlich unter dem Minimum, was die Schülerzahlen angeht. Das bereite dauerhaft Probleme in der Lehrerversorgung und im Kursangebot.
Die jungen Erwachsenen, die derzeit ihr Abi am Ruhr-Kolleg nachholen, könnten ans Nikolaus-Groß-Abendgymnasium des Bistums wechseln. Wer einen Haupt- oder Realschulabschluss nachholen will, kann dies auch an der VHS oder an der Abendrealschule Eiberg tun. Mit jedem einzelnen Schüler, betont Schuldezernent Muchtar Al Ghusain, würden jetzt Gespräche geführt. „Uns geht es nicht darum, eine einzelne Schule zu schließen“, sagt Al Ghusain, „sondern stadtweit dem zweiten Bildungsweg Perspektiven eröffnen.“