Essen. . Die Stadt will eine „ergebnisoffene Prüfung“ der Zukunft seiner Weiterbildungskollegs. Betroffenes Ruhr-Kolleg plädiert für seinen Verbleib.
Das Ruhr-Kolleg will bei der Diskussion um seine Zukunft nicht kampflos die Flügel strecken. In einer Stellungnahme argumentiert das traditionsreiche Weiterbildungskolleg in Huttrop für den Bestand der Schule mit zahlreichen Punkten.
Wie berichtet, plant die Stadt eine „ergebnisoffene Prüfung“ der Perspektiven seiner beiden Weiterbildungs-Kollegs. Das Ruhr-Kolleg in Huttrop und die Abendrealschule in Eiberg verzeichnen seit Jahren sinkende Schülerzahlen. Die Statistik wird derzeit vor allem mit Flüchtlingen aufgefangen, die in so genannte Vorkurse gehen. Der Rückgang der Zahl von Kandidaten, die am Ruhr-Kolleg das Abi nachmachen oder an der Abendrealschule einen mittleren Abschluss, hat auch mit den Berufskollegs zu tun, die verstärkt Bildungsgänge mit Abi oder Fach-Abitur anbieten.
Schule leistet Beitrag zur Überwindung sozialer Ungleichheit
„Die Berufskollegs können einen großen Anteil unserer Klientel nicht auffangen“, schreibt der Lehrer-Rat des Ruhr-Kollegs jetzt. Berufstätige oder junge Mütter würden durchs Raster der Berufskollegs fallen. Grundsätzlich sei die Arbeit des Ruhr-Kollegs weiter von Bedeutung – allein, um die großen sozialen Unterschiede im Essener Stadtgebiet weiter zu bekämpfen. „Eine stärkere Unterstützung durch die Stadt könnte effektiver sein als diverse Stadtteil-Projekte“, schreiben die Pädagogen.
Die Schulverwaltung hat eine Vorlage erstellt, mit der sich der Schulausschuss in der kommenden Woche beschäftigen wird. Darin heißt es, mit einer überraschenden Zunahme der Schülerzahlen an beiden Kollegs sei kaum noch zu rechnen. Was so nicht stimmt, hält der Lehrer-Rat des Ruhr-Kollegs entgegen: „Das Land prognostiziert steigende Zahlen.“ Allgemein hält man am Ruhr-Kolleg die Vorlage für „sehr tendenziös und schlecht recherchiert“. Eine „ergebnisoffene Prüfung“, wie von der Stadt angekündigt, sei kaum möglich, „bevor die Amtsträger überhaupt vor Ort waren, um sich zu informieren.“ Nach Angaben des Lehrer-Rats hat der städtische Schul-Dezernent Muchtar Al Ghusain einen Besuch des Kollegs für den 21. November angekündigt. Al Ghusain hatte der Redaktion gegenüber berichtet, die Schule in den Prozess mit einzubinden.
Schulgebäude war nie als reguläre Schule gedacht
Will die Stadt das Ruhr-Kolleg schließen, weil sie Schulraum braucht? Diesem Verdacht setze sich die Verwaltung nach Meinung des Ruhr-Kollegs deutlich aus, wobei man in Huttrop der Meinung ist, dass das denkmalgeschützte Gebäude an der Seminarstraße für den Betrieb einer Regelschule überhaupt nicht geeignet sei: Es war nie als Schulgebäude gedacht, sondern zunächst als Lehrer-Seminargebäude. Es gebe keine genügend großen Außenflächen, die Unterrichtsräume seien zu klein, Fluchtwege und sanitäre Anlagen entsprächen nicht den Standards.